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Messe in der Kapelle Santa Marta Messe in der Kapelle Santa Marta  (Vatican Media)

Frühmesse: Den Glauben übermittelt man mit Mut und Zeugnis

Um die Übermittlung des Glaubens drehte sich die Predigt des Papstes bei der Frühmesse an diesem Freitag.

Christine Seuss - Vatikanstadt

In der Kapelle seiner Vatikanresidenz Casa Santa Marta kommentierte der Papst den zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus, in dem Paulus seinen Schüler an dessen „aufrichtigen Glauben“ erinnert. Die Kirche gedenkt am 26. Januar, dem Tag nach dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, seiner beiden bekanntesten Schüler, Titus und Timotheus.

Drei Worte aus dem Schreiben des Apostels, so betonte der Papst bei seinen Überlegungen, zeigten deutlich auf, wie der Glauben zu übertragen sei. Diese Worte seien „Sohn“, wie Paulus Timotheus nennt, „Zeugnis“ und, ausgehend von der genannten Mutter und Großmutter des Timotheus, „Mutterschaft“.

 

Die Torheit der Predigt

 

Paulus habe Timotheus „mit der Torheit der Predigt“ gezeugt, und das sei „seine Vaterschaft“, erläuterte Franziskus den Teilnehmern an der Messe. In dem Brief tauchten auch Tränen auf, denn Paulus versüße seine Ankündigung nicht mit Halbwahrheiten, unterstrich der Papst. Vielmehr trage er sie mit Mut vor. Dies mache den Apostel zum „Vater“ von Timotheus. Das Predigen dürfe nicht „lauwarm“ sein:

„Das Predigen – verzeiht mir das Wort – ,ohrfeigt´, es ist eine Ohrfeige, eine Ohrfeige, die dich berührt und vorwärts trägt. Paulus selbst sagt: ,die Torheit der Predigt´. Es ist eine Torheit, denn zu sagen, dass Gott erst zum Mensch wurde, dann gekreuzigt worden und schließlich auferstanden ist… Was haben die Einwohner Athens zu Paulus gesagt: ,Jaja, übermorgen werden wir dich hören…´ Im Predigen des Glauben ist immer ein ,Krümelchen Torheit´. Und die Versuchung ist der falsche gesunde Menschenverstand, diese Mittelmäßigkeit: ,Aber nein, wir scherzen nicht, das ist nicht für so lange…´, der lauwarme Glaube.“

 

Das Zeugnis gibt den Worten Kraft

 

Das zweite Wort in dem Brief ist „Zeugnis“. Der Glaube, so betont Franziskus, muss mit dem Zeugnis übermittelt werden, das den Worten Kraft verleiht. „Wie sehr sie sich lieben“, sagten die Menschen von den ersten Jüngern und erkannten daran, dass sie Christen waren.

„Heute, in manch einer Pfarrei, da geht man hin und hört, was sagt man von dem und von jenem… Anstatt zu sagen, wie sehr lieben sie sich, kommt Lust, zu sagen, wie sehr häuten sie sie sich! Ja, die Zunge ist ein Messer, mit dem man den anderen häutet! Und wie kannst du den Glauben in einer Luft vermitteln, die so sehr mit Geschwätz und Verleumdung geschwängert ist?“ Vielmehr sei hier ein Zeugnis vonnöten, fuhr Franziskus fort.

„,Schau, der spricht niemals schlecht über andere; jener vollbringt folgende gute Werke; dieser andere geht Kranke besuchen: warum macht er das?´ Die Neugierde: Warum lebt dieser Mensch so? Und mit dem Zeugnis kommt die Frage auf, warum dort der Glaube übermittelt wird: denn er hat den Glauben, er folgt den Spuren Jesu.“ Im Umkehrschluss erzeuge das negative Zeugnis jedoch viel Schlechtes, unterstrich der Papst: es nehme den Glauben weg und schwäche die Menschen.

 

Die Mutterschaft

 

Mutterschaft war das dritte Wort, das Franziskus in seiner Predigt besonders betonte: „Der Glaube wird in einem Mutterschoß übertragen, dem Schoß der Kirche, denn die Kirche ist Mutter, die Kirche ist weiblich. Die Mutterschaft der Kirche verlängert sich in die Mutterschaft der Mutter, der Frau.“ Er habe in Albanien eine Ordensschwester kennengelernt, die während der Diktatur im Gefängnis gesessen habe, erinnerte sich der Papst. Doch die Wachen hätten ihr hin und wieder ein wenig Ausgang zugestanden, sie am Fluss entlang spazieren lassen, denn, so die Gedanken der Schergen, was könnte das Schwesterlein schon anstellen… Doch die Ordensfrau sei gewitzt gewesen, erklärte der Papst, und die Frauen des Dorfes, die erfuhren, wenn die Schwester unterwegs war, brachten heimlich ihre Kinder zu ihr und mit dem Flusswasser habe sie diese getauft. Dies sei ein schönes Beispiel:

„Aber ich frage mich: die Mütter, die Großmütter, sind die wie die beiden, von denen Paulus spricht, Loïs und Eunike, die den Glauben übermittelt haben, den aufrichtigen Glauben? Ich sage euch, es macht mich traurig, wenn ich die Kinder sehe, die nicht das Kreuzzeichen machen können… denn ihnen fehlt die Mamma oder die Oma, die ihnen das beibringt. Wie oft denke ich an die Dinge, die man bei der Ehevorbereitung beibringt, der jungen Braut, die Mama sein wird: bringt man ihr auch bei, dass sie den Glauben übermitteln muss?“

Der Herr möge uns lehren, wie wir als Zeugen, Prediger und Mütter den Glauben übermitteln können, so die abschließende Bitte des Papstes.

Zum Nachhören
Das Video - Die Frühmesse mit Franziskus

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26. Januar 2018, 13:37
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