Schönborn über Leo XIV: „Er mag Wien“
Papst Leo XIV. fühlt sich Österreich verbunden – das hat Kardinal Christoph Schönborn am Freitag, dem 9. Mai 2025, im Rahmen einer Pressekonferenz im Erzbischöflichen Palais in Wien betont. Der neue Papst, mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost, sei zuletzt zu Allerheiligen in Wien gewesen, wo er seine Mitbrüder im Augustinerorden sowie die Wiener Augustinerkirche besucht und auch Schönborn persönlich getroffen habe.
„Er mag Österreich und Wien. Das war bei seinen Besuchen spürbar“, erklärte der Kardinal. Als früherer Leiter des Augustinerordens sei Leo XIV. regelmäßig in Österreich gewesen. Ob daraus auch ein offizieller Papstbesuch entstehen könnte, ließ Schönborn offen – nicht ohne augenzwinkernden Kommentar: „Möglich ist es freilich, wiewohl Österreich wohl nicht das wichtigste Land der Welt ist. Aber fast.“
Ein Papst mit globaler Erfahrung und sozialer Sensibilität
Kardinal Schönborn zeichnete das Bild eines Papstes, der trotz hoher Verantwortung ein einfacher und zugewandter Mensch geblieben sei. „Er ist ein sehr herzlicher, bescheidener und durchaus demütiger Mann“, so Schönborn. Zugleich bringe er Führungsstärke mit: „Er kann leiten.“
Von besonderer Bedeutung sei die biografische Verbindung von Nord- und Südamerika, die Leo XIV. verkörpere. Der US-Amerikaner habe viele Jahre als Ordensmann und Bischof in Lateinamerika gewirkt, insbesondere in Peru, wo er mit Armut und gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert gewesen sei. Dass jemand mit dieser Prägung zum Papst gewählt wurde, wertet Schönborn als starkes Zeichen – sowohl für die Weltkirche als auch für deren soziale Verantwortung: „Das ist für einen Nordamerikaner eher ungewöhnlich.“
Fortsetzung des synodalen Weges
Inhaltlich sieht Schönborn eine klare Kontinuität zum Pontifikat von Franziskus. Besonders wichtig sei dem neuen Papst die Förderung von Synodalität – also von Teamarbeit und gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung in der Kirchenleitung. „Ich bin mir sicher, dass Papst Leo XIV. diesen Weg weitergehen wird.“ Er sei ein Teamplayer, der sein Amt nicht monarchisch verstehe, sondern als Dienst an der Einheit der Kirche.
Im Vatikan gebe es bis heute kein strukturiertes Gremium vergleichbar einem Ministerrat, in dem die Leitenden der vatikanischen Behörden regelmäßig mit dem Papst beraten. Dass sich das ändert, sei ein Anliegen vieler Kardinäle gewesen – und könnte mit Leo XIV. nun konkreter werden.
Auch in Bezug auf die Katholische Kirche in den USA äußerte sich Schönborn hoffnungsvoll: Dort gebe es unter den Bischöfen erhebliche Spannungen. Der neue Papst könne hier ausgleichend wirken. Bereits in seiner ersten Ansprache habe Leo XIV. deutlich gemacht, wie wichtig ihm das Thema Migration sei – ein Thema, das aktuell auch in den Vereinigten Staaten große gesellschaftliche Brisanz hat.
Symbolkraft des Amtes und mögliche Auswirkungen auf Wien
Tief bewegt zeigte sich Schönborn, als er über die Symbolkraft des Papstamtes sprach. Dass Menschen auf dem Petersplatz jubelten, noch bevor der Name des neuen Papstes bekannt wurde, habe ihn tief berührt. „Das sagt sehr viel über die Faszination des Papstes aus. Wir brauchen solche Symbolgestalten.“ Der Papst stehe über alle persönlichen Unterschiede hinaus für Einheit, Frieden und Gemeinschaft.
Auch politisch wurde diese Bedeutung in Österreich erkannt: Schönborn lobte ausdrücklich die erste Stellungnahme von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die Rolle des neuen Papstes treffend gewürdigt habe.
In Bezug auf mögliche Auswirkungen der Papstwahl auf die vakante Besetzung der Erzdiözese Wien äußerte sich Schönborn zurückhaltend. Papst Leo XIV. kenne die Situation in Wien „ausgezeichnet“, da er als Leiter des Bischofsdikasteriums – der Personalabteilung der Weltkirche – bereits umfassend informiert gewesen sei. „Der Papst weiß sehr genau Bescheid. Das könnte das Verfahren beschleunigen.“
Allerdings kenne der Papst eben auch die Komplexität der Situation – was umgekehrt zu Verzögerungen führen könnte. Schönborn betonte jedoch, dass der Apostolische Administrator Josef Grünwidl derzeit „sehr gute Arbeit“ leiste. Ob die Nachbesetzung zwei Monate, drei Monate oder ein halbes Jahr dauere, sei daher „keine Tragödie“.
(kap - mg)
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