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Ukraine: Die Nebenwirkungen eines Kriegs

Der Angriffskrieg gegen die Ukraine droht, weit über die Region hinaus, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Rohstofflieferketten zu befördern. Davor warnt die deutsche „Initiative Lieferkettengesetz“, ein Zusammenschluss aus mehr als 130 zivilgesellschaftlichen Organisationen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse zeigt das Bündnis, wie die Berliner Regierung und Unternehmen nach alternativen Quellen für Steinkohle, metallische Rohstoffe und Erdöl aus Russland suchen.

Es geraten zunehmend Regionen wie Kolumbien oder Indonesien in den Fokus, in denen die Rohstoffindustrie zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen beiträgt. Das letzte Woche beschlossene Ölembargo der EU verschärfe diese Entwicklung zusätzlich. Wichtig seien daher verbindliche Regeln zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt in den Lieferketten, so die Initiative. 

„Indigene in Kolumbien dürfen nicht zu den Leidtragenden der Sanktionen gegen Putin werden. Wir unterstützen die beschlossenen Importstopps von Rohstoffen aus Russland. Wir sind aber besorgt, dass dies auf Kosten von Menschen und Umwelt in den Abbaugebieten geschieht. Ein wirksames EU-Lieferkettengesetz ist dringlicher denn je“, kommentiert Johannes Heeg, Sprecher der Initiative Lieferkettengesetz.

Neue Abbaugebiete...

Wie das katholische deutsche Hilfswerk Misereor analysiert, setze die deutsche Regierung auf andere Länder, um von dort Kohle, Nickel und Gas zu importieren. Dieses Vorgehen wird von Misereor kritisiert, da es sich um Länder handle, in denen es beim Abbau dieser Rohstoffe zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung komme. „Ob Gas aus Katar, Kohle aus Kolumbien oder Öl aus Uganda: Der Krieg in der Ukraine führt zu einem regelrechten Ansturm auf Rohstoffe aus anderen Weltregionen und bedroht dort Menschenrechte und Umwelt. Wenn Unternehmen sich jetzt neue Lieferketten aufbauen, muss die EU mit einem Lieferkettengesetz sicherstellen, dass Umwelt und Menschenrechte wirksam geschützt werden“, betont Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor.

... und neue Abhängigkeiten

Neue Lieferpartner würden zu neuen Abhängigkeiten führen, so Antje von Broock, Geschäftsführerin des BUNB-Bundesvorstandes. „Stattdessen brauchen wir endlich ein EU-Lieferkettengesetz, das Erdölunternehmen dazu verpflichtet, Risiken für Mensch und Umwelt zu minimieren und ihr Geschäftsmodell in Einklang mit dem 1,5°-Ziel des Pariser Übereinkommens zu bringen. Hierzu gehört auch, dass Unternehmen ihren Energie- und Rohstoffverbrauch drastisch senken und einen Beitrag zur Rohstoffwende leisten“, fordert von Broock.

(pm - mr)

 

 

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09. Juni 2022, 11:50