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ZdK-Präsident Thomas Sternberg mit dem damaligen DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx ZdK-Präsident Thomas Sternberg mit dem damaligen DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx 

Sternberg: Kardinal Marx sendet „Weckruf“ an deutsche Bischöfe

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, geht davon aus, dass Kardinal Reinhard Marx mit seinem Rücktrittsgesuch ein Zeichen an die Bischöfe in Deutschland senden wollte. „Offenbar ist das Rücktrittsangebot vor allem als Weckruf an die Bischöfe zu verstehen“, erklärte er am Freitag laut einer Mitteilung des ZdK in Bonn.

„Kardinal Marx spricht in seinem Brief vom institutionellen und systemischen Versagen der Kirche. Gleichzeitig macht er deutlich, dass es Bischöfe gibt, die dieses Element der Mitverantwortung und der Mitschuld der Institution nicht wahrhaben wollen“ und deshalb jeden Reform- und Erneuerungsdialog ablehnten. Der Schritt des Münchner Erzbischofs erschüttere ihn tief, so Sternberg. „Es geht der Falsche.“

Marx' am Freitag veröffentlichtes Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus zeige, „in welch tiefer Krise die Kirche“ stecke, so Sternberg. Marx sei immer ein verlässlicher Partner des katholischen Laiengremiums gewesen. „Der von ihm mit ins Leben gerufene Synodale Weg ist der einzige gangbare, um die zarte Pflanze Vertrauen zu pflegen.“ Kardinal Marx sieht in seinem Brief an den Papst, den er am 21. Mai schrieb und der am Freitag öffentlich wurde, die Kirche „an einem toten Punkt“ angekommen.

Eine Stimme weniger

Künftig gibt es nach Sternbergs Worten „eine Stimme weniger“, die den Reformanliegen in Rom Gehör verschaffe. Marx gehöre zum direkten Beraterkreis des Papstes und sei als ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz „Motor und Mitinitiator“ des Synodalen Weges in Deutschland gewesen. „Ich habe großen Respekt vor seiner Lebensleistung und seiner Fähigkeit, Kirche und Welt mit klarem Blick und kritischen Augen zu sehen.

„Sternberg würdigte Marx' Verdienste um die Sozial- und Gesellschaftspolitik seit den Anfängen seiner Berufstätigkeit. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz habe er auch im Bereich der Ökumene im Lutherjahr 2017 deutliche Zeichen gesetzt. Die Stimme des Kardinals sei "für die Wahrnehmung christlich fundierter Positionen unverzichtbar“. Marx sei sich aber auch im Klaren darüber, „dass für die Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit die Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in der Kirche Voraussetzung ist“.

Auf dem richtigen Weg

Die Begründung des Rücktrittsangebots von Marx zeige, „dass wir mit dem Synodalen Weg in Deutschland auf dem richtigen Weg sind“. Er, Sternberg, hoffe auf sein bleibendes Engagement – „in welcher Position auch immer“.

Am Freitag hatte das Erzbistum München und Freising mitgeteilt, dass Kardinal Marx dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat. In seinem Brief an Franziskus schreibt Marx: „Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten.“ Auch Marx wird Fehlverhalten im Umgang mit möglichen Missbrauchsfällen vorgeworfen.

(kna/pm – mg)

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05. Juni 2021, 10:50