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D: „Wir müssen die Armen in den Blick nehmen“

Mit dem Welttag der Armen will die katholische Kirche deutlich machen, dass Armut nicht bloß ein Randphänomen ist. Vielmehr müsse sich jeder damit ständig beschäftigen. „Und da ist es wichtig, die Gesellschaft wachzurütteln“, hebt Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg im Interview mit Radio Horeb hervor. Bischof Burger ist Vorsitzender der Kommission für karitative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Papst Franziskus hatte im Jahr 2016 zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit einen Welttag der Armen eingerichtet. „Wir müssen arme Menschen mit in unseren Blick hineinnehmen, denn sie gehören zur Gesellschaft und zu unserem Leben“, so Erzbischof Burger.

Hier das Interview mit Bischof Burger zum Welttag der Armen

In diesem Jahr fällt der Welttag der Armen auf den 14. November. Papst Franziskus hat ihm 2021 das Motto gegeben: „Die Armen habt ihr immer bei euch“ (Mk 14,7). Dieses Bibelzitat ziele darauf ab, dass sich jeder deutlich machen sollte, wie man ständig gegen Armut angehen müsse, erläutert Bischof Burger. Armut sei allgegenwärtig und sie dürfe uns „einfach nicht gleichgültig werden lassen“. Wie schnell das Verhängnis über Menschen hineinbrechen könne, habe im Sommer die Flutkatastrophe im Rheinland gezeigt.

Nicht wegschauen! Obdachlose in unseren Städten
Nicht wegschauen! Obdachlose in unseren Städten

In seiner Erklärung zum Welttag der Armen erinnert Erzbischof Burger vor allem an die Folgen der Corona-Pandemie, die mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen viele prekäre Zustände verstärkt habe: „Sie hat uns damit verdeutlicht, in welch herausfordernden Lagen sich beispielsweise Alleinerziehende, Solo-Selbstständige, Menschen mit Behinderungen oder geringfügig Beschäftigte befinden und auch schon vorher befanden. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, unterschiedliche Bildungschancen oder Investitionsrückstände in den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung und Pflege sind allesamt Herausforderungen, derer es sich auf politischer Ebene in den nächsten Jahren anzunehmen gilt. Es geht darum, allen Menschen Chancen zu ermöglichen und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.“

Keine Aufgabe allein für Regierungen und Parlamente

Die Sorge für die Armen und Schwachen in der Gesellschaft sei keine Aufgabe allein für Regierungen und Parlamente oder allein für Wohlfahrtsverbände und Hilfsorganisationen, betont Burger, sondern diese Sorge gehe jede und jeden einzelnen an. „Wir alle sind aufgerufen, hinzusehen, hinzuhören und dann anzupacken und zu helfen. Um richtig verstanden zu werden: Ich bin sehr dankbar für die großartige und unverzichtbare Arbeit, die die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Caritas und den anderen Diensten leisten! Und auch den Politikerinnen und Politikern, die sich für die Linderung der Armut einsetzen, gilt mein Dank und Respekt.“ Der Freiburger Erzbischof fügt hinzu: „Genauso wenig, wie die Kirche diese Aufgabe ausschließlich an ihre Caritas delegieren kann, können wir uns als Christinnen und Christen darauf verlassen, dass sich der Staat oder ‚die Gesellschaft‘ um die Armen kümmern. Das ist es, was Papst Franziskus bei der Einführung des Welttags der Armen vor fünf Jahren anmahnte: Dienst am Nächsten und konkretes Engagement vor Ort durch uns.“

(radio horeb/dbk – mg)

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13. November 2021, 13:30