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Studie soll Licht ins Dunkel bringen Studie soll Licht ins Dunkel bringen 

Schweiz: „Das schulden wir den Missbrauchsopfern“

Die katholische Kirche in der Eidgenossenschaft ist im Vergleich zu den Kirchen in den Nachbarländern anders umgegangen mit der Missbrauchsaufarbeitung: Während in Deutschland zunächst eine Studie in Auftrag gegeben und dann darauf reagiert wurde, macht man es in der Schweiz umgekehrt, wie uns der zuständige Bischof Joseph Bonnemain erläutert.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Seit mehreren Jahren gibt es in der Schweiz ein Fachgremium der Bischofskonferenz, das sich mit der Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe im kirchlichen Kontext auseinandersetzt. „Das Besondere in der Schweiz ist ihre komplexe Struktur, sowohl kirchlich als auch staatlich“, erläutert der Churer Bischof Joseph Bonnemain. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema, schon bevor er zum Bischof gewählt wurde.

Zum Nachhören - was Bischof Bonnemain zur Studie sagt

„Die Idee einer unabhängigen Studie ist nicht ganz neu. Wir verfolgen seit über drei Jahren dieses Anliegen, und jetzt ist es soweit, dass die Verträge mit der Uni Zürich abgeschlossen werden konnten“, fügt Bischof Bonnemain an. In anderen Ländern habe man zuerst eine Studie gemacht und dann darauf reagiert, in der Schweiz sei eben umgekehrt geschehen. „Man hat versucht den Opfern beizustehen und sie zu begleiten. Seit 2002 wurde dann begonnen, Anlaufstellen in allen Diözesen einzurichten“, so Bonnemain.

Dadurch sei eine große Erfahrung entstanden. Die Bischöfe seien dann zur Überzeugung gekommen, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, aus all dieser Erfahrungen heraus eine Studie in Auftrag zu geben, um besser zu erfassen, was wirklich geschehen sei. „Das sind wir vor allem den Opfern gegenüber schuldig“, sagt der Churer Bischof im Gespräch mit Radio Vatikan.

Bischof Bonnemain von Chur
Bischof Bonnemain von Chur

Bereits einzelne Studien

In der Schweiz habe es bisher vereinzelt schon Studien gegeben, wie zum Beispiel für die Klöster Einsiedeln und Fischingen. „Es gibt in etwa vier Studien, die bisher gemacht wurden“, so Bischof Bonnemain. Nun wolle man dies für die ganze Schweiz tun. Was bisher aufgearbeitet wurde, soll in die neue Gesamtstudie einfließen.

Bonnemain äußerte sich anlässlich der Unterzeichnung des Vertrags für das „Pilotprojekt zur Erforschung der Geschichte sexueller Ausbeutung im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz“. Das Projekt wurde am Montag von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), der Römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und der Konferenz der Vereinigung der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens (KOVOS) bekanntgegeben.

Die kirchlichen Spitzenorganisationen haben damit der Universität Zürich den Auftrag erteilt, die Geschichte der sexuellen Ausbeutung im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu erforschen. Ein Forschungsteam des Historischen Seminars der Universität soll mit der Studie eine Grundlage für künftige Forschungsprojekte schaffen. Der Vertrag schließt Einflussnahme durch die Auftraggeber und Dritte aus.

(vatican news)

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08. Dezember 2021, 14:16