Der Papst bei seiner Frühmesse Der Papst bei seiner Frühmesse 

Frühmesse: Der Papst zitiert Dante

Lieben und geliebt werden: Darum kreisten die Gedanken von Papst Franziskus in seiner Predigt am Dienstagmorgen.

Man dürfe nicht die Fähigkeit verlieren, sich lieben zu lassen, sagte er; die Fähigkeit zur Liebe lasse sich wiedergewinnen, aber wer sich nicht mehr geliebt fühlen könne, der habe alles verloren.

Franziskus bezog sich in seiner Predigt in der Casa Santa Marta des Vatikans auf das Tagesevangelium (Lk 14,15-24); darin erzählt Jesus ein Gleichnis, wie lauter zu einem Festmahl Eingeladene unter irgendwelchen Ausflüchten fernbleiben. Einige seien sicher „zu sehr von ihren eigenen Interessen in Beschlag genommen“, mutmaßte der Papst, andere wiederum seien wohl „nicht imstande gewesen, zu begreifen, dass das eine kostenlose, voraussetzungslose Einladung war“. Und genau vor dieser letztgenannten Haltung warnte Franziskus.

„Wenn man die Unentgeltlichkeit von Gottes Einladung an uns nicht versteht, dann versteht man überhaupt nichts! Gottes Initiative ist immer unentgeltlich. Was muss man denn zahlen, um an diesem Festmahl teilnehmen zu dürfen? Die Eintrittskarte besteht darin, dass man krank ist, dass man arm ist, dass man ein Sünder ist. Dann lässt man dich eintreten, das ist die Eintrittskarte: bedürftig sein, am Leib oder an der Seele. Pflege brauchen, Heilung brauchen, Liebe brauchen…“

Gottes Unentgeltlichkeit habe keine Grenzen: Das zeige sich daran, dass der Herr im Gleichnis Jesu nach der Absage der Eingeladenen dann eben Zufallsgäste hereinbitten lässt. „Gott empfängt alle“, insistierte der Papst. Und er warf einen Seitenblick auf einen anderen Lukastext, der ihm besonders am Herzen liegt: das Gleichnis vom verlorenen Sohn nämlich. Auch in diesem Gleichnis verstehe jemand nicht, warum es da bei der Rückkehr des Reuigen auf einmal ein Festmahl gebe: der andere Sohn nämlich, der Zuhause-Gebliebene, der seinem spendablen und verzeihungsbereiten Vater Vorwürfe macht.

„Was denn – der hat alles Geld und sein Erbe durchgebracht, mit Lastern, mit Sünden, und für den organisierst du ein Fest? Und ich, der ich ein praktizierender Katholik bin, der ich jeden Sonntag in die Messe gehe, der ich alle Gebote erfülle – für mich gibt es nichts? – Der versteht die Unentgeltlichkeit des Heiles nicht. Er denkt, das Heil entsteht durch einen Handel, ich zahle und du rettest mich… Nein, das Heil ist unentgeltlich! Und wenn du nicht in diese Dynamik der Unentgeltlichkeit eintrittst, dann verstehst du nichts. Das Heil ist ein Geschenk Gottes, auf das man mit einem anderen Geschenk antwortet – mit dem Geschenk meines Herzens.“

Was fordere denn der Herr im Tausch für seine großzügige Einladung? Gar nichts fordere er, legte der Papst nach. „Nur Liebe“ wolle er, „so wie er selbst Liebe ist“. Wer den Sinn für die Unentgeltlichkeit einbüße, der verliere auch die Fähigkeit,  sich geliebt zu fühlen, und das sei „sehr hässlich“.

„Wenn du – ich sage nicht: die Fähigkeit zu lieben, denn die kann man wiederherstellen – nein, wenn du die Fähigkeit verlierst, dich geliebt zu fühlen, dann gibt es keine Hoffnung mehr, dann hast du alles verloren. Das lässt uns an die Schrift denken, die über der Hölle des Dante steht: ‚Die ihr hier tretet ein, lasst alle Hoffnung fahren!‘ Dann hast du alles verloren… Der Herr ist so groß, so voller Liebe, dass er in seiner Unentgeltlichkeit sein Haus mit Gästen füllen will. Bitten wir den Herrn, dass er uns davor bewahre, die Fähigkeit, uns geliebt zu fühlen, einzubüßen!“

(sk)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

07. November 2017, 15:04
Alles lesen >