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Ein iranischer Soldat versorgt Flüchtlinge aus Afghanistan durch einen Zaun hindurch mit Getränken Ein iranischer Soldat versorgt Flüchtlinge aus Afghanistan durch einen Zaun hindurch mit Getränken  

D: Helfer und Experten warnen vor Folgen in Afghanistan

Der libanesische Priester und Menschenrechtler Professor Fadi Daou und das katholische Hilfswerk missio Aachen haben diesen Freitag vor schwerwiegenden Folgen der Entwicklung in Afghanistan für den Nahen Osten gewarnt.

In einer Pressemitteilung bezeichnete das katholische Hilfswerk missio den Umgang mit Afghanistan als Desaster." Das Vertrauen in die USA, Europa und den politischen Westen sei nach den dramatischen Ereignissen in Afghanistan sehr stark geschwunden", betonte Professor Daou, der die christlich-muslimische Adyan-Stiftung im Libanon leitet, bei einer Missio-Veranstaltung. Diese Entwicklung sei auch für die Christinnen und Christen im Nahen Osten gefährlich. Missio-Vizepräsident Gregor von Fürstenberg berichtete: „Unsere Partnerinnen und Partner der christlichen Kirchen im Nahen Osten, die sich für Menschenrechte, den interreligiösen Dialog und eine funktionierende Zivilgesellschaft einsetzen, haben Angst, dass radikale islamistische Kräfte Afghanistan als Blaupause für eigene neue Gewaltinitiativen nutzen.“

Radikale Kräfte feiern

Der Leiter der christlich-muslimischen Adyan-Stiftung im Libanon beobachtet laut eigenen Angaben besonders unter jungen Menschen im Nahen Osten, die sich für eine demokratische Entwicklung in ihren Heimatländern engagieren, eine „große Enttäuschung" angesichts der Ereignisse in Afghanistan. „Die Meinung ist: Der politische Westen kann und will noch nicht einmal selbst die Werte der Demokratie verteidigen, wie sollen sie dann uns helfen", so der libanesische Priester und Menschenrechtler Fadi Daou. 

Auch innerhalb eines Teils der christlichen Hierarchien im Nahen Osten sei die Angst „extrem groß“, weil diese Hierarchien immer noch von den Erfahrungen des 19. Jahrhunderts geprägt seien und die früheren europäischen Kolonialmächte wie England oder Frankreich – und damit der politische Westen – weiterhin als „Schutzmächte“ angesehen würden, die jetzt ausfielen und auf die man sich nicht mehr verlassen könne, erklärte Daou. Die radikalen islamistischen Kräfte im Nahen Osten feierten dagegen Afghanistan unabhängig von ihrer Ausrichtung oder Konkurrenz „als großen Sieg und das ist extrem gefährlich“, so Daou weiter. „Sie verbreiten auf allen Kanälen die Nachricht, dass sie jetzt auch überall im Nahen Osten endlich islamische Emirate etablieren könnten.“

(pm - sst)

 

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20. August 2021, 13:10