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Matthias Kopp Matthias Kopp 

DBK-Sprecher: „Keine Revolution, aber eine gute Frage der Erneuerung“

Am vergangenen Wochenende wurde die von Papst Franziskus einberufene Weltsynode in Rom eröffnet. Zu dieser Weltsynode sind alle Teil- und Ortskirchen aufgerufen, sich einzubringen. Der synodale Prozess auf Weltebene wird bis 2023 dauern. Im Oktober findet dann die Weltbischofssynode statt, auf die hin die konkrete Umsetzung folgen soll. Ein Gespräch mit dem Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.

Herr Kopp, Papst Franziskus schreibt: eine Synodale Kirche, die das Evangelium verkündet, geht gemeinsam. Wieso brauchen wir denn dann explizit gefordert eine solche Synodale Kirche, die sich gemeinsam auf den Weg macht? Ist Kirche nicht schon gemeinsam auf dem Weg oder haben wir dann das Evangelium im Laufe der Zeit beim Weitergehen vielleicht etwas aus dem Blick verloren?

Was Papst Franziskus will, ist eine gute Rückerinnerung daran, was Synodalität, sich gemeinsam auf den Weg machen, bedeutet. Man kann das, glaube ich, gar nicht oft genug betonen und erinnern. Vielleicht sind wir etwas eingefahren in unseren Strukturen, unserem Denken. Und diese Idee einer neuen Synodalität, eines Aufbruchs in der Kirche, steht ja wie ein roter Faden in diesem Pontifikat, wenn Franziskus sagt, er möchte eine Wiederbelebung des Evangeliums und das ist einer der Schritte, die er wählt. Er plädiert für einen synodalen Prozess weltweit. Und ich halte das angesichts der Lage der Kirche weltweit, die vielen Herausforderungen ausgesetzt ist, nicht nur hier in Deutschland, für eine ganz großartige Chance. Ich meine, die sollten wir auch ergreifen.

Hier das Interview mit Matthias Kopp

Die Kirche als etwas Sakrales ist ja auch eingebettet in einen säkularen Raum, in die Gesellschaft und den historischen Kontext, der sie umgibt. Und dieser Raum wandelt sich, verändert sich. Inwiefern ist es denn für die Kirche keineswegs einfach, diesen Wandel immer mitzugehen und die Zeichen der Zeit dabei richtig zu deuten, ohne dass sie am Ende ihr Gesicht verliert und nicht mehr Kirche ist, was einmal Kirche war?

Wichtig ist für uns als Kirche, dass wir immer die Tradition haben, aber auch die Gegenwart. Wir müssen die Tradition in die Gegenwart transformieren, das heißt, wir werden niemals eine Kirche sein, die die Bibel abschafft oder die ganze Tradition der Kirche. Aber wir müssen Bibel und Tradition in unserer Zeit verstehbar machen, das heißt, nicht dem Zeitgeist hinterherlaufen, aber zu schauen, wo ist die Kirche heute, in welcher Form Menschen dienlich, auf den Menschen hingerichtet, mit dem größeren Ziel der Verehrung Gottes, und dabei eben zu schauen und nicht zu vergessen, dass wir uns nicht einer säkularen Welt anzupassen haben, aber das, was in einer säkularen Welt passiert, wahrnehmen müssen. Wenn die Kirche Salz der Erde, Ferment in der Gesellschaft sein will, dann hat sie die Verpflichtung, auch in einer säkularisierten Gesellschaft Antworten auf die Fragen der Zeit zu geben. Ich mache das an einem Beispiel deutlich: die ganze Debatte, die wir öffentlich führen um den assistierten Suizid, ist ein zutiefst gesellschaftliches Problem, und wenn hier die Kirche sich nicht äußern würde, würde sie in der Gegenwart diesen Zeichen der Zeit nicht gerecht werden, das heißt also, Erneuerung hat immer etwas mit Tradition und Gegenwart zu tun.

Und was ist jetzt konkret das Ziel der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode?

Eine Erneuerung der Kirche im Glauben und im Evangelium. Dem Papst geht es darum, zu schauen, dass wir aus vielleicht einer gewissen Müdigkeit heraus neu aufbrechen. In Evangelii Gaudium  2013, von ihm kurz nach der Wahl veröffentlicht, schreibt er, er will eine Kirche des Aufbruchs, eine Kirche, die nach vorne geht, eine Kirche, die an die Ränder der Gesellschaft geht. Und ich glaube, Franziskus hat schon sehr genau wahrgenommen, dass es viele synodale Prozesse in mehreren Ländern gibt: in Deutschland, in Irland, in Frankreich, in Lateinamerika, ein Plenar-Konzil der Kirche in Australien. Und all das sind einzelne Mosaiksteine auf dem großen Weg, wo er die Weltkirche einlädt, diesen synodalen Prozess zu gehen. Das wird keine Revolution, aber es wird eine gute Frage der Erneuerung sein, auch der geistlichen Erneuerung. Und das ist – wenn ich das noch anmerken darf – ja auch für uns auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland wichtig, dass das nicht nur ein Sitzungs-Katholizismus ist, sondern dass wir diesen Synodalen Weg in Deutschland als geistlichen Prozess verstehen, also einen auf der Heiligen Schrift, auf der Tradition, aber in der Gegenwart durchdachten und gegründeten Prozess sehen, wo wir nicht nur über Texte abstimmen, sondern uns auch unseres geistlichen Fundamentes hoffentlich oft genug besinnen.

Das Interview führte Nadja Neubauer.

(radio horeb - mg)

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14. Oktober 2021, 11:34