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Kardinal Woelki zelebriert eine Messe - Archivphoto Kardinal Woelki zelebriert eine Messe - Archivphoto 

Kardinal Woelki zu Missbrauchsaufarbeitung: Kirche war zu sehr auf eigenen Ruf bedacht

In der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung ist die Kirche nach den Worten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki zu sehr auf ihren eigenen Ruf bedacht gewesen. Er äußerte sich in seinem am Sonntag verbreiteten „Wort des Bischofs“.

„Meine, unsere Kirche war mehr darauf bedacht, den eigenen Ruf zu schützen, als die Betroffenen sexualisierter Gewalt zu hören. Ein Verrat am Evangelium. Das darf nie wieder so möglich sein”, so Woelki. Hier sei eine Erneuerung vom Kern des Glaubens, vom Evangelium her notwendig. „Als Bischof trage ich mit die Verantwortung, dass es anders wird. Mit allen Kräften will ich mich dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung weitergeht. Und ich will die Veränderungen vorantreiben“, sicherte Woelki zu.

In den vergangenen Monaten habe er noch mehr Gespräche mit Betroffenen geführt. „Es macht mich persönlich fertig, immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was Priester und Geistliche durch ihren Missbrauch angerichtet, wie die Betroffenen jahre- und jahrzehntelang um Gerechtigkeit gekämpft haben“, sagte Woelki. Mit Blick auf die anstehende apostolische Visitation in seiner Erzdiözese sagte er: „Das ist ein direkter Auftrag des Heiligen Vaters zur Zusammenarbeit, den ich verantwortungsvoll begleiten werde.“

„Es macht mich persönlich fertig, immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, was Priester und Geistliche durch ihren Missbrauch angerichtet, wie die Betroffenen jahre- und jahrzehntelang um Gerechtigkeit gekämpft haben“

Bislang sei in der Erzdiözese die Intervention personell verstärkt worden. Zudem sei eine neue, mit „allen Kompetenzen“ ausgestattete Abteilung „Aufarbeitung“ geschaffen worden, das Priesterseminar habe eine neue Leitung bekommen, bilanzierte der Erzbischof. Auch sei neu, dass die Studienleitung der Priester- und Diakonenausbildung von einer Frau an der Spitze verantwortet werde.

„Wir werden einen Weg finden, wie wir mit anonymen Hinweisen geregelt und zum Besten der Wahrheit umgehen“, kündigte Woelki an. So solle ein „Hinweisgeber-System“ dabei helfen, „dass keine Beobachtung verloren geht und unabhängig gesichtet wird“.

Darüber hinaus bezeichnete Woelki dies als großes Projekt: „Wir haben jetzt verstanden, dass rechtliche Beurteilungen und Regeln die Grundlage bilden, aber wir müssen noch weitaus mehr tun. Wir müssen aufbrechen und uns einen neuen Verhaltenskodex des christlichen Miteinanders erarbeiten - auf der Grundlage des Evangeliums.“

Der Erzbischof betonte: „Die Fragen, die uns die Menschen mit einer nie gekannten Intensität zu Recht stellen, müssen vom Evangelium her eine Antwort finden.“ Ein Platz dafür sei „sicher“ die geplante weltweite Bischofssynode. „Diese Debatte ist auch dort richtig verortet, da wir eine Weltkirche sind.“

(kap/kna - cs)

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06. Juni 2021, 11:44