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Österreich: Bei der Geldanlage die Ethik nicht vergessen

Am 31. Oktober ist Weltspartag. Schwester Magdalena Eichinger, Provinzökonomin der Steyler Missionsschwestern, hält das Geldanlegen für legitim, verzichtet aber auf unethische Investments. „Ethische Geldanlagen können mit der Rendite konventioneller Veranlagung längst mithalten", erklärt sie. In der katholischen Kirche gibt es für das Investieren eigene moralische Kriterien.

Bei der Geldanlage auf eine möglichst große Rendite zu achten, gilt als selbstverständlich. Doch gleichzeitig fragt man sich: „Was passiert mit meinem Geld?". In der Enzyklika „Laudato si“ schreibt Papst Franziskus: „Das Kaufen ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern immer auch eine moralische Handlung.“

Dem werden sich immer mehr Menschen bewusst und setzen auf sogenannte „ethische Geldanlagen", also Geldanlagen nur nach bestimmten moralischen Kriterien. „Ethische Geldanlagen“ sind zwar keinesfalls ein neues Phänomen, bereits im 18. Jahrhundert schlossen etwa Glaubensgemeinschaften Investitionen in Brauereien, Rüstungsunternehmen, Glücksspiel und Prostitution aus, jedoch wächst der Markt dafür zuletzt rasant.

Geldanlage auch in Orden Thema

Anlässlich des bevorstehenden Weltspartags sprach die Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (Ausgabe 28. Oktober) mit Sschwester Magdalena Eichinger, Provinzökonomin der Steyler Missionsschwestern und Expertin für ethische Geldanlage, über „geeignete" Anlageformen.

„Geld ist nicht nur schmutzig, wir brauchen es", zeigt sich die Missionsschwester überzeugt. Für sie sei aber in erster Linie wichtig, wohin das Geld fließt. Ihr Orden setzt sich weltweit für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ein. Deshalb will sie Geld nur für solche Investitionen zur Verfügung stellen, die diesem Anliegen entsprechen. Eichinger legt im Auftrag ihres Ordens Geld für die Altersvorsorge der Ordensfrauen an, die in anderen Kontinenten oder im Ordenshaus tätig sind oder waren. Denn diese haben, im Gegensatz zu den Lehrerinnen oder Krankenschwestern aus dem Orden, sonst keinen Pensionsanspruch.

Ethisches Investieren bedeutet nicht automatisch geringere Rendite

„Meine Mitschwestern engagieren sich in fast 50 Ländern der Erde zum Beispiel dafür, dass die Menschen Bildung und faire Bezahlung bekommen. Wenn unser Geld in eine Firma fließt, die zum Beispiel mit Palmöl handelt, von dem wir wissen, dass dafür großflächig indonesischer Urwald gerodet wird, was den Menschen wiederum ihre Lebensgrundlage entzieht, dann fallen wir ja den Schwestern in den Rücken", gab Eichinger zu bedenken.

„Ethische Geldanlagen können mit der Rendite konventioneller Veranlagung längst mithalten“

Und wie viel kostet das reine Gewissen? „Ethische Geldanlagen können mit der Rendite konventioneller Veranlagung längst mithalten", so Eichinger. Es empfehle sich aber ein genauer Blick auf die Produkte: „Es gibt nicht einfach gut oder böse". Auch ist nicht immer sicher, dass als nachhaltig genannte Finanzprodukte auch tatsächlich dem entsprechen, was das Branding verspricht.

Zusammenstellen eines ethischen Portfolios

Um Geldanlagen ethisch zusammenstellen zu können, gibt es nach den Worten des Mitglieds im Ethik-Anlagerat der Steyler Ethik Bank Ausschlusskriterien und Positiv-Kriterien: Ausschlusskriterien betreffen Geschäftsfelder und Geschäftspraktiken, die man nicht mitfinanzieren und von denen man nicht profitieren möchte, wie etwa Rüstungsindustrie, Menschenrechtsverletzungen, Kinder- oder Zwangsarbeit. Positiv-Kriterien sind unter anderem erneuerbare Energiequellen, soziale Maßnahmen wie Wohnraum für Angestellte, Beteiligung der Mitarbeitenden oder Klimaschutzprojekte.

Dennoch: „Schwarz und Weiß gibt es nicht." Die Ordensfrau wies dabei auf die Komplexität der Tätigkeitsfelder einiger Firmen hin: „Eine Zulieferfirma technischer Bestandteile kann gleichzeitig Einzelteile für die Rüstungsindustrie und für Brotmaschinen herstellen."

Richtlinie der Bischofskonferenz

Nicht nur einzelne Orden, sondern die katholische Kirche in Österreich im Allgemeinen zwingt sich in ein enges Korsett, wenn es um das Anlegen von Geld geht. Die österreichische Bischofskonferenz hat dazu eigene Richtlinien herausgegeben, die auf eine flächendeckende Verbindlichkeit für alle Diözesen, Ordensgemeinschaften, Pfarren, kirchliche Einrichtungen und sonstige kirchliche Rechtsträger in Österreich abzielt. Die Kirche habe zwar eine „moralische Verpflichtung, mit Geldanlagen eine angemessene Rendite zu erzielen, um Geld für ihre vielfältigen Aufgaben bereitzustellen“, jedoch habe man im Konfliktfall „auf einen finanziellen Vorteil zu verzichten, wenn dies aus moralischer Sicht geboten ist“, heißt es in der Richtlinie. Als Handlungsfelder für ethisches Investieren macht die Bischofskonferenz drei Bereiche aus: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In diese Felder gliedern sich auch die konkreten „No-Goes“, die genannt werden, etwa das Investieren in rigoroses „Land Grabbing“, in Rüstungskonzerne oder in Atomenergie.

Inwiefern die Kirche in Österreich diese Richtlinien befolgt, ist öffentlich nicht einsehbar. Es scheint auch für die Kirche schwierig, hier einen Überblick zu wahren. Schließlich sind die mehr als 3000 Pfarren, rund 200 Ordensgemeinschaften und die persönlichen Refugien der Bischöfe allesamt eigene Rechtsträger mit gesonderten Finanzen.

(kap – gh)

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28. Oktober 2021, 12:59