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Missbrauch in der Kirche - Symbolfoto Missbrauch in der Kirche - Symbolfoto 

D: Früherer „Sternsinger“-Präsident Pilz unter Missbrauchsverdacht

Der 2019 gestorbene Ex-Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger", Winfried Pilz, steht unter Verdacht des sexuellen Missbrauchs. In einer am Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung rief das Erzbistum Köln mögliche und bisher unbekannte Missbrauchsbetroffene dazu auf, sich zu melden.

Bereits 2012 sei Pilz beschuldigt worden, einen „schutzbedürftigen Erwachsenen" in den 1970er Jahren missbraucht zu haben. Im vergangenen Jahr hätten sich Hinweise auf mögliche weitere Betroffene ergeben.

Pilz leitete von 2000 bis 2010 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk, das immer zum Jahreswechsel die bundesweit bekannte Sternsingeraktion durchführt. 2012 meldete sich eine Person mit Vorwürfen gegen Pilz beim Erzbistum, wie es hieß. Man habe bei der Untersuchung aufgrund fehlender Erinnerung der betroffenen Person nicht abschließend klären können, ob sie zum Tatzeitpunkt das 18. Lebensjahr bereits vollendet habe. „Da die Person aber im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses für P. tätig war, handelte es sich in jedem Falle um einen schutzbedürftigen Erwachsenen", so die Erzdiözese.

Den Angaben zufolge erteilte 2014 der damalige Kölner Erzbischof Joachim Meisner Pilz einen Verweis, legte ihm eine Geldstrafe auf und verbot dem damals schon im Ruhestand lebenden Geistlichen den Kontakt zu Minderjährigen. 2018 sei der Fall der Staatsanwaltschaft nachgemeldet worden, die wegen Verjährung keine Ermittlungen aufgenommen habe.

Hinweise auf mögliche weitere Betroffene

2021 ergaben sich laut Erzbistum Hinweise auf mögliche weitere Betroffene. Da der Geistliche zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war und seine Tätigkeit sich weit über das Erzbistum Köln hinaus erstreckte, hätten sich die folgenden Recherchen als sehr komplex erwiesen. Nun erfolgten vom 2. bis 10. Juli an allen ehemaligen Einsatzorten des Priesters Aufrufe an mögliche und bisher unbekannte Betroffene. Das Erzbistum sehe sich gegenüber den Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der Pflicht, den Sachverhalt möglichst umfänglich zu klären.

Das Kindermissionswerk zeigte sich „tief betroffen": „Uns macht diese Tat fassungslos, traurig und wütend zugleich", erklärte das Werk am Mittwochabend. Es sei im September 2021 vom Erzbistum Köln über den Fall in Kenntnis gesetzt worden und habe sich dort daraufhin für einen zeitnahen Aufruf eingesetzt, um mögliche weitere Betroffene zu finden.

Pilz hatte als Priester viele Jahre als Jugendseelsorger gewirkt. Bekannt ist er auch als Autor geistlicher Lieder.

(kna – gs)

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30. Juni 2022, 13:47