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Vom Krieg betroffenes Gebiet in der Ukraine Vom Krieg betroffenes Gebiet in der Ukraine 

Bischof Meier nach Ukraine-Besuch: „Sie verdienen unseren Beistand“

Er hat die Zerstörungen in Butscha selbst gesehen, mit Menschen gesprochen, die den Krieg hautnah erleben: Augsburgs Bischof Meier hat für die Deutsche Bischofskonferenz seinen Solidaritätsbesuch in die Ukraine beendet.

Mit der Segnung des Grundsteins einer Kirche im westukrainischen Radekhiv hat der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Meier aus Augsburg, an diesem Samstag seine viertägige Reise beendet. Bischof Meier war mit einer kleinen Delegation in die Ukraine gereist, in der seit über 100 Tagen Krieg herrscht. „Mein für Ende Februar geplanter Besuch musste wegen des Kriegsbeginns am 24. Februar 2022 abgesagt werden. Mir war es wichtig, als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz diese Reise baldmöglichst nachzuholen, um ein Zeichen der Solidarität mit den Christinnen und Christen und allen Menschen in der Ukraine zu setzen. Die Ukrainer kämpfen gegen die Invasion in ihrem Land. Sie verdienen den Beistand aller freiheitsliebenden Menschen“, so Meier.

Während des Aufenthalts in Kiew war Bischof Meier Gast von Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Großerzbischof Schewtschuk dankte den deutschen Katholiken für die seit Kriegsbeginn erfahrene Solidarität und Hilfe. Insbesondere hob er die erhebliche Unterstützung bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland hervor. Auch die Situation der ukrainischsprachigen Seelsorge war Thema des Austauschs. Großerzbischof Schewtschuk unterstrich, dass dem Krieg mit der Russischen Föderation eine grundlegende Auseinandersetzung über das Zusammenleben der Völker – Imperialismus gegen Selbstbestimmung – zugrunde liege.

Das christliche Zeugnis

Sowohl in den Gesprächen mit Großerzbischof Schewtschuk als auch mit dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanij, sowie Weihbischof Silvestr von der ukrainisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) wurde von allen Beteiligten herausgestellt, wie wichtig es für das christliche Zeugnis ist, selbst in Zeiten des Krieges eine Gesinnung des Friedens zu bewahren und der Vergiftung der Seelen durch die erfahrene Gewalt entgegenzutreten. Auch in Situationen der berechtigten Selbstverteidigung dürfe man nicht der Versuchung absoluter Verfeindung erliegen. Weihbischof Silvestr informierte Bischof Meier über die jüngsten Beschlüsse seiner Kirche, die sich angesichts der Spannungen mit dem Moskauer Patriarchat entschieden hat, einen Weg der Eigenständigkeit einzuschlagen. Metropolit Epiphanij berichtete von der Verfolgung der Gläubigen seiner Kirche, insbesondere auch seiner Priester, in den russisch besetzen Gebieten. Außerdem traf sich Bischof Meier mit dem Apostolischen Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, zu einem Gespräch, bei dem besonders die Diplomatie des Heiligen Stuhls als Friedensdienst unterstrichen wurde.

Eine vom Krieg zerstörte Schule in der Ukraine
Eine vom Krieg zerstörte Schule in der Ukraine

Einer der bedrückendsten Momente für Bischof Meier und die Delegation war die Begegnung mit dem Ort Butscha. Am Rande eines von russischen Soldaten angelegten Massengrabes, in dem die Opfer willkürlicher Erschießung sowie Folter verscharrt worden waren, sprach Bischof Meier mit der stellvertretenden Bürgermeisterin und einem Journalisten, der sich für die Dokumentation der Verbrechen, die angemessene Bestattung der Opfer, bei der Befragung von Zeugen der Gewalttaten sowie in der Betreuung von Hinterbliebenen engagiert. Eine ganze Stadt sei traumatisiert und suche die Hilfe internationaler fachkundiger Organisationen. Bischof Meier: „Die Geschichten der Menschen von Butscha treffen ins Herz. Leider müssen wir davon ausgehen, dass Butscha kein Einzelfall ist, sondern stellvertretend für Verbrechen der russischen Besatzungspolitik an vielen Orten steht.“

Gegenüber dem Kölner Domradio hatte der Augsburger Bischof zu seiner Ukraine-Reise gesagt: „Mir ist es ganz, ganz wichtig, mit Menschen zusammenzutreffen, die diesen Krieg erleben und erleiden müssen, aber nicht so sehr, um selber Rezepte zu liefern - die habe ich nicht - sondern die Solidarität der Kirche in Deutschland zum Ausdruck zu bringen, auch Zeichen des Gebetes zu setzen und auf die Zukunft hin in Aussicht zu stellen, dass wir sie nicht alleine lassen, wenn es um den Wiederaufbau geht.“

(pm/domradio – mg)

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04. Juni 2022, 11:36