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Papst Franziskus bei der Frühmesse am Donnerstag Papst Franziskus bei der Frühmesse am Donnerstag  (Vatican Media)

Frühmesse: Nein zum Neid, der tötet

Der Tod ist durch den Neid des Teufels auf die Welt gekommen. Daran erinnerte Papst Franziskus in seiner Frühmesse am Donnerstagmorgen. Der Weg Jesu aber führe „von der Beleidigung zur Versöhnung, vom Neid zur Freundschaft.“

Silvia Kritzenberger und Alessandro Di Bussolo – Città del Vaticano

Im vatikanischen Gästehaus Santa Marta prangerte der Papst die Sünde des Neids an. Ausgehend vom Tagesevangelium, in dem Jesus die Brüder anhält, nicht der Sünde des ungerechten Zorns zu erliegen (Mt 5, 20-26), führte Franziskus aus, wie Zorn, Neid und Beleidigung zum „Rufmord“ führen können.

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„Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, damit er dich nicht dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst“, heißt es dort: schon Jesus habe seinen Jüngern also die Devise „der Klügere gibt nach“ ans Herz gelegt, mit der wir auch heute noch gut beraten seien, erläuterte Franziskus. Ausgehend von dem Beispiel eines Menschen, der grundlosen Zorn hegt, geht Jesus bei seinen Betrachtungen zu einer noch schwerwiegenderen Sünde über: der Sünde der Beleidigung.

„Wenn es ums Schimpfen geht, kennt unsere Fantasie keine Grenzen“

Gegen das blumige Repertoire an Schimpfwörtern, aus dem wir heute schöpfen können, klängen die von Jesus aufgelisteten Beleidigungen fast schon harmlos, gab Franziskus schmunzelnd zu bedenken. Jesus aber habe nicht nur gesagt: „Du sollst nicht töten“, sondern auch: „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein.“ Schon einen Bruder als „Dummkopf“ oder „Narr“ zu betiteln, sei also fatal, führe uns auf einen Weg, der den anderen abwertet, ihm seine Würde nimmt. Und das bedeute Ausgrenzung – und letztendlich den gesellschaftlichen Tod, warnte Franziskus.

„Wenn es ums Schimpfen geht, kennt unsere Fantasie keine Grenzen“, meinte Franziskus. Wir müssten nur daran denken, wie wüst sich Autofahrer in den Stoßzeiten oft beschimpfen würden. Und aus kleinen, einfach so dahingesagten Beleidigungen würden schnell große Beleidigungen werden, warnte der Papst.

„Wenn wir uns auf den Schlips getreten fühlen, gehen wir sofort in die Offensive“

Andere zu beleidigen, sei gerade deshalb so gefährlich, weil es oft aus Neid geschehe. Körperlich oder geistig Schwächere stellten keine Bedrohung für uns dar, und deshalb hätten wir auch nicht das Bedürfnis, sie zu beleidigen.

„Wenn wir uns aber auf den Schlips getreten fühlen, gehen wir sofort in die Offensive,“ führte Franziskus weiter aus. „Dann stellen wir den anderen einfach als Versager hin: als jemanden, der in der Gesellschaft, in der Familie versagt, geistig beschränkt ist, integrationsunfähig… Und das ist fatal: es zerstört seine Zukunft, nimmt ihm jede Perspektive. Und was dahinter steckt, ist Neid. Wenn ich mich bedroht fühle, lässt mich der Neid in die Offensive gehen, andere beleidigen. Hinter fast jeder Beleidigung steckt purer Neid!“

„Eine Seele, die vergiftet ist, will nur noch eines: dem anderen den tödlichen Schlag versetzen“

Schon das Buch der Weisheit wisse zu berichten, dass der Tod durch den Neid des Teufels in die Welt gekommen ist, erklärte der Papst weiter. Und Neid bringe Tod. Wir sollten also nicht vorschnell behaupten, dass uns Neid fremd sei. Der Neid sei nämlich oft versteckt – wenn er aber erst an die Oberfläche komme, setze er sein ganzes Zerstörungspotential frei. Dann würden wir „grün werden vor Neid“– und eine Seele, die vergiftet ist, „ Gift und Galle speit“, wolle nur noch eines: dem anderen den tödlichen Schlag versetzen. Jesus aber helfe uns , diesen Teufelskreis zu unterbrechen, so Franziskus: er lasse uns beim Gebet, in der Messe, erkennen, dass wir anderen nicht zürnen dürften, sondern uns mit ihnen versöhnen müssten:

„Jesus ist radikal. Aber Versöhnung hat ja auch nichts mit gutem Benehmen zu tun: sie ist radikal. Sie will nicht nur die Würde des anderen, sondern auch meine Würde respektieren. Von der Beleidigung zur Versöhnung, vom Neid zur Freundschaft: Das ist der Weg, den uns Jesus heute vorgibt.“

„Aber wie schön ist es doch, niemals zu beleidigen“

Abschließend gab der Papst seinen Zuhörern noch einen Rat mit auf den Weg: man solle immer darüber nachdenken, wie und wann man andere beleidigt:

„Wann verbanne ich jemanden mit einer Beleidigung aus meinem Herzen? Und wenn ich es tue, tue ich es dann aus jenem Neid heraus, der den anderen zerstören will – aus Angst, dass er uns in den Schatten stellen könnte? Keine einfache Frage!... Aber wie schön ist es doch, niemals zu beleidigen! Es ist schön, weil man dann auch anderen etwas gönnt, sie wachsen lässt. Möge uns der Herr diese Gnade geben!“

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14. Juni 2018, 14:11
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