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Kardinal Marx Kardinal Marx  ((c) dpa POOL)

D: „Sexualität als Gabe Gottes“

Kardinal Reinhard Marx hat für ein positives Verständnis von Sexualität plädiert: Sie sei eine „Gabe Gottes, die gestaltet sein will, damit sie dem Menschen und der Liebe dient“.

Sexualität und Körperlichkeit gehörten „existentiell zum Menschen dazu – zeitlos und aktuell. Die Diskussion, was das für den Menschen bedeutet, wird nie aufhören“. Das sagte der Erzbischof von München und Freising bei der Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel „Verdammte Lust!“ am Samstagabend im Freisinger Diözesanmuseum.

Trotz der Geschichte vom Sündenfall bestehe die „Verheißung, dass es gelingen kann, dass die Sexualität Platz hat im Paradies“, so Marx. Die Ausstellung kann nach seiner Ansicht zur Auseinandersetzung mit der Frage anregen, „ob diese Gabe Gottes, dieser Raum, der uns geschenkt ist durch die Schöpfung, kreativ, lebensdienlich entfaltet wird, oder zu einer toxischen Wirklichkeit erklärt wird, wo man eigentlich nur noch Fehler machen kann“.

„Auch ein katholisches Trauma“

Der Kardinal räumte ein, dass diese Frage „durch die Geschichte der Kirche hindurch nicht immer gut gelöst“ worden sei und die katholische Lehre über die Sexualität „auch ein katholisches Trauma“ darstelle. „Unser Problem ist nicht das Lehramt, sondern, dass sich das Lehramt übernommen hat in Fragen, die gar nicht da hingehören“, sagte Marx.

Mit Blick auf den Synodalen Weg verwies der Kardinal auf die „große Diskussion darüber, dass der Text über die Sexualität nicht – noch nicht jedenfalls – die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gefunden hat. Aber 60 Prozent haben einem Text zugestimmt, der vor zwanzig oder dreißig Jahren überhaupt nicht auf die Tagesordnung der Bischofskonferenz gekommen wäre“. Es gebe hier durchaus „eine Entwicklung, manche sagen zu spät, aber ich glaube, es ist nie zu spät, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, zeigte sich Marx überzeugt.

„Das Thema ist nicht beendet“

„Denn auch da werden wir sehen: Das Thema ist nicht beendet, wenn wir meinen, nun haben wir all die Schattenseiten, all das, was im Bereich zu Sexualität und Theologie gesagt wurde, hinter uns gelassen, und nun stehen wir vor dem Zeitalter der befreiten Sexualität. Da mache ich ein großes Fragezeichen dahinter. Es wird immer eine Lebensaufgabe bleiben, das so zu gestalten, dass es dem Menschen dient und dass es der Liebe dient.“

Es ist nötig, das Thema aufzurufen - nicht nur intellektuell

Angesichts aktueller Herausforderungen, auch im Zusammenhang mit der Diskussion um Missbrauch, sei es „geradezu notwendig das Thema aufzurufen, nicht nur im intellektuellen Bereich, nicht nur im Rahmen einer moraltheologischen Debatte, sondern auch im Blick auf die Kunstgeschichte, gerade da, wo noch sinnlicher, noch deutlicher und emotional das aufleuchten kann, was mit diesem Thema gemeint ist“, beschrieb Marx den ursprünglichen Impuls für die Ausstellung. Er wünsche sich, „dass die Kunst auch Auswirkungen hat auf das theologische Denken. Denn Kunst ist immer eine Öffnung für einen weiteren Raum, für neues Erkennen“.

Die neue Ausstellung im Diözesanmuseum Freising zeigt bis Montag, 29. Mai, mehr als 150 Kunstwerke, von der Antike bis in das frühe 19. Jahrhundert, von Leonardo da Vinci über Tintoretto und Cranach bis hin zu Artemisia Gentileschi und Guido Reni, die das spannungsreiche Verhältnis von Sexualität und Kirche reflektieren. An der Ausstellung beteiligt sind 52 Leihgeber aus acht Ländern.

(erzbistum münchen-freising – sk)
 

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05. März 2023, 09:54