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Der Auferstandene Der Auferstandene 

Unser Sonntag: Gehalten in Gottes Liebe

Unser Leben ist zutiefst in der Liebe Gottes gehalten - über den Tod hinaus, so Sr. Brigitte Thalhammer. Die Salvatorianerin ermutigt dazu, Ostern schon hier und jetzt aufmerksam zu leben.

Sr. Brigitte Thalhammer 

Ostersonntag - Evangelium der Osternacht, Lk 24, 1-12

„Christus ist auferstanden!“ – mit diesem Gruß möchte ich Sie heute ganz herzlich grüßen!


Die Antwort darauf lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Hier zum Nachhören


Er ist wahrhaftig auferstanden! – Diverse Umfragen sagen uns allerdings, dass eine Mehrheit der Katholiken in unseren Breiten das nicht mehr glauben kann. Aber was bedeutet das für den Glauben und das persönliche Leben?

Menschen wurden vertröstet...

Sicher, der Glaube an die Auferstehung kann missbraucht werden. Und er wurde missbraucht. Die Armen konnten arm bleiben, denn dann, später - im Ewigen Leben - würde es ihnen besser gehen. Warum die Zustände in dieser Welt ändern, wenn Gott ohnehin am Ende der Tage für Gerechtigkeit sorgen wird? Ja – Menschen wurden vertröstet – und werden es zum Teil immer noch. Aber deswegen die Mitte unseres Glaubens aufgeben? Diese Kraft und Hoffnung aufgeben?

...Glaube an die Auferstehung tröstet

Der Glaube an die Auferstehung will nichts wegnehmen von unserer Verantwortung im hier und heute, will nicht vertrösten – aber sicher trösten – und Kraft und Mut geben für all die Herausforderungen mit denen wir konfrontiert sind.

Was kann also die Botschaft von Ostern bedeuten – hier, heute – in der konkreten Weltsituation, in der wir uns befinden? Wie kann es gute Nachricht sein, die unser Leben berührt?

„Die sogenannten social Media erweisen sich als äußerst unsozial“

Manche begrüßen, was sich gerade vor unseren Augen abspielt – aber für viele ist der Blick in die Zukunft düsterer geworden. Sorge – und ja auch Angst, Ohnmacht, Trauer, Verunsicherung sind zu spüren – wenigstens bei Menschen, mit denen ich zu tun habe. Hier in Europa sind viele von uns mit dem „Versprechen“ groß geworden, es werde alles besser – von ganz allein. Und das stellt sich als grober Irrtum heraus.

Krieg ist uns nahegekommen, die Rüstungsspirale schraubt sich nach oben. Die sogenannten Social Media erweisen sich als äußerst unsozial und tragen mit Fake News und ihren manipulativen Algorithmen dazu bei, dass Demokratie unterhöhlt wird und sich als sehr zerbrechlich erweist.

Anschläge von Extremisten gefährden das notwendige Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen, schüren Misstrauen und Hass.

Da rückt die Klimakrise mit ihren fatalen Folgen in den Hintergrund – und die Frage, wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz gesetzlich geregelt werden kann, so dass sie nicht zum Fluch wird, kommt viel zu wenig zur Sprache.

Es ist Ostersonntag. Warum an all die Krisen erinnern?

Ich hatte lange überlegt, ob ich das alles ansprechen soll. Es ist Ostersonntag. Warum an all die Krisen erinnern? Warum nicht einfach mal vergessen? Ich kenne die Versuchung, lieber Katzenvideos anzuschauen – oder Sportübertragungen. Und hin und wieder ist es auch gut, sich einfach mal abzulenken. Aber im Nachklang fühle ich mich meist nicht besser. Ich bin abgelenkt, aber nicht mit dem Leben in Kontakt.

Ein Spaziergang, oder eine Begegnung mit Freunden lässt die Seele aufatmen. Was mir aber besonders wieder Kraft gibt, ist ein Satz, den ich im Zusammenhang mit einer Predigt zur Hochzeit in Kana gehört habe: wir sind eingeladen unser Leben im Licht des dritten Tages anzuschauen. Im Licht der Auferstehung. Und das schenkt mir Frieden und ist zugleich Auftrag.

Auferstehung: Wir sind in Gottes Liebe gehalten

Für mich bedeutet der Glaube an die Auferstehung, dass mein Leben und diese Welt, zutiefst in der Liebe Gottes gehalten sind – über den Tod hinaus, ganz gleich, was passiert. Dieser Glaube gibt mir die Kraft, mich Situationen zu stellen, wo ich mich lieber entziehen würde – aber wo ich spüre, es ist an mir, hier aufzustehen und einzustehen für das, was ich als recht und gerecht erkannt habe. Der Osterglaube ermutigt mich, im hier und jetzt aufmerksam zu leben. Wo bin ich heute gefragt, meinen Teil beizutragen: wo ist ein liebevolles, aufrichtendes Wort gefragt, wo ist Zivilcourage gefragt, wo das Hinhören, auch wenn mir der Standpunkt des oder der anderen so fremd erscheint. Was teile ich auf Facebook und was nicht – und mit welchen Worten?

„Seliger Franziskus Maria vom Kreuze Jordan: die Werke Gottes gedeihen nur im Schatten des Kreuzes“

Ostern schenkt mir die Hoffnung, dass die kleinen Schritte, eine Veränderung bringen bzw. schenkt mir die Ausdauer, mich einzubringen mit dem, was mir von meinem Glauben her wertvoll ist, unabhängig vom Ausgang. Das kann herausfordern.

Osterwege führen immer wieder durch die Dunkelheit hindurch. Jesus ist durch den Karfreitag gegangen.

Der Gründer meiner Ordensgemeinschaft, der Selige Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, schreibt in seinem Geistlichen Tagebuch: „die Werke Gottes gedeihen nur im Schatten des Kreuzes“.

Einfallstor der Gegenwart Gottes

Das schreibt er nicht aus einer Leidverliebtheit heraus – sondern aus Lebenserfahrung. Ich würde dazulegen, dass die Werke Gottes auch gedeihen, wo jemand von der Schönheit, von Präsenz in Stille, von Liebe, von Zugeneigtheit angesprochen und berührt wird, ergriffen wird. Aber wenn wir unser Leben anschauen, dann sind wir eben auch mit Leid konfrontiert – und ich hoffe, dass viele von ihnen dann die Erfahrung gemacht haben, dass gerade in dieser Zeit auch etwas Wertvolles wachsen kann – was aber erst im Nachhinein deutlich wird. Ostern, Auferstehung bedeutet für mich, dass etwas wieder heil geworden ist, dass etwas, was zunächst nur sinnlos erschien, plötzlich umfangen ist, irgendwie zum Einfallstor der Gegenwart Gottes wird und positive Bedeutung gewinnt.

Hilde Domin drückt es in ihrem Gedicht „BITTE“ ganz wunderbar aus:

Wir werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen, wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut.

Der Wunsch nach der Landschaft diesseits der Tränengrenze
taugt nicht,
der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten, der Wunsch, verschont zu bleiben,
taugt nicht.

Es taugt die Bitte,
daß bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe.
daß die Frucht so bunt wie die Blüte sei,
daß noch die Blätter der Rose am Boden eine leuchtende Krone bilden.

Und daß wir aus der Flut,
daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.

Kein einfaches Gedicht, manchmal stemmt sich in mir alles dagegen – ich wäre gern in der Landschaft diesseits der Tränengrenze, ich möchte den Frühling halten – aber ich weiß auch um das Eingetauchtwerden, Durchnässtwerden – und dann kann ich wieder einstimmen und mich vertrauensvoll der Bitte anschließen, weil ich darum weiß, wir sind Werdende, wir werden verwandelt – mitten im Leben geschieht Auferstehung. Wir können es nicht machen. Es ist eine Bitte – und immer wieder geschieht es, ist es geschenkt, weil da einer ist, der will, dass wir leben – und die Auferstehung Jesu ist das Unterpfand dafür: mit ihm und durch ihn und in ihm sind wir in das neue Leben hineingenommen.

Osterwege: loslassen und neu empfangen - sterben und auferstehen

Mit Jesus dem Christus gehen wir als Getaufte Osterwege – also loslassen und neu empfangen - sterben und auferstehen. Es sind keine leichten Wege.

Es gilt, sich dem Ostergeheimnis, das seinen Ausdruck in der Taufe findet, anzuvertrauen. Sterben ist ein Hineingeboren werden in ein neues Leben.

Das nimmt den Schmerz nicht weg. Das nimmt das Hadern nicht weg, wenn ein Mensch einfach viel zu früh stirbt – oder an einer Krankheit leidet und wir ohnmächtig daneben stehen. Die Frage, warum Gott das zulässt, bleibt – und die kann man nicht und soll man nicht wegreden oder wegbeten. Wir können klagen - so wie es die Beter in der Bibel gemacht haben, die wir von den Klagepsalmen kennen.

Trost wächst von innen her

In diesen Psalmen findet sich dann oft eine Wendung. Das Klagen wandelt sich, in der Tiefe spüren diese Beter und Beterinnen: im Letzten bin ich gehalten – ich falle nicht tiefer als in Gottes Hand. Auch hier: diese Erfahrung können wir nicht erzwingen und anderen nicht einreden. Trost wächst von innen her – in der eigenen, je notwendigen Zeit. Wir können unser Leben, unseren Schmerz nur hinhalten – und versuchen, das Licht des dritten Tages darauf scheinen zu lassen. Das Licht der Auferstehung.

Diese Auferstehungserfahrungen mitten im Alltag sind Vorboten der Auferstehung am Ende der Zeiten. Und wieder: es ist keine Vertröstung. Der Glaube an die Auferstehung erinnert an die Verantwortung, die wir haben. Wir werden mal gefragt werden, ob wir uns um unseren Bruder, unsere Schwester gekümmert haben? Wir werden einmal nach der Liebe gefragt. Und Unrecht wird beim Namen genannt werden.

Das große Fest am dritten Tag

Die Rede vom Gericht Gottes ist eine schwierige. Zu viel wurde damit gedroht – aber es kann auch eine Verheißung sein. Gott wird Gerechtigkeit stiften. Wie das sein wird, weiß ich nicht – aber ich vertraue darauf. So wie ich darauf vertraue, dass sich erfüllen wird, was Jesus angekündigt hat: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Alle - und es wird ein Fest sein.

Es war der dritte Tag an dem die Hochzeit zu Kana gefeiert wurde, dieses große Fest, es ist der dritte Tag, an dem die Frauen das Grab leer finden – und wir dürfen unser Leben und diese Welt im Licht des dritten Tages anschauen. Möge Sie dieses Licht begleiten, möge Sie Hoffnung und Zuversicht begleiten.

„Dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht“

Der Heilige Paulus bringt die Verheißung so ins Wort: Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. 

Ein frohes Osterfest wünsche ich Ihnen!


(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

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19. April 2025, 11:32