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Begegnung 2018 im Vatikan: Die damals scheidende Botschafterin beim Heiligen Stuhl Annette Schavan verabschiedet sich bei Franziskus und dankt mit einem Buch-Geschenk Begegnung 2018 im Vatikan: Die damals scheidende Botschafterin beim Heiligen Stuhl Annette Schavan verabschiedet sich bei Franziskus und dankt mit einem Buch-Geschenk 

Schavan: Räume der Zuversicht statt Tristesse

„Kirche ist nicht dazu da, Tristesse zu verbreiten“: das hebt Deutschlands ehemalige Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, mit Blick auf die Kirchenkrise hervor. Einen wesentlichen Auftrag der Kirche sieht sie darin, die „Schönheit des Glaubens“ zu vermitteln.

Mit Blick auf die Lage der Kirche in unseren Breiten sei sie „manchmal enttäuscht“, räumt Schavan im Gespräch mit dem Kölner Domradio ein. Da frage sie sich dann:

„Wie werden wir in der Kirche die Tristesse wieder los, die sich überall breit gemacht hat? Kirche ist nicht dazu da, Tristesse zu verbreiten! Sie ist nicht dazu da, das Leben noch schwerer zu machen, als es sowieso ist. Etwas von der Heilsamkeit der Botschaft muss deutlich werden. Das muss unser Bemühen in allem Engagement sein.“

Räume der Zuversicht

Beim eigenen kirchlichen Engagement - unter anderem wirkte Schavan im Zentralkomitee der deutschen Katholiken – sei es ihr immer ein Anliegen gewesen…

„…dass man Räume schafft, in denen mit Zuversicht gelebt werden kann und in denen es eine Ahnung vom Leben in Fülle gibt. Ich wollte, dass die Kirche nicht so eine Tristesse verbreitet, sondern etwas von der Schönheit des Glaubens vermittelt. Die Kirche und 2.000 Jahre Christentum sind ja verbunden mit unglaublich viel Schönheit: wenn man an Liturgie denkt, wenn man an die Kunst denkt. Das habe ich in meinen römischen Jahren ganz besonders genossen: diese viele Kunst, die vielen Bilder, die Zeugnis von dieser wunderbaren Botschaft geben.“

Nicht verzagen und neue Wege finden

Menschen, denen es derzeit schwerfällt, sich in der Kirche zu engagieren – vor allem jungen Leuten und Frauen – wolle sie ein Stück Optimismus und Beharrlichkeit mit auf den Weg geben, so Schavan:

„Nicht verzagen an dem, was im Moment schwer ist! Es ist eine schwere Phase. Ob es geplant ist oder nicht, ob es jemand will oder nicht: Die Kirche wird sich verändern und das Christentum wird neue Wege gehen. Diese neuen Wege zu finden und diese neuen Wege zu gehen, das sollten wir immer wieder versuchen. Wir sollten uns nicht an den Ärgernissen abarbeiten und uns nicht jeden Tag mit den Ärgernissen beschäftigen.“

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Vielfalt und Dienst der Kirche machen Mut

Schließlich stecke dahinter „eine Botschaft, die für diese Welt unglaublich wichtig ist“, weitet die ehemalige deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl den Blick:

„Dahinter steckt eine Weltkirche auf fünf Kontinenten, die enorm viel tut und die gleichsam den Menschen verteidigt. Sie trägt die Sorge dafür, dass der Mensch nicht unter die Räder gerät. Wir müssen uns von den Momentaufnahmen unabhängig machen und gleichsam die weite Reise im Blick haben.“

„Es ist nicht nur wichtig, was bei uns ist“

Gerade diese Vielfalt und dieser Dienst der Kirche gäben Anlass zu Optimismus, ist Schavan überzeugt. Dass die Kirche auf fünf Kontinenten „mitten in den Gesellschaften“ präsent sei, sei eine große Chance – und könne auch unseren Horizont erweitern. Die Kirche sei in besonderer Weise nahe am Menschen dran:

„Das heißt, Rom und der Vatikan wissen mehr über diese Gesellschaften als jede andere Institution. Und ja, die Kirche ist vielfältiger, als sie uns scheint. Das macht mir Mut: genau zu wissen, dass die Kirche vielfältiger ist, als wir uns das an dieser und jener Stelle vorstellen können. Es gibt Regionen der Welt, da wächst die Kirche. Es gibt Regionen der Welt, da spricht man von einem Aufbruch des Christentums. Es ist nicht nur wichtig, was bei uns ist. Ich muss nicht nur auf uns schauen. Dieser Blick, der hat mir sehr viel Kraft gegeben.”

(domradio – pr)
 

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15. Juli 2021, 10:31