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Kinderarbeit entlang der Lieferkette ist oftmals Realität Kinderarbeit entlang der Lieferkette ist oftmals Realität 

D: Misereor lobt Lieferkettengesetz als „Paradigmenwechsel“

Als „Paradigmenwechsel beim Schutz der Menschenrechte und der Schöpfung“ lobt MISEREOR das am Freitag im Bundestag verabschiedete Lieferkettengesetz. Es könne aber noch mehr getan werden, merkt das Hilfswerk an.

„Das Lieferkettengesetz stellt erstmals klar, dass die Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards im Ausland für deutsche Unternehmen keine Kür ist, sondern Pflicht“, so MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel in einer Aussendung: „Das ist eine gute Nachricht für Kinder, die auf westafrikanischen Kakaoplantagen arbeiten müssen, für Arbeiter*innen auf ecuadorianischen Bananenplantagen und für Näher*innen in Textilfabriken in Bangladesch“, so Spiegel. „Das Lieferkettengesetz sehen wir als einen ersten Schritt, dem in der EU und bei den Vereinten Nationen weitere folgen müssen.“

Spiegel begrüßte, dass eine Behörde ab 2023 die Einhaltung der Sorgfaltspflichten kontrolliert und Verstöße sanktioniert. Damit entfalte das Gesetz eine starke vorbeugende Wirkung. Zugleich bedauerte er, dass eine zivilrechtliche Haftungsregel auf Druck von Lobbyverbänden verhindert wurde: „Das Lieferkettengesetz verbessert explizit nicht die Anspruchsgrundlagen von Betroffenen vor deutschen Zivilgerichten, wenn deutsche Unternehmen im Ausland Menschenrechte missachten und Schäden verursachen“, erläuterte er. „Den Betroffenen des Dammbruchs einer Eisenerzmine im brasilianischen Brumadinho und der Brandkatastrophe der Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan ist dies schwer zu vermitteln“. MISEREOR bedauert ebenso, dass der Schutz von Klima und Biodiversität nicht in das Gesetz aufgenommen wurde.

Lücken im deutschen Lieferkettengesetz

Von der künftigen Bundesregierung erwartet MISEREOR, dass sie die Lücken im deutschen Lieferkettengesetz beseitigt und die Vorschläge des Europäischen Parlaments zu einer ambitionierten EU-Regulierung aktiv unterstützt. Das Europäische Parlament hatte im März eine Gesetzgebung für die gesamte Wertschöpfungskette gefordert, die neben Menschenrechten auch Umweltstandards umfassend regelt und zusätzlich zur behördlichen Durchsetzung eine zivilrechtliche Haftung vorsieht.

MISEREOR fordert zudem, dass die Bundesregierung den Verhandlungsprozess zu einem Völkerrechtsabkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten bei den Vereinten Nationen aktiv vorantreibt. „Mit dem heute beschlossenen Lieferkettengesetz kann die Bundesregierung auch in der EU und bei den Vereinten Nationen glaubwürdiger für Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten eintreten“, betonte Spiegel. „Diese Chance sollte die nächste Bundesregierung nutzen – im Sinne der Menschen und im Sinne eines fairen Wettbewerbs für alle Unternehmen weltweit.“

Eine ausführliche Analyse des verabschiedeten Lieferkettengesetzes ist hier zu finden.

(pm - pr)


 

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11. Juni 2021, 13:23