Erschaffung des Menschen - Fresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle Erschaffung des Menschen - Fresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle 

D: Kurschus will Gott nicht gendern

„Gott kann nicht auf ein Geschlecht festgelegt werden. Diese Offenheit wird schon in der Bibel deutlich.“ Das sagt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus.

Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt die westfälische Präses, sie sehe für sich persönlich keinen Grund, das Wort „Gott“ zu gendern; es sei nämlich hinreichend „offen“.

Martin Luther habe in seiner grundlegenden Bibelübersetzung im 16. Jahrhundert den hebräischen Gottesnamen mit „HERR“ übersetzt. Allerdings meine der Reformator damit „keinen Mann“, so Kurschus. Vielmehr sei das „eine genderübergreifende Machtansage“.

„Das Christentum geht nicht unter, weil unsere Gesellschaft vielfältiger wird“

In dem Interview, dessen Text an diesem Samstag vorab bekannt wurde, ließ Kurschus auch erkennen, dass die Zuwanderung von Muslimen aus ihrer Sicht keine Gefahr für die christliche Identität Europas bedeutet. „Das Christentum geht nicht unter, weil unsere Gesellschaft vielfältiger wird.“ Es gebe ihr zu denken, dass gerade Menschen, die „in den Inhalten des Christentums wenig sattelfest sind“, besonders vernehmlich Sorgen um das sogenannte christliche Abendland äußerten.

Kurschus steht seit dem 10. November an der Spitze des Rates der EKD; sie ist nach Margot Käßmann die zweite Frau in diesem Amt. In dem Interview bekennt sie sich zum Engagement für die Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer; das war ein großes Anliegen ihres Vorgängers Heinrich Bedford-Strohm.

(fas – sk)
 

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20. November 2021, 10:31