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Mariä Himmelfahrt Mariä Himmelfahrt 

Unser Sonntag: Aufnahme Mariens in den Himmel

Zum Fest Mariä Himmelfahrt zeigt Pater Walter Gampenrieder die Rolle Mariens im Leben Jesu und in unserem eigenen Leben auf. Und er erläutert, wie es zum Dogma dieses Festtages kam.

Aufnahme Mariens in den Himmel

P. Walter Gampenrieder LC

Hier die Betrachtung von P. Gampenrieder zum Nachhören

„Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen“!

Wahrhaftig, Gott tut große Zeichen und Wunder und eines der größten Wunder ist Maria selbst! Sie ist der makellose Tempel Gottes, die Jungfrau, die uns den Erlöser geschenkt hat. Voll der Gnade und bereit immer den Willen des Vaters zu leben, führt uns Maria mystisch immer mehr zu Christus. Die Muttergottes war damit beschäftigt, das menschliche Heranwachsen Jesu im Haus von Nazareth zu begleiten. Dies erlaubt ihr, auch uns mit derselben Sorgfalt zu erziehen und uns zu formen, bis Christus vollkommen in uns Gestalt angenommen hat (vgl. Gal 4, 19)[1].

Maria, die vollkommene, reinste Braut des Heiligen Geistes, wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen.

Bitten aus aller Welt

Im Jahr 1849 richteten die Bischöfe aus aller Welt die ersten Bitten an den Heiligen Stuhl, die Aufnahme Mariens in den Himmel als Glaubenslehre zu erklären.

Als Papst Pius XII. 1946 den Episkopat mit dem Schreiben Deiparae Virginis Mariae diesbezüglich befragte, wurde fast einstimmig die Erklärung zum Dogma befürwortet. Diese Einladung an alle Bischöfe ist aber nicht eine simple Meinungsumfrage. Schließlich wird ein Dogma ja nicht einfach aus dem „Ärmel geschüttelt“ oder durch einen rein demokratischen Abstimmungsprozess definiert. Die Enzyklika war keine beiläufige Einladung an die Bischöfe, ihre Meinung abzugeben, sondern der Ausgangspunkt eines feierlichen kollegialen Prozesses. Der Papst wollte wissen, ob die Bischöfe es als angemessen erachten, den Glauben an die Himmelfahrt Mariens als Dogma des römisch-katholischen Glaubens einzuordnen – als unfehlbar definierte Lehre, die Katholiken glauben müssen.

Es ist die betende Kirche, die in der Zeit und durch das Wirken des Heiligen Geistes Glaubenswahrheiten tiefer erkennt, erfasst und dadurch zur Geltung bringt. Die Aufnahme Mariens verstehen wir somit als eine grundlegende Lehraussage, die einen unumstößlichen Wahrheitsanspruch einnimmt, also ein Dogma.

1950 ist es so weit

Am 1. November 1950 wurde die apostolische Konstitution Munificentissimus Deus, (zu Deutsch Der unendlich freigiebige Gott) veröffentlicht, in der der Papst Pius XII., gestützt auf die Tradition der katholischen Kirche, unter Berücksichtigung der Zeugnisse der Liturgie, des Glaubens der von ihren Hirten geleiteten Gläubigen, der Zeugnisse der Kirchenväter und der Kirchenlehrer und im Einvernehmen mit den Bischöfen der Welt, die Himmelfahrt der Jungfrau Maria zum Glaubensdogma erklärt: 

„Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott offenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“

Es ist interessant zu beobachten, dass die letzten Päpste der Katechese einen hervorragenden Platz in ihrer Hirtensorge eingeräumt haben. Der Papst Paul VI. nannte das II. Vatikanischen Konzil den „großen Katechismus für die moderne Zeit“.

Im apostolischen Schreiben Catechesi Tradendae bezeichnet Johannes Paul II. Maria als einen „lebendigen Katechismus“, weil „niemand in einer solchen Tiefe wie sie „Schülerin Gottes“[2] war. Der heilige Augustinus nennt sie „Mutter und Schülerin zugleich“, und er fügt kühn hinzu, daß dieses zweite für sie wichtiger war als das erste[3]. Nicht ohne Grund hat man in der Synodenaula gesagt, daß Maria ein „lebendiger Katechismus“ sei, „Mutter und Vorbild der Katecheten“.

„Mutter und Vorbild der Katecheten“

Und gerade der heutige Festtag soll uns eine Glaubenskatechese sein, um durch die geschenkten Gaben, Gnaden und Privilegien Mariens die Größe Gottes tiefer zu erfahren.

Das berühmte, wunderbare Bild der Jungfrau von Guadalupe in Mexiko ist eine solche lebendige Katechese. 20 Millionen Pilger besuchen jedes Jahr diesen weltgrößten Marienwallfahrtsort. Ziel all jener Pilger ist es, die Sorgen und Nöte vor das Gnadenbild der Jungfrau von Guadalupe zu bringen.

Diese apokalyptische Madonna von Guadalupe ist ein Bild, dass nicht von Menschenhand gemacht wurde. Das wundersame Bild zeigt Maria, wie sie sich am 12. Dezember 1531 in Guadalupe, Mexiko, auf der Tilma (so nennt sich der Umhang) des Indios Juan Diego vor dem Bischof und anderen Zeugen plötzlich gezeigt hat. Die Strahlen ihres blaufarbenen Mantels kommen von Gott und zeigen uns, dass alle Gnaden und Herrlichkeiten Mariens von Gott kommen. Jesus ist die Sonne der Gerechtigkeit. Er schenkte Maria die Fülle aller Gnaden. Zur Erinnerung: Das Bild von der „Sonne der Gerechtigkeit“ wurde ganz besonders vom Propheten Maleachi geprägt.

„Eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen“

In der ersten Lesung heißt es: „eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen“. Diese Apokalyptische Frau wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol für die Kirche angesehen. Später wurde dieses Bild mit Maria identifiziert.

Einer der frühesten, bekanntesten Zeugen dieser marianischen Deutung der »Sternenfrau« ist Cassiodor (gestorben um 588). Er spricht in seiner Auslegung davon, dass dieses Bild an die Mutter des Herrn erinnert.

In der Renaissance zum Beispiel entstand das berühmte Motiv der Mondsichelmadonna. Das Symbol für die Apokalyptische Frau ist eine von zwölf Sternen umgebene Lilie.

Lassen wir uns also mit hineinnehmen in diese lebendige Katechese Mariens.

Katechisieren heißt ja in gewisser Weise, jemanden anleiten, „enthüllen, wie jenes Geheimnis Wirklichkeit geworden ist“; mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alles Erkennen übersteigt“.[4]

Der Mond unter ihren Füßen hat zwei Bedeutungen: In der Sprache der Ureinwohner bedeutet Mexiko „Mitte des Mondes“, gleichzeitig ist der Halbmond Symbol für den gefiederten Schlangengott Quetzalcóatl. Somit ist die Darstellung der Jungfrau Maria auf einer Mondsichel Ortsbestimmung und Anspielung auf die Unterlegenheit des aztekischen Gottes zugleich. Möglicherweise ist der Name Guadalupe durch einen Hörverständnisfehler aus Coatlaxopeuh, „Besiegerin der Schlange“, entstanden.

Doch eines ist sicher: In der Endzeit werden viele Messiasse auftreten und, womöglich, auch die Auserwählten irreführen (vgl. Mt 24,24). Die Entscheidung aber wird fallen zwischen dem Drachen und der Frau.

„Ausschlaggebend wird sein, denen anzugehören, die zur Nachkommenschaft Mariens zählen“

Ausschlaggebend wird sein, denen anzugehören, die zur Nachkommenschaft Mariens zählen. Denn sie sind es, „die die Gebote Gottes beobachten und am Zeugnis Jesu festhalten“ (Apk 12,17).

Im Antwortpsalm haben wir gehört: Selig bist du, Jungfrau Maria, du stehst zur Rechten des Herrn. Ja, sie wird von Geschlecht zu Geschlecht gepriesen und verehrt werden von allen Völkern.

In der zweiten Lesung hörten wir: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören“. Dadurch erkennen wir auch die besondere Verbindung und Mission Marias. Sie gehört wie niemand anderer zu Christus! Jesus, der neue Adam, und Maria, die neue Eva, zu deren Berufung es gehört, die ganze Menschheit zur vollkommenen Gemeinschaft des Lebens mit Gott zurückzubringen, in der Gnade und Heiligkeit geboren zu werden und zu wachsen.

Im heutigen Evangelium sehen wir das unglaubliche Wirken des Heiligen Geistes.  „Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib“. Wahrhaftig, immer wenn der Heilige Geist am Wirken ist, herrscht Freude, Jubel, Kraft und Fülle!

Elisabet wird plötzlich überrascht vom Heiligen Geist und lässt ihr Herz mit lauter Stimme und voller Freude ausrufen: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“.

Papst Franziskus sagte uns in seiner Botschaft zum 32. Weltjugendtag am 27. Februar 2017:

„Die Begegnung zwischen den beiden Frauen – dem jungen Mädchen und der alten Frau – ist von der Gegenwart des Heiligen Geistes erfüllt und voller Freude und Staunen (vgl. Lk 1,40-45). Wie die Kinder in ihren Leibern tanzen die beiden Mütter gleichsam vor Glück. Vom Glauben Marias berührt ruft Elisabet aus: »Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (V. 45). Ja, eine der großen Gaben, welche die Jungfrau Maria erhalten hat, ist der Glaube. An Gott zu glauben ist ein unschätzbares Geschenk, es muss aber auch angenommen werden; und Elisabet preist Maria dafür. Sie antwortet ihrerseits mit dem Lobgesang des Magnificat (vgl. Lk 1,46-55), in dem wir das Wort finden: »Der Mächtige hat Großes an mir getan«“

Hineingenommen in das Heilsgeschehen Christi

In diesem „Gegrüßt seist du Maria“, das sich verewigt hat im Heiligen Rosenkranz, werden wir hineingenommen in das Heilsgeschehen Christi. Elisabet „erkennt durch die Fülle des Heiligen Geistes, dass Maria „die Mutter des Herrn ist“. Sie erkennt, dass dieser Besuch Marias nicht nur eine Geste der Nächstenliebe ist, sondern durch die Muttergottes wird die Gnade Gottes vermittelt, und zwar in Fülle. Sie ist die Mutter des Herrn, voll der Gnade und sie will uns hineinnehmen in ihr Magnifikat. Beten oder besser noch, singen wir also mit Maria, der Braut des Heiligen Geistes, das Magnifikat. Maria preist Gott, der sich ihr und allen Geringen, Machtlosen und Hungernden zuwendet. Gott nimmt sich seines Volkes an, um es aufzurichten. Im Gegensatz dazu werden die Mächtigen, Reichen und Hochmütigen von ihren Thronen gestürzt.

Dieses Magnifikat besingt die Größe Gottes, feiert seine Macht und seine Barmherzigkeit. Es ist ein Lobgesang aller Glaubenden, der die ewige Treue Gottes besingt von Generation zu Generation. Deshalb hat es Eingang gefunden im Stundengebet und im Gregorianischen Choral. Es gehört somit zu den Grundgebeten des Christentums.

Das Magnifikat wird in der Vesper, ebenso wie die Psalmen und die anderen Cantica mit der Doxologie „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen” abgeschlossen.

Genau wie Maria wollen auch wir die „Herrlichkeit“ des Herrn preisen und loben. Großes hat der Herr an Maria getan. Befreit von jeglicher Schuld und jedem Makel, wurde ihr heiligster Leib zur Bundeslade Gottes. Vereinen wir uns mit allen Engeln und Heiligen im heutigen Ruf vor dem Evangelium:

Halleluja. Aufgenommen in den Himmel ist die Jungfrau Maria. Die Engel freuen sich und preisen den Herrn. Halleluja.

[1] Rosarium Virginis Mariae, JPII., 15.

[2] Vgl. Joh 6, 45.

[3] Vgl. Sermo 25, 7: PL 46, 937‑938.

[4] Eph 3,9. 18-19.

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14. August 2021, 11:00