D: Kirche unterstützt Pläne zu einer Pflegereform
Mehr als 85 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland würden zu Hause betreut – meist von Frauen, oft zusätzlich zur Erwerbsarbeit. „Pflegende Angehörige haben mithin eine überragende Bedeutung“, so Erzbischof Koch in einem Statement zum „Internatinalen Tag der Pflege“ an diesem Montag. „Sie brauchen Unterstützung und Ausgleich für ihre Mehrfachbelastung, professionelle Hilfesysteme, öffentliche Anerkennung und Absicherung.“
Es sei zu begrüßen, dass die neue Regierung „im Koalitionsvertrag Belange pflegender Angehöriger in den Blick nimmt“. Die angekündigte Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Pflegereform solle ausdrücklich auch Vorschläge zur Stärkung pflegender Angehöriger prüfen und bereits 2025 Ergebnisse vorlegen. „Dies sollte angesichts der drängenden Probleme auch tatsächlich erfolgen.“
Die Expertise der Sozialverbände mit einbeziehen
Es sei außerdem wichtig, die Expertise von Sozialverbänden wie dem Deutschen Caritasverband einzubeziehen sowie auf die Erfahrungen pflegender Angehöriger zu bauen. Erzbischof Koch verwies auf die Empfehlungen des Caritasverbandes zum Ausbau von Tages- und Kurzzeitpflegeplätzen, zur besseren Vernetzung der Pflegeangebote sowie zu fairen Regeln für Live-In-Betreuung. Auch ein flächendeckender Ausbau von Pflegestützpunkten sei notwendig.
Mit Blick auf die Reform von Pflegezeitgesetz und Familienpflegezeitgesetz erklärte er: „Es ist im Sinne pflegender Angehöriger, dass die Koalition anstrebt, diese Gesetze zusammenzuführen, die Freistellungsansprüche flexibler zu gestalten und den Kreis der Berechtigten zu erweitern.“ Die Einbeziehung von Zugehörigen wie Nachbarinnen, Nachbarn oder Freundinnen und Freunden erkenne „die Bereitschaft von Menschen an, sich um ihre Nächsten zu kümmern“. Die Kirche unterstütze dabei auch Überlegungen, ein Pflegegeld einzuführen.
Die katholische Kirche sei im Pflegebereich aktiv, etwa mit stationären und ambulanten Diensten der Caritas. Als Beispiel nannte er den Fachtag „Wo Menschen gepflegt werden, darf Seelsorge nicht fehlen“ am 13. Mai in Frankfurt am Main, organisiert von der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz und dem Verband Katholischer Altenhilfe in Deutschland.
„Aber auch wir sind als Dienstgeberin herausgefordert, für passende Lösungen Sorge zu tragen, wenn Mitarbeitende Angehörige pflegen“, sagte Erzbischof Koch. So könnten „Pfarrgemeinden Orte sein und immer mehr werden, in denen Pflegende sich vernetzen können und sollen“. Sein Statement schloss er mit dem Appell: „Am Thema Pflege lässt sich die Humanität unserer Gesellschaft ablesen. Hier sehen wir die neue Bundesregierung, aber auch die Gesellschaft als Ganzes und uns als Kirche in der Pflicht.“
(dbk – sk)
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