Weihbischof Rolf Steinhäuser, der derzeit Erzbischof Rainer Maria Woelki vertritt.   Weihbischof Rolf Steinhäuser, der derzeit Erzbischof Rainer Maria Woelki vertritt.  

D: „Wir können uns nicht selbst absolvieren"

Bei einer Bußfeier im Kölner Dom hat die deutsche Erzdiözese Köln Schuld wegen der Missbrauchsfälle in der Kirche bekannt. „Wir können uns nicht selbst absolvieren“, erinnerte Weihbischof Rolf Steinhäuser, der vom Papst übergangsweise eingesetzt ist.

„Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unserer Diözese ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen verübt worden“, sagte der von Papst Franziskus eingesetzte Übergangsverwalter Rolf Steinhäuser am Donnerstag. Dafür könne er nicht die Gläubigen in Haft nehmen, jeder könne nur seinen Teil der Verantwortung übernehmen. „Ich habe die Betroffenen nicht im Blick gehabt. Das ist mein Versagen und meine Sünde“, sagte der Weihbischof, der derzeit Erzbischof Rainer Maria Woelki vertritt.

Gedenken an Betroffene sexualisierter Gewalt

Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Betroffenen verlesen und zum Gedenken für jeden von ihnen eine Kerze vor dem Kreuz aufgestellt. Stellvertretend für alle ungenannten Betroffenen wurde symbolisch eine weitere große Kerze entzündet. „Es ist wichtig, dass wir dem Leid – soweit wie möglich – einen Namen geben – die Namen der Betroffenen!“, betonte Weihbischof Steinhäuser. Er sagte weiter:

„Dieser Bußgottesdienst endet nicht mit der Vergebung“, sagte Steinhäuser weiter: „Wir können uns nicht selbst absolvieren. Wir bitten auch nicht die Betroffenen um Vergebung, damit es uns besser geht“, sagte er und reagierte damit auf Kritik im Vorfeld des Gottesdienstes.

„Wir können uns nicht selbst absolvieren. Wir bitten auch nicht die Betroffenen um Vergebung, damit es uns besser geht“

Bußgottesdienst an EU-Tag für Kinderschutz

Unter anderem hatte ein Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Kai C. Moritz, den Gottesdienst als ein Ritual der Täterorganisation abgelehnt. „Bei Ritualen, die irgendetwas gesund beten sollen, bin ich nicht dabei“, so der Schauspieler. Missbrauchsopfer kritisierten auch, dass ausgerechnet Weihbischof Steinhäuser den Gottesdienst halte, und damit jener Bischof in der Erzdiözese, der bisher keine Fehler im Umgang mit Missbrauch gemacht habe.

Der Bußgottesdienst war seit Langem geplant. Wegen der Querelen um die Missbrauchsaufarbeitung des Kölner Erzbischofs Kardinals Woelki und der „medialen Lage“ sei die Feier bislang nicht zustande gekommen, hieß es. Nun wurde er am „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ angesetzt.

Keine Medienvertreter

Der Betroffenenbeirat der Erzdiözese Köln gestaltete die Feier mit. Wegen möglicher emotionaler Reaktionen hatte er darauf hingewirkt, dass zu dem Bußgottesdienst keine Medienvertreter und nur rund 230 geladene Gäste zugelassen wurden, darunter leitende Mitarbeitende der Erzdiözese und Gremienvertreter.

Während des Gottesdienstes protestierte die Initiative „Maria 2.0 Rheinland“ auf der Domplatte. Mit einem „Walk of Shame“ mahnte sie eine von der Kirche unabhängige Aufklärung der Missbrauchsfälle an und machte darauf aufmerksam, dass Verantwortungsträger bisher keine persönlichen Konsequenzen gezogen hätten.

Kardinal Woelki befindet sich als Erzbischof in einer Auszeit, um die vergangenen Monate aufzuarbeiten, und will am Aschermittwoch wieder seinen Dienst aufnehmen. Papst Franziskus kam nach einer von ihm beauftragten Untersuchung zu dem Schluss, der Kardinal habe „in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, vor allem auf der Ebene der Kommunikation, auch große Fehler gemacht“, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Bis zur Rückkehr Woelkis leitet Steinhäuser die Erzdiözese.

(kap/pm – pr)
 

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18. November 2021, 13:11