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Bischof Wolfgang Ipolt aus Görlitz Bischof Wolfgang Ipolt aus Görlitz 

Bischof Ipolt: Kirche als schöpferische Minderheit

Beim Neujahrsempfang des Bistums Görlitz hat Bischof Wolfgang Ipolt betont, dass die Kirche ihre Rolle in der säkularen Gesellschaft neu definieren muss. Er forderte einen Perspektivwechsel hin zu einer „schöpferischen Minderheit“, um lebendig und einladend zu bleiben.

Die Kirche müsse sich von ihrem Selbstbild als „kulturelle Säule“ der Gesellschaft lösen und stattdessen ihre Rolle als „schöpferische Minderheit“ annehmen, erklärte Bischof Wolfgang Ipolt beim Neujahrsempfang des Bistums Görlitz am Samstag. Vor Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft betonte er: „Die Kirche kann heute nur dann im Kontext einer säkularen Kultur bestehen, wenn sie innerlich und ehrlich akzeptiert, dass sie in einer Minderheitenposition ist.“

Bischof Ipolt zitierte in diesem Zusammenhang den Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der diese Haltung bereits vor Jahren thematisierte. Nur durch diesen Perspektivwechsel könne die Kirche „einladend und lebendig“ bleiben, statt „frustriert und unfruchtbar“ zu wirken.

Drei Angebote der Kirche

Um in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft relevant zu bleiben, skizzierte Bischof Ipolt drei zentrale Angebote der Kirche:

  1. Wegbegleitung: Die Kirche solle „Weggefährtin“ sein, auch für Menschen, die nicht zu ihr gehören.
  2. Präsenz und Opferbereitschaft: Sie müsse präsent sein, wo Menschen physisch, sozial, psychisch und geistig verletzt werden.
  3. Raum für Glauben: Die Kirche solle ein Ort sein, an dem Menschen die Möglichkeit haben, die „Option“ des Glaubens kennenzulernen.

Bistum Görlitz: Klein, aber engagiert

Das Bistum Görlitz ist das kleinste der 27 katholischen Bistümer in Deutschland. Auf einer Fläche von rund 9.700 Quadratkilometern in Brandenburg und Sachsen leben etwa 30.000 Katholiken – weniger als vier Prozent der Gesamtbevölkerung. Dennoch zeigt die Diözese eine überdurchschnittliche Kirchenbindung: Im Jahr 2021 besuchten trotz pandemiebedingter Einschränkungen rund zehn Prozent der Mitglieder die Sonntagsgottesdienste, ein Spitzenwert im bundesweiten Vergleich.

Ein Neujahrsempfang mit Botschaft

Der Neujahrsempfang im Bischöflichen Ordinariat Görlitz bot Raum für Austausch zwischen Kirchenvertretern, Politik und Gesellschaft. Zu den Gästen zählten Weihbischof Piotr Wawrzynek aus dem polnischen Legnica (Liegnitz) und Sachsens neuer Landtagspräsident Alexander Dierks.

Bischof Ipolt nutzte die Gelegenheit, um die Notwendigkeit eines ehrlichen und kreativen Umgangs mit den Herausforderungen der säkularen Gesellschaft zu unterstreichen. Die Kirche könne nur bestehen, wenn sie ihre Rolle neu definiere und sich auf ihre Stärken als Gemeinschaft der Hoffnung und des Glaubens konzentriere.

(kna - mg)

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11. Januar 2025, 12:13