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Herr, wohin gehst du? Gemälde von Carracci Herr, wohin gehst du? Gemälde von Carracci 

D: „Da ist was Kaputtes in unserer Kirche"

„Da ist was Kaputtes in unserer Kirche": Das sagt der Jesuit Ansgar Wiedenhaus im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.

„Viele gucken jetzt noch mit großen Hoffnungen auf den Synodalen Weg", so Wiedenhaus. Angesichts der vielen krtischen Stimmen sorge er sich jedoch um den Dialog innerhalb der Kirche in Deutschland. Seine Idee von „katholisch" zeichne sich dadurch aus, dass die Menschen trotz ihrer Verschiedenheit anerkannt würden und zum Dialog zusammenkämen. Dafür zu sorgen wäre die eigentliche Aufgabe der Kirchenverantwortlichen, so Wiedernhaus. Doch die kümmerten sich zur Zeit nicht um die Einheit der Kirche, sondern um Uniformität.

Der Jesuit urteilte, es wäre falsch, angesichts der aktuellen Lage der Kirche eine positive Bilanz zu ziehen. „Die Kirche erntet, was sie sät!", sagte er zu den Missbrauchsskandalen. Gespräche mit Austrittswilligen hätten eine zusätzliche Schärfe bekommen: „Früher hieß es, soll ich gehen oder soll ich bleiben? Inzwischen fragen sich viele: Ist es moralisch überhaupt noch vertretbar, zu dieser Kirche zu gehören? Oder unterstütze ich damit nicht ein Unrechtssystem?" 

 

Begleitung für Austrittswillige

Der Umgang mit Ausgetretenen von seiten der Kirche stimme ihn nachdenklich. „Wir reden immer über die Kirche wie über eine Firma, die ihr Produkt loswerden muss und sonst pleite geht. Aber was mich viel mehr bedrückt: Wenn die Kirche ihren Auftrag nicht mehr erfüllt, nämlich für Menschen da zu sein und Hoffnung zu geben und für Gerechtigkeit einzustehen - dann ist mein Hauptproblem nicht, dass die Institution Kirche zugrunde geht. Sondern dass Menschen nicht mehr geholfen wird."

Der 50-Jährige bietet seit Januar in der Offenen Kirche St. Klara in Nürnberg das Gesprächsformat „Exit?" als Begleitung für Austrittswillige an.

(süddeutsche/kna - mr)

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27. Juni 2022, 10:57