Bischof Wilhelm Krautwaschl Bischof Wilhelm Krautwaschl 

Grazer Bischof: Österreich hat einen besonderen Blick nach Osten

Der Glaube an Jesu Nähe und seine Liebe ist etwas, das uns trägt, auch heute. Das hebt der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl im Gespräch mit Radio Vatikan hervor. Er war diese Tage in Rom zu Besuch. Im Interview mit uns geht er unter anderem auf den „österreichischen Blick“ auf den Synodalen Weg in Deutschland und die Rolle ein, die die geographische Lage der Alpenrepublik zwischen West- und Osteuropa spielt.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Als Verantwortlicher der österreichischen Bischofskonferenz im Bereich Schule und Bildung hat er die Gelegenheit genutzt, um im Vatikan bei der Bildungskongregation „vorbeizuschauen“. Ein wichtiges Thema an den Schulen Österreichs ist der Umgang mit dem Fach „Religion“, da künftig in den höheren Schulstufen auch das Fach „Ethik“ angeboten werden soll. Das sei insofern erfreulich, weil Schülerinnen und Schüler, die nicht am katholischen Religionsunterricht teilnehmen, so eine Alternative hätten und nicht einfach freinehmen könnten. Es sei wichtig, dass junge Menschen zumindest die ethischen Fundamente hätten, so der Bischof.

Hier das Interview mit dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl

Gerade in der Pandemiezeit habe sich gezeigt, wie wichtig und gefragt die Kirche gewesen sei und noch immer ist. Und dabei gehe es nicht nur um die Frage nach dem Spenden der Sakramente während der Gesundheitskrise - auch die Nähe der Seelsorger sei für die Menschen eine wichtige Geste gewesen. Da wären andere theologische Fragen und Themen in den Hintergrund gerückt. Und diese kämen nun mit der Aufarbeitung der nächsten großen Bischofssynode wieder zur Sprache, bei der es – wie Franziskus sage – um den „cammino sinodale“ geht: einen „Synodalen Weg“. Und da denke man im deutschsprachigen Raum unweigerlich an den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland, so Krautwaschl.

Was macht uns wesentlich aus?

„Ich bin dankbar, dass wir uns wieder dessen bewusst werden, was uns wesentlich ausmacht“, betont der Bischof. „Ein Fisch überlegt sich auch nicht dauernd, wo er leben soll - und ich glaube, dass der Weg der Kirche ein gemeinsamer Weg ist, der von allen getragen wird.“

Im deutschsprachigen Raum – sei es nun in Deutschland oder Österreich – hätte die Kirche vor Ort in den vergangenen Jahrhunderten viel Erfahrung gesammelt, „wenn ich am Pfarrgemeinderäte denke; wenn ich an die Verantwortlichkeiten im wirtschaftlichen Bereichen auf allen Ebenen der Kirche denke und das Miteinander hervorstreiche“, betont Krautwaschl. Dennoch fände er es wichtig, „wieder dieses Maß des Miteinanders zu finden.“ Und das müsse das Maß des Synodalen Weges sein. Es ginge darum, sich gemeinsam zu fragen: was will Gott jetzt von uns, stellt der Bischof fest, der meint, dass man dieser Frage im Kontext der letzten Jahre auf diesem Weg durchaus nachgegegangen sei. Und nun müsse man schauen, wie man das alles zusammen bringen könne. Diese Frage - was will Gott jetzt von uns?- passe sehr gut in eine schnelllebige Gesellschaft wie die unsrige, so sein Fazit.

Der „große Unterschied“ zwischen Deutschland und Österreich - und ein Stück weit auch zur Schweiz - sei aber, dass die Alpenrepublik aus ökumenischer Sicht und was den gesellschaftlichen Aufbau angeht, vor allem den „Blick nach Osten“ habe, stellte Krautwaschl abschließend fest. Und das habe vor allem mit der geographischen Lage Österreichs zu tun, das  als „Bindeglied zwischen Westeuropa und Osteuropa“ betrachtet werde und auch von deren kirchlicher Erfahrung geprägt sei.

(vatican news)

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16. Juli 2021, 12:35