Papst Franziskus bei der Morgenmesse Papst Franziskus bei der Morgenmesse  (Vatican Media)

Frühmesse: Drei Formen der Armut

Über drei Formen der Armut hat Papst Franziskus am Donnerstag bei der Frühmesse in seiner Residenz Santa Marta gesprochen: drei Formen der Armut, zu denen Christen berufen sind. Die erste besteht darin, Reichtum aufzugeben, die zweite ist das Akzeptieren von Verfolgung um des Evangeliums willen, und die dritte ist die Armut der Einsamkeit.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Franziskus ging in seiner Überlegung diesmal vom Tagesgebet aus, in dem von der Liebe des Herrn zu den Armen die Rede ist. Das Tagesevangelium (Lk 10,1-9) spricht dann von der Aussendung der 72 Jünger in die Armut – „nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe“ – denn der Herr will, dass seine Nachfolger sich in Armut auf den Weg machen.

Es geht darum, ein „armes Herz" zu haben, erklärte Franziskus. „Wenn im apostolischen Werk Strukturen oder Organisationen nötig sind, die ein Zeichen von Reichtum zu sein scheinen, nutzt sie gut - aber mit Abstand.“ Wer Jesus nachfolgen wolle, dürfe „keine Angst vor der Armut haben, im Gegenteil: Er muss arm sein", verdeutlichte Papst Franziskus.

Armut der Verfolgung wegen des Evangeliums

Die zweite Form der Armut ist Verfolgung. „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“, sagt Jesus im Tagesevangelium zu den 72 Jüngern. Schafe und Wölfe: Diese Situation ist heute sehr präsent. Franziskus mit einem Eindruck aus der Synode:

„Gestern erzählte ein Bischof aus einem dieser Länder, in dem Verfolgung herrscht, von einem katholischen Jungen, der von einer Gruppe Jugendlicher attackiert wurde, die die Kirche hassen, Fundamentalisten. Er wurde geschlagen, in einen Brunnen geworfen und dann mit Schlamm bedeckt. Am Ende, als der Schlamm ihm bis zum Hals reichte, riefen sie ihm zu: ,Sag zum letzten Mal: Verzichtest du auf Jesus Christus? - Nein!' Da warfen sie einen Stein hinunter und töteten ihn. Wir haben es alle gehört. Und das ist nicht aus den ersten Jahrhunderten: das war vor zwei Monaten. Wie viele Christen leiden heute unter physischer Verfolgung: ,He, das ist Blasphemie! An den Galgen!'" 

Hier zum Hören:

Franziskus erinnerte an weitere, nicht-physische Formen der Verfolgung:

„Die Verfolgung durch Verleumdungen und Gerüchte. Stillschweigend nimmt der Christ diese Form der Armut hin. Manchmal ist es notwendig, sich zu verteidigen, um keinen Skandal zu verursachen.... Die kleinen Verfolgungen in der Nachbarschaft, in der Pfarrei... klein, aber sie sind der Beweis: der Beweis der Armut.”

Die Armut, sich verlassen zu fühlen

Die dritte Form der Armut: die der Einsamkeit, der Verlassenheit. Franziskus erinnerte an Johannes den Täufer.

„Ich denke an den größten Mann der Menschheit, und diese Qualifikation kommt aus dem Mund Jesu: Johannes der Täufer; der größte Mann, der von einer Frau geboren wurde. Ein großer Prediger: Die Menschen gingen zu ihm und empfingen die Taufe. Wie war sein Ende? Allein, im Gefängnis. Denkt darüber nach, was ist eine Zelle und was waren die Zellen jener Zeit.... Allein, vergessen, hingeschlachtet wegen der Schwäche eines Königs, dem Hass einer Ehebrecherin und der Laune eines Mädchens: So endete der größte Mann der Geschichte. Und ohne so weit zu gehen: In Altenheimen leben so viele Priester und Ordensfrauen, die ihr Leben lang gepredigt haben. Sie fühlen sich allein, allein mit dem Herrn; niemand erinnert sich an sie.“

Und Franziskus lud dazu ein, dafür zu beten, dass alle die Armut akzeptieren, die Jesus nachfolgen: „Priester, Schwestern, Bischöfe, Päpste, Laien, damit sie den Weg der Armut zu gehen wissen, den der Herr will.“

(vatican news – gs)

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18. Oktober 2018, 11:58
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