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Bei einer Messe im Rahmen des Synodalen Weges Bei einer Messe im Rahmen des Synodalen Weges  

Synodaler Weg: „Dann wäre ich nie Bischof geworden“

Der Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland hat sich im Grundsatz für eine Laienmitwirkung bei Bischofswahlen ausgesprochen. Am Samstag nahm die Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt eine entsprechende Vorlage mit großer Mehrheit an. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird mit der Idee nicht warm, wie er am Rande der Zweiten Synodalversammlung im Interview mit dem Kölner Domradio durchblicken ließ.

Das Papier zur Bischofswahl, mit großer Mehrheit angenommen, wurde als Arbeitsgrundlage zur weiteren Bearbeitung in das zuständige „Forum“ des Synodalen Wegs überwiesen. Der Text sieht vor, Laien über ein eigenes Gremium bei Bischofsbestellungen zu beteiligen. Möglich seien etwa ein Mitentscheidungsrecht bei der Erstellung der Kandidatenliste und ein Anhörungsrecht vor der Wahl.

Unterschiedliche Bewertungen des Vorstoßes

Bei der Vorstellung des Papiers sagte der Sozialethiker Bernhard Emunds von der zuständigen Arbeitsgruppe: „Es ist klar, der Text ist kirchenrechtlich beherzt, aber möglich.“ Er verwies ausdrücklich darauf, dass der Vorschlag darauf abzielt, im Rahmen des bestehenden Kirchenrechts das größtmögliche Mitwirkungsrecht für die nicht geweihten Gläubigen auszuschöpfen.

In der Debatte über die Vorlage zeigte sich eine große Bandbreite in der Einschätzung. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte: „Das ist ein sehr reifer Text, dem ich gut zustimmen kann. Ich würde es sehr begrüßen und halte es auch für realistisch.“ Rainer Nomine vom Diözesanrat der Katholiken im Bistum Görlitz hingegen sagte: „Ich halte die Umsetzung für außerhalb jeglicher Wahrscheinlichkeiten.“ Der Kirchenhistoriker Joachim Schmiedl forderte eine öffentliche Debatte über mögliche Kriterien zur Eignung für das Bischofsamt.

Kohlgraf: Bischofs-Wahlkampf?

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf äußerte sich am Rande der Synodalversammlung vor der Abstimmung vom Samstag zum Thema Partizipation und Bischofswahl gegenüber dem Kölner Domradio. Er befürchtet einen Bischofs-Wahlkampf, wenn der Vorschlag zu Bischofsbestellungen umgesetzt würde. 

Hier hören Sie das gesamte Interview

DOMRADIO.DE: Gerade bei der Machtfrage geht es schon auch ans Eingemachte. Wie haben Sie diese Machtfrage, diese Diskussion hier erlebt?

Bischof Kohlgraf: Na ja, das eine sind Grundlagentexte, wo man generell sagen kann, wir wollen Transparenz, eine Verbindlichkeit, wir wollen auch eine Sicherheit für unsere Gläubigen und eine Durchschaubarkeit und Verlässlichkeit des Miteinanders zwischen Bischof, Pfarrer und anderen Gläubigen. Aber wenn es dann natürlich um konkrete Fragen geht, worin zeigt sich das konkret, das heißt, können die Gläubigen mitbestimmen oder nur mitreden? Das ist zum Beispiel eine entscheidende Frage, da ging es gerade darum.

DOMRADIO.DE: Wir sind in einer Demokratie, da wollen viele Leute mitreden, mitbestimmen. Wie verträgt sich das denn mit der Kirche selber, die ja eigentlich hierarchisch organisiert ist?

Bischof Kohlgraf: Also wir haben ja schon in vielen Gremien auch wirklich Mitbestimmung. Ich bin ja kein Monarch und auch in meiner Dezernentenrunde bestimmen wir kollegial. Trotzdem muss am Ende der Bischof, glaube ich, einfach auch den Kopf hinhalten und die Verantwortung tragen. Ich habe es ja auch in Entscheidungen erlebt, dass Räte uns dringende Empfehlung geben, etwa im Hinblick auf Finanzen und wir setzen es um. Das sind dann schmerzliche Prozesse. Aber ich muss dann als Bischof auch meine Ehrenamtlichen sozusagen aus dem Feuer holen. Die müssen dann nicht in der Zeitung verheizt werden. Das ist dann meine Aufgabe.

DOMRADIO.DE: Eine Frage war zum Beispiel, ob man zukünftig vielleicht nicht Bischöfe auch per Votum wählen kann. Wie verhalten Sie sich selber zu so einer Frage?

Bischof Kohlgraf: Na ja, dann gäbe es ein Bischof-Wahlkampf. Ich habe eben in der Debatte gesagt, dann wäre ich nie Bischof geworden. Ich hätte mich nämlich nicht in den Wahlkampf gestürzt. Ich wusste nicht, dass ich Bischof wurde. Und plötzlich war ich es. Ich habe auch gesagt, das wäre nicht zum Schaden der Kirche und das wäre auch nicht für mein Schaden. Ich wüsste was mit meinem Leben anzufangen, aber jetzt ist es halt so.

DOMRADIO.DE: Wenn wir vielleicht noch einen Ausblick versuchen und Sie das noch mal insgesamt einordnen, sind Sie da sehr zuversichtlich, dass der Synodale Weg für die Kirche der Weg ist, der sie aus der Krise herausführen kann?

Bischof Kohlgraf: Es ist vielleicht ein Baustein. Ich glaube, da müssen noch andere Bausteine gegangen werden, zumal es ja auch um die Umsetzung vor Ort geht. Ich glaube aber, dass so eine Debattenkultur wirklich ein guter Schritt ist. Da sind wir auch nach dem Willen des Papstes noch ziemlich am Anfang.

Wir lernen, was Synodalität bedeutet. Der Papst spricht von einem Weg, der auch Risiken birgt und der auch mühsam ist. Wir sind auf diesem mühsamen Weg, aber ich glaube, dass das letztlich ein Weg ist, der tatsächlich dann auch in die Zukunft führt – unabhängig von einzelnen Entscheidungen vielleicht.

Bisherige Regeln

Das kirchliche Recht kennt zwei Möglichkeiten der Bischofsbestellung: Der Papst ernennt die Bischöfe frei oder bestätigt die rechtmäßig Gewählten. Einige Konkordate in Deutschland sehen dabei eine Beteiligung der Domkapitel vor, denen ausschließlich Priester angehören. An dieses Wahlrecht soll die nun vorgeschlagene Laien-Mitwirkung anknüpfen.

 

*aktualisiert: Samstag, 16.00


(kna/domradio – pr)
 

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02. Oktober 2021, 12:02