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D: „Bischof behinderte Fahndung nach Priester“

Im Fall eines mit schweren Missbrauchsvorwürfen belasteten früheren Eichstätter Priesters gibt es neue Erkenntnisse.

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Eichstätt veröffentlichte am Donnerstag einen Zwischenbericht zu ihren Nachforschungen. Demnach war die damalige Bistumsleitung spätestens ab 1967 über Vorwürfe gegen den Geistlichen informiert, der 2016 starb.

In einer vorläufigen Bewertung kommt die Kommission zum Ergebnis, dass der damals amtierende Bischof Alois Brems und sein Generalvikar Josef Pfeiffer die strafrechtliche Aufklärung von schwerwiegendem sexuellen Missbrauch an Minderjährigen allem Anschein nach behindert haben. Der Geistliche wurde seit 3. April 1969 per Haftbefehl gesucht und setzte sich daraufhin ins Ausland ab. Nach Deutschland kehrte er erst 1984 zurück, nachdem die Fahndung eingestellt worden war.

Heimliche weitere Besoldung

Durch eine heimliche weitere Besoldung hätten Führungskräfte des Bistums das Untertauchen des Priesters gefördert, „wenn nicht sogar erst ermöglicht“, heißt es in dem Bericht. Außerdem steht demnach die Frage im Raum, ob sich Verantwortliche der Abtei Münsterschwarzach an Planung und Durchführung der Flucht des Geistlichen nach Tansania aktiv beteiligten.

Aufklärungsbedarf bestehe außerdem, warum der Verdächtige trotz internationalen Haftbefehls „offenbar problemlos in verschiedene Länder reisen konnte“. Gesichert seien Aufenthalte in Großbritannien, Bolivien und Brasilien.

Vermutlich erhebliche Dunkelziffer an Missbrauchsopfern

Die Kommission kündigte Recherchen auch bei katholischen Einrichtungen außerhalb des Bistums an. Sie werde zudem ein Rechtsgutachten in Auftrag geben, das den Sachverhalt strafrechtlich wie kirchenrechtlich bewerten soll. Auch das Verhalten der Verantwortlichen der älteren sowie der jüngeren Vergangenheit solle untersucht werden.

Die Aufarbeitungskommission geht von einer erheblichen Dunkelziffer an Missbrauchsopfern aus. Die Zahl der mutmaßlich Geschädigten allein für die 1960er Jahre gibt der Bericht mit etwa zehn an. Durch Medienberichte wurde inzwischen bekannt, dass der Priester laut Zeugen auch in seinem Ruhestand in einem Altenheim in Mittelfranken seit 2006 gegen Personal und Bewohnerinnen übergriffig wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde der Geistliche noch fast 20 Jahre in der Pfarrseelsorge eingesetzt, erst im Erzbistum München und Freising, dann wieder in seinem Heimatbistum. Aus diesen Einsatzorten sind bisher keine Vorwürfe bekannt. Die Kommission bittet weitere Betroffene, sich zu melden.

(kna – sk)
 

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24. November 2022, 11:32