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 Die Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Kerstin Claus, bei einer Pressekonferenz in Berlin Die Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Kerstin Claus, bei einer Pressekonferenz in Berlin 

D: Missbrauchsbeauftragte begrüßt Studie im Bistum Münster

Positiv sei vor allem die Einbindung von Betroffenen in die Untersuchung der Universität Münster, sagte die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die von dem Forschungsteam um den Historiker Thomas Großbölting aufgedeckten Fehler von Bischöfen im Umgang mit Missbrauchsfällen müssten nun auch Konsequenzen haben. Claus unterstützte die Forderung der Autoren nach einer starken staatlichen Beteiligung an der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Der Staat dürfe die Kirche hier nicht alleine lassen. Die Bundesregierung habe sich vorgenommen, Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu stärken. Eine Möglichkeit besteht laut Claus darin, die Aufarbeitung bei ihrem Amt gesetzlich zu verankern.

Münster-Studie ermöglicht Perspektivwechsel

Staatliche Verantwortungsübernahme brauche eine strukturelle Verbindlichkeit. Ziel müsse es auch sein, Betroffenen ein Recht auf Aufarbeitung einzuräumen.Die Beauftragte lobte, dass die Untersuchung für Münster nicht von Juristen durchgeführt wurde, sondern von vier Neuzeithistorikern und einer Anthropologin. Dieser Perspektivwechsel ermögliche es, den Fokus auf spezifische kirchensystemische Faktoren zu richten, welche die Taten begünstigt und ihre Aufdeckung verhindert hätten.

Hintegrund

Die am Montag vorgestellte Studie weist allen Münsteraner Bischöfen seit 1945 Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Beschuldigte und teils verurteilte Geistliche seien immer wieder versetzt worden und damit weitere Taten ermöglicht worden. Dem aktuellen Bischof Felix Genn (72) bescheinigen die Autoren, in seinen ersten Jahren in Münster reuigen Tätern kirchenrechtlich nicht immer mit der gebotenen Strenge begegnet zu sein und erst später den Umgang mit Missbrauchsfällen verändert zu haben. Die Untersuchung zählt nach Auswertungen von Akten und Betroffenen-Interviews 196 Beschuldigte. Die Zahl der Betroffenen liegt bei 610. Die Dunkelziffer sei aber bis zehnmal so hoch, so die Studienautoren.

(kna-sst)

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13. Juni 2022, 16:17