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Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising 

Marx: „Bitte Betroffene um Vergebung“

Zum Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München-Freising hat sich an diesem Donnerstag Nachmittag auch der Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, geäußert. Hier ist seine Erklärung.

„Mein erster Gedanke gilt heute den Betroffenen sexuellen Missbrauchs, die durch kirchliche Vertreter, Priester und andere Mitarbeiter im Raum der Kirche Unheil und Leid erfahren haben, in einem erschreckenden Ausmaß. Ich bin erschüttert und beschämt.

Für mich haben die Begegnungen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs eine Wende bewirkt. Sie haben meine Wahrnehmung der Kirche verändert und verändern diese auch weiterhin.

Wie ich immer wieder gesagt habe, fühle ich mich als Erzbischof von München und Freising mitverantwortlich für die Institution Kirche in den letzten Jahrzehnten. Als der amtierende Erzbischof bitte ich deshalb im Namen der Erzdiözese um Entschuldigung für das Leid, das Menschen im Raum der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten zugefügt wurde.

„Gutachten ist wichtiger Baustein für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs“

Dass sexueller Missbrauch in der Kirche nicht ernst genommen wurde, dass die Täter oft nicht in rechter Weise zur Rechenschaft gezogen wurden, dass es ein Wegsehen von Verantwortlichen gegeben hat, wissen wir seit Jahren.

Genau deshalb haben wir seit dem ersten Gutachten, das wir 2010 beauftragt haben, das heute vorgestellte Gutachten bei der Kanzlei WSW in Auftrag gegeben. Es ist ein wichtiger und unverzichtbarer Baustein für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in unserem Erzbistum und auch für die Kirche insgesamt. Seit 2010 wurde im Erzbistum schon vieles geändert und umgesetzt, und damit sind wir längst nicht am Ende. Wir werden auch anhand der Empfehlungen des aktuellen Gutachtens weitere Veränderungen beraten und umsetzen.

„Ich hoffe sehr, dass wir am nächsten Donnerstag erste Perspektiven aufzeigen können“

Gerade weil es ein so umfangreiches Gutachten ist, beschäftigen wir uns intensiv damit, werden es genau lesen, analysieren und über Ergebnisse und weitere Konsequenzen nachdenken und beraten. Herr Generalvikar Klingan, Frau Dr. Herrmann und ich werden zeitnah mit dem Betroffenenbeirat und der Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung in den Austausch treten.



Ich hoffe sehr, dass wir am nächsten Donnerstag erste Perspektiven aufzeigen und den weiteren Weg skizzieren können. Dabei werden die Bistumsverantwortlichen weiterhin eng zusammen arbeiten. Wir haben heute das Gutachten erhalten, selbstverständlich habe ich die Pressekonferenz verfolgt. Herr Generalvikar, Frau Amtschefin und ich werden jetzt das Gutachten gemeinsam analysieren. Wir handeln gemeinsam.

„Eine tiefe Erschütterung für die Kirche“

Jetzt ist die Zeit die Impulse, die das Gutachten gibt, aufzugreifen und weitere Schritte in die Zukunft zu gehen. Die Missbrauchskrise ist und bleibt eine tiefe Erschütterung für die Kirche und zur Aufarbeitung und zum weiteren Weg gehört die Orientierung an den Opfern des Missbrauchs, die Aufarbeitung von falschen Machtstrukturen und Haltungen. Aber es geht um mehr, es geht um die Erneuerung der Kirche, es geht um das, was wir auch im Synodalen Weg in Deutschland versuchen und vorantreiben. Denn dieser Synodale Weg ist ja ausgegangen von der MHG-Studie und ihren Analysen. Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs kann nicht getrennt werden vom Weg der Veränderung, der Erneuerung und der Reform der Kirche. Daran werden wir gemeinsam weiterarbeiten.

Zum Schluss betone ich noch einmal, dass die Perspektive der Betroffenen für uns im Erzbistum München und Freising jetzt im Mittelpunkt steht, auch um Schritte in die Zukunft zu gehen.“

(vatican news – sk)
 

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20. Januar 2022, 16:46