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Dunst hebt sich aus einem Tal Dunst hebt sich aus einem Tal  (ANSA)

Reaktionen auf Rücktritt des Osnabrücker Bischofs Bode

Die Annahme des Rücktrittsgesuchs des Bischofs von Osnabrück, Franz-Josef Bode, durch Papst Franziskus an diesem Samstag hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Mitbrüder des 72-Jährigen und der Katholikenrat der niedersächsischen Diözese äußerten ihr Bedauern. Von Missbrauch in der Kirche Betroffene kritisierten den Schritt als spät.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, äußerte „Bedauern und Respekt“ für den Schritt. „Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen“, so der Vorsitzende über den scheidenden Vize. „Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen“, so der Limburger Bischof wörtlich.

Darüber hinaus dankte der DBK-Vorsitzende Bode auch für dessen Einsatz beim Synodalen Weg. Besonders im Dialog mit Frauen, Theologinnen und Ordensfrauen sei es dem Osnabrücker Bischof ein Anliegen gewesen, bei dem Reformprozess die drängenden Fragen zur Rolle der Frau in der Kirche zu stellen. „Mit Dir verliere ich am heutigen Tag meinen engsten Mitstreiter auf dem Synodalen Weg, der noch viele Wegetappen für uns bereithält", so Bätzing wörtlich.

Ausdrücklich ging der Limburger Bischof auf Bodes Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Osnabrück ein, der ein Grund für dessen Rücktritt war. Mit seinem Schritt übernehme Bode „auch Verantwortung für das Dich wie uns alle seit langem begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Du hast früh um Entschuldigung gebeten. Unvergessen ist Dein Bußgottesdienst 2010, als Du – vor dem Altar auf dem Boden ausgestreckt – um Vergebung im Namen der Kirche gebeten hast."

Bodes Wille zur Aufarbeitung, zur Verbesserung des Umgangs mit Betroffenen und Tätern und auch zur systemischen Veränderung der Kirche hätten den 72-Jährigen seither nicht mehr losgelassen.

Heße: Spreche Bode meinen Respekt aus

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, zu dessen Metropolie das Bistum Osnabrück gehört, äußerte ebenfalls sein Bedauern. Zwischen dem Erzbistum Hamburg und dem Bistum Osnabrück gebe es eine lange und enge Verbundenheit, hieß es in einer Mitteilung vom Samstag. Heße dankte Bode „für seinen Dienst in unserer Metropolie und das gute brüderliche Miteinander." Mit seinem Rücktritt übernehme Bode „Verantwortung für das uns alle begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs in unserer Kirche. Dafür spreche ich ihm meinen Respekt aus", sagte Heße.

Die Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Osnabrück, Katharina Abeln, zeigte sich in ihrer Reaktion „persönlich sehr berührt und überrascht". Sie bedauere die Entscheidung zum Rücktritt sehr, wolle aber auch ihren „hohen Respekt" vor Bodes damit gezeigter Verantwortungsübernahme aussprechen. Der Osnabrücker Bischof habe „viele Themen und Fragen gut platziert, erstritten und weitergebracht", so Abeln.

Missbrauchsbetroffene

Der Geschäftsführer der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch", Matthias Katsch, bezeichnete den Rücktritt Bodes dagegen als „richtig und wichtig". Zugleich kritisierte Katsch gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) den Zeitpunkt des Schrittes: „Besser wäre es gewesen, er hätte gleich nach Vorlage der Studie der Universität Osnabrück im vergangenen Herbst die Verantwortung übernommen dafür, wie er mit Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs durch seine Priester in der Vergangenheit umgegangen ist." Die Kirche müsse dringend die Frage angehen, wie „nun unbelastete Bischöfe ins Amt“ kommen.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte Bodes Wirken im Reformprozess. Er sei ein „vorangehender, sich klar positionierender Bischof" gewesen, so ZdK-Vizepräsident Thomas Söding. Präsidentin Irme Stetter-Karp betonte: „Klerikale Überheblichkeit war und ist ihm fremd. Das spricht sehr für ihn und zeigt, warum er jetzt konsequent seinen Rücktritt vom Amt suchte."

Die Initiative „Wir sind Kirche" schrieb, mit seinem „wenn auch verspäteten Rücktrittsgesuch" habe Bode als stellvertretender Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz und Präsidiumsmitglied des Synodalen Weges „einen beispielhaften Schritt getan, der anderen Bischöfen und kirchlichen Personalverantwortlichen als Vorbild dienen" müsse. Ausdrücklich lobte die Initiative die schnelle Entscheidung von Papst Franziskus in Bodes Fall. Zugleich äußerte sie Unverständnis darüber, dass über das Rücktrittsgesuch von Kardinal Rainer Maria Woelki als Erzbischof von Köln noch nicht entschieden wurde.

Gründe: Gesundheit und Fehler im Umgang mit Missbrauch

Papst Franziskus hatte den vorzeitigen Rücktritt Bodes als Bischof von Osnabrück angenommen, wie der Vatikan und das Bistum am Samstag zeitglich mitteilten. Bode war der dienstälteste Bischof Deutschlands. Für das Rücktrittsgesuch führte Bode neben gesundheitlichen Gründen eigene Fehler bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt an. Der im September veröffentlichte Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück habe ihm noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt.

Bode ist der erste Bischof, der in Deutschland im Zug der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zurücktritt. In den zurückliegenden zwei Jahren haben im Rahmen des Missbrauchsskandals die Kardinäle Rainer Maria Woelki (Köln) und Reinhard Marx (München), Erzbischof Stefan Heße (Hamburg) und die Kölner Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp ein solches Rücktrittsgesuch nach Rom geschickt. Papst Franziskus beließ sie alle im Amt; das einzige noch offene Rücktrittsgesuch ist das von Kardinal Rainer Maria Woelki als Erzbischof von Köln. 

(katholisch.de/kna – gs)

 

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25. März 2023, 16:48