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Deutschland hat eine neue Missbrauchsbeauftragte: Kerstin Claus (© Barbara Dietl) Deutschland hat eine neue Missbrauchsbeauftragte: Kerstin Claus (© Barbara Dietl)  

Neue Missbrauchs-Beauftragte der deutschen Regierung

Kerstin Claus, Journalistin und Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, ist neue Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung. Das Regierungskabinett in Berlin stimmte am Mittwoch ihrer Ernennung zu.

Sie folgt Johannes-Wilhelm Rörig nach, der sein Amt Ende Februar niedergelegt hatte. Claus hatte als Journalistin ihren eigenen Fall als Opfer sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche öffentlich gemacht. Sie war in den vergangenen Jahren auch Mitglied im Betroffenenrat, der den Missbrauchsbeauftragten berät. Die deutsche Bundesregierung richtete das Amt eines Missbrauchsbeauftragten nach dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im Jahr 2010 ein. Claus hatte 2018 als erste Betroffene bei einer Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesprochen und die Kirche zu mehr Aufarbeitung der Fälle und Hinwendung zu den Opfern aufgefordert. Sie ist Mitglied der Grünen und kandidierte bei der vergangenen Landtagswahl in Rheinland-Pfalz für die Partei, verpasste aber den Einzug in den Landtag.

In einem ersten Statement erklärte Claus, sie könne sich mit Blick auf den Kampf gegen sexualisierte Gewalt „keine bessere, keine wichtigere und keine lohnendere Arbeit" vorstellen. Ihre Aufgabe sei es, den Verantwortlichen „immer wieder vor Augen zu führen, was getan werden kann, was verbessert werden muss". Sexualisierte Gewalt sei in der Gesellschaft „fest verankert". Das müsse politisch und gesellschaftlich wahrgenommen werden.

„Immer wieder vor Augen zu führen, was getan werden kann, was verbessert werden muss“

 

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) bezeichnete Claus als „Kämpferin und wichtige Verbündete" im Kampf gegen Missbrauch. Sie betonte zugleich, dass sie zusammen mit Claus noch in diesem Jahr eine Informations- und Sensibilisierungskampagne starten wolle. Der religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci, und die Vorsitzende der Kinderkommission im Bundestag, Sarah Lahrkamp (SPD), erklärten dazu, es sei gut, dass das wichtige Amt wieder besetzt werde. „Wir werden den Kinderschutz stärken, wo wir können, denn Kinder können sich nicht selbst schützen. Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und eine nationale Strategie", so die Parlamentarier. Sie kündigten an, die Stelle der Missbrauchsbeauftragten sowie der unabhängigen Aufarbeitungskommission zügig auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen. Auch der Betroffenenrat begrüßte die Neubesetzung. „Wir alle kennen Kerstin Claus als leidenschaftliche Mitstreiterin - immer parteiisch für die Bedürfnisse und Belange von Betroffenen", so das Gremium. Mit dieser Entscheidung würden die jahrelange Arbeit von Betroffenen sowie ihre vielfältigen Kompetenzen noch sichtbarer.

(kna – cs)

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30. März 2022, 14:38