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Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, geht in eine Auszeit Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, geht in eine Auszeit 

Kölner Kardinal Woelki nimmt Auszeit, bleibt aber im Amt

Papst Franziskus genehmigt dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki eine Auszeit von fünf Monaten, belässt ihn aber im Amt. Weihbischof Rolf Steinhäuser vertritt Woelki während seiner Besinnungszeit.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Die Apostolische Nuntiatur in Berlin gab die Entscheidung von Papst Franziskus an diesem Freitagmittag bekannt. Sie war in Deutschland mit großem Interesse erwartet worden, im Juni hatten zwei vom Papst beauftragte Visitatoren die Lage in Köln untersucht.

Die Behauptung, Kardinal Woelki habe Missbrauchsfälle vertuschen wollen, sei „durch die inzwischen publizierten Fakten und die durch den Heiligen Stuhl geprüften Dokumente widerlegt“, heißt es in einer Mitteilung des Heiligen Stuhles, die nicht in Rom erschien, sondern von der Deutschen Bischofskonferenz auf Bitte der Apostolischen Nuntiatur verbreitet wurde.

Kardinal hat „auch große Fehler gemacht"

Allerdings habe Kardinal Woelki „in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, vor allem auf der Ebene der Kommunikation, auch große Fehler gemacht“. Das habe dazu beigetragen, „dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört.“

„Gleichzeitig ist offenkundig, dass Erzbischof und Erzbistum eine Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung bedürfen“

In der vergangenen Woche habe Franziskus den Kardinal „zu einem langen Gespräch empfangen“. Der Papst „zählt auf Kardinal Woelki, er anerkennt seine Treue zum Heiligen Stuhl und seine Sorge um die Einheit der Kirche. Gleichzeitig ist offenkundig, dass Erzbischof und Erzbistum eine Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung bedürfen.“ Deshalb habe der Papst dem Kardinal auf dessen Wunsch eine geistliche Auszeit bis zur Fastenzeit 2022  gewährt.

Die beiden Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff bleiben ebenfalls im Amt, wie Franziskus entschied. Bei ihnen seien in ihren früheren Verantwortlichkeiten „vereinzelt Mängel in der Behandlung von Verfahren festzustellen, nicht aber die Intention, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren", heißt es in der Mitteilung. Puff könne sein Amt ab sofort wieder ausüben, Schwaderlapp werde auf eigenen Wunsch für etwa ein Jahr eine seelsorgerische Tätigkeit in Kenia wahrnehmen. 

Auslöser der Vertrauenskrise

Woelki ist seit 2014 Erzbischof von Köln. Wegen seines Umgangs mit kirchlichen Missbrauchsfällen steht er in der deutschen Öffentlichkeit seit einem Jahr in teils heftiger Kritik. Anlass war eine Studie zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln, die Woelki selbst in Auftrag gegeben, dann aber wegen Verfahrungsmängel zunächst nicht veröffentlicht hatte. Ein zweites Gutachten entlastete ihn wenig später, führte aber nicht zu einer Entspannung der Lage, weil es anderen kirchlichen Führungskräften 75 Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt nachweist. Kritiker legten dem Kardinal nahe, als früherer Weihbischof in Köln unter dem damaligen Erzbischof Kardinal Joachim Meisner moralische Verantwortung für das System zu übernehmen. Woelki selbst lehnte einen Rücktritt ab. Er übernehme Verantwortung, „indem ich versuche, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen", sagte der Kölner Erzbischof seinem Diözesansender „Domradio“.

Apostolische Visitation

Im Juni 2021 untersuchten zwei Bischöfe im Auftrag von Papst Franziskus die Vorwürfe gegen Kardinal Woelki und die allgemeine Vertrauenskrise im Erzbistum Köln. Kardinal Anders Arborelius von Stockholm und Bischof Hans van den Hende von Rotterdam übermittelten ihre Bestandsaufnahme aus der zwei Wochen dauernden Apostolischen Visitation vertraulich nach Rom, wo sie als Grundlage weiterer Personalentscheidungen diente.

Vergangene Woche lehnte Papst Franziskus den Rücktritt des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße ab, der in Köln mit Kardinal Meisner Generalvikar gewesen war. Ihm hatte das Gutachten elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen zugeordnet, woraufhin Heße seine Zukunft in die Hände des Papstes legte. In einem ungewöhnlichen Schritt bot auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, dem bisher keine Pflichtverletzung im Umgang mit sexualisierter Gewalt zugeordnet wurde, dem Papst seinen Amtsverzicht an, um für Fehler und Versagen der Kirche in der Vergangenheit Verantwortung zu übernehmen. Franziskus lehnte das Ansinnen in einem persönlichen Brief an Marx ab.  

Weihbischof Steinhäuser
Weihbischof Steinhäuser

Kritik erfährt Kardinal Woelki auch aus anderen Gründen, so wegen seiner Pläne, die Pfarreien im Erzbistum Köln wegen des Priestermangels zu etwa 50 Großpfarreien zusammenzufassen. Darüber hinaus gilt Woelki in dogmatischen und disziplinären Fragen als Verfechter der klassischen weltkirchlichen Linie. In Deutschland zunehmend erhobene Reformforderungen wie die nach der Priesterweihe für Frauen oder dem kirchlichen Segen für homosexuelle Paare lehnt Woelki – den Vorgaben aus Rom entsprechend - ab.

Rolf Steinhäuser, der Erzbischof Woelki bis zur Fastenzeit 2022 als Apostolischer Administrator vertritt, wurde 2015 zum Weihbischof in seiner Heimatstadt Köln ernannt. Zuvor war er Stadtdechant in Düsseldorf und Domkapitular gewesen.   

(vatican news)

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24. September 2021, 12:00