D: Gottestdienst der Kirchen und der CDU
Mit einem ökumenischen Gottesdienst, aber auch mit Protesten hat am Montag der Parteitag der deutschen CDU in Berlin begonnen. Sowohl rund um die evangelische Grunewaldkirche als auch am Veranstaltungsort nahe der Messe waren die Sicherheitsvorkehrungen hoch. Als erstes sprach der Leiter des katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten und rief zu Weltoffenheit und Toleranz auf. „Als gläubige Christen können wir deshalb gar nicht anders, als für Freiheit und Frieden in der Welt einzutreten, für Weltoffenheit, für Toleranz und Gerechtigkeit zu kämpfen“, sagte er in seiner Predigt am Montag in Berlin. Zugleich verböten sich Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Die Kirche vertraue weiterhin darauf, dass die CDU mit ihrem Kanzlerkandidaten ihre diesbezüglichen Versprechen einhalte.
Erstes Zusammentreffen
Nach den Abstimmungen über das Unionsvorhaben zur Verschärfung der Migrationspolitik kamen Kirchenvertreter und CDU-Politiker damit erstmals offiziell zusammen. Das Verhältnis der Union mit den Kirchen gilt seit der vergangenen Woche als angespannt. In einer Stellungnahme hatten die Kirchen die Migrationsvorhaben kritisiert. In einem Begleitschreiben wurde zudem davor gewarnt, eine Zustimmung zu Gesetzentwürfen mit AfD-Beteiligung in Kauf zu nehmen. Der Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, schrieb daraufhin auf X: „Interessiert nicht“ und löste damit massiven Protest aus. Der Gesetzentwurf der Union scheiterte am Freitag, auch weil zwölf Unionsabgeordnete ihre Stimme nicht abgaben.
Kritik an gewaltvollen Demonstrationen
Zugleich kritisierte Jüsten die Angriffe von Demonstranten auf CDU-Parteibüros scharf. „Als Kirchen verurteilen wir es auf Schärfste, wenn Parteibüros besetzt werden und die dort Arbeitenden in Angst und Schrecken versetzt werden, wenn im Netz Politikerinnen und Politiker mit Mord bedroht werden, wenn der politische Gegner herabgesetzt und entwürdigt wird, ja, wenn Menschen Angst haben, überhaupt noch Politik zu machen, weil sie die ständige Bedrohungslage nicht mehr aushalten“, so Jüsten.
In der Demokratie sei eine gute Kommunikation auch bei politischen Differenzen wünschenswert. Aber auch, wenn man auf radikale Ablehnung stoße, sollte man nicht den Streit suchen, appellierte Jüsten an die Abgeordneten. „Manchmal braucht man aber auch ein hartes Fell, das alles auszuhalten.“
„Streit heißt nicht Gewalt“
Die Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche bei der Bundesrepublik, Anne Gidion, sagte bei dem Gottesdienst, gerade wenn Rückenwind und Gegenwind stark seien, sei es wichtig, sich zu besinnen. „Immer wieder geht es darum, wer gehört dazu, wer ist auf meiner Seite, wer sind die Gegner.“ Dabei werde auch mal gestritten. Das gehöre dazu. „Aber Streit heißt nicht Gewalt. Das verurteilen wir auf das Schärfste."
Merz wiederum bedankte sich im Anschluss beim Parteitag vor den gut 1.000 Delegierten als erstes bei den beiden Kirchen für den eindrucksvollen Gottesdienst: „Das war ein guter Start in den heutigen Tag."
(kna/domradio - ms)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.