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Bei der Bischofssynode von 2019 im Vatikan Bei der Bischofssynode von 2019 im Vatikan 

Österreich: „In stagnierende Kirche kommt Bewegung“

Als einen „bemerkenswerten Schritt“ hat der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner die Ankündigung des Papstes bezeichnet, die Weltkirche ab Oktober auf einen zweijährigen synodalen Weg zu schicken.

„Der Papst hat wieder einmal überrascht“, schreibt Zulehner in seinem Blog. Damit der Prozess ein Erfolg wird, sei es jedoch neben der thematischen Breite unabdingbar, dass sich Momente kirchlicher Demokratisierung kirchenrechtlich niederschlagen und etwa im Vorfeld der für 2023 angekündigten Weltbischofssynode die Synodenordnung geändert wird. Dennoch, die Richtung stimmt, so Zulehner: „Es kommt Bewegung in die stagnierende katholische Weltkirche.“

Im Blick auf die thematische Ausgestaltung des synodalen Weges geht der Theologe davon aus, dass es vor allem die großen Themen des Pontifikats sein werden, die auf den Tisch kommen: Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. „Also ‚Gaudium et spes‘ wird upgedatet werden“. Doch auch die Kirche selbst wird wohl zum Thema des Weges werden müssen: „Denn es stellt sich die Frage, mit welcher Gestalt der Kirche die Kirche optimal ihren Beitrag zum Schicksal der Welt und hier wieder der verwundeten Natur und der vielen Armen leisten kann.“

Entscheidet allein der Papst?

Zu den „großen offenen Fragen“ zählt Zulehner etwa die Frage, wie die weltkirchliche verbindliche Entscheidungsfindung in einer Synode vonstatten zu gehen hat. Bis jetzt sei es schließlich der Papst allein, der - nach Beratungen und Gebet - die Synodenergebnisse in einem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben veröffentlicht. „Die Frage bleibt aber offen, ob diese Konstruktion des Entscheidens die einzig mögliche ist.“ Beispiele für stärker demokratisch strukturierte Prozesse böten die Wahlvorgänge in Orden, die Papstwahl oder etwa die „Würzburger Synode“ (1971-75), bei der alle Versammelten auch stimmberechtigt waren.

Weiterentwicklung des Kirchenrechts

Tatsächlich würden sich viele Kirchenmitglieder eine solche Implementierung „demokratischer Spielregeln“ wünschen, zitierte Zulehner aus einer laufenden interkontinentalen Synodenumfrage, an der sich bereits fast 20.000 Menschen beteiligt haben. „Für viele in der Umfrage klafft die Partizipationskultur in der Kirche und in der Berufswelt/der Gesellschaft krass auseinander; und dies vielfach ohne theologische Notwendigkeit“, so Zulehner.

Die Erwartungen an den nun angekündigten Weg seien jedenfalls auch unter den Befragten groß. Vieles hänge davon ab, ob es gelinge, Beschlussfassungsformen zu finden, die nicht folgenlos bleiben, sondern die eine möglichst breite Partizipation erlauben.

Zulehner abschließend: „Ohne Weiterentwicklung des Kirchenrechts können sich viele kein Ergebnis der kommenden Synode vorstellen. Es braucht eine neue Synodenordnung hinsichtlich einer geordneten Teilnahme aller Getauften an synodalen Vorgängen und eine Regelung der Entscheidungsvorgänge, die nicht die Frustration des derzeitigen Beratungskonzepts fortsetzt.“

(kap – sk)
 

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23. Mai 2021, 11:15