Auf der Baustelle Auf der Baustelle 

D: Baustart für multireligiöses Gotteshaus

Juden, Christen und Muslime legen am 27. Mai im Zentrum der deutschen Hauptstadt den Grundstein für das Mehrreligionengebäude ‚House of One‘.

„Das ist ein wichtiger Schritt hin zur baulichen Vollendung unseres interreligiösen Friedensprojekts“, erklärte Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender des Stiftungsrats des ‚House of One‘. „Seit vielen Jahren sind wir bereits im interreligiösen Dialog aktiv und tragen in unserer täglichen Arbeit in der Stiftung House of One immer wieder aufs Neue unseren Beitrag zu mehr Verständnis, Toleranz und Miteinander in unserer Gesellschaft bei.“ Umso schöner sei es, nun bald auch die Errichtung des gebauten Symbols dieser Verständigungsarbeit begleiten zu können.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, haben ihre Teilnahme an der Feier zugesagt wie auch Azza Karam, die Generalsekretärin von „Religions for Peace“.

Auf den Fundamenten der zerstörten Petrikirche

Pfarrer Gregor Hohberg vom Präsidium des ‚House of One‘ kommentierte das bevorstehende Ereignis so: „Wir freuen uns sehr, dank großer Unterstützung von vielen Seiten und mit Gottes Hilfe so weit gekommen zu sein.“ Seit zehn Jahren setze das ‚House of One‘ bereits inhaltliche Akzente. Nun werde diese Arbeit bald in der Mitte Berlins Tag für Tag sichtbarer. „Und diese Freude über das nun auch bauliche Wachsen dieses einzigartigen Friedensprojekts der Religionen steigt mit jedem Stein, der für das Haus gelegt werden wird.“

Das ‚House of One‘ wird auf den historischen Fundamenten der einstigen Petrikirche gebaut werden. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Gotteshaus wurde zu DDR-Zeiten abgerissen.

Grundstein sollte eigentlich schon 2020 gelegt werden

Ursprünglich sollte der Grundstein am 14. April 2020 gelegt werden, musste aber coronabedingt abgesagt werden. Es wäre der Jahrestag der Uraufführung von Lessings Drama „Nathan der Weise“ im Jahre 1783 in Berlin gewesen. Das Werk ist ein Plädoyer für Humanismus und die friedliche Verständigung zwischen den Religionen und der Gesellschaft.

„Damals öffnete sich Berlin für die erste Aufführung von Lessings wichtigem, damals sehr umstrittenen Werk“, sagte Imam Kadir Sanci, ebenfalls Mitglied des Präsidiums des ‚House of One‘. „Heute öffnet sich Berlin einmal mehr für einen besonderen Weg der Verständigung unter den Religionen.“ Diese Offenheit werde nicht nur die drei Religionen – Judentum, Christentum und Islam – betreffen, welche die Stiftung ‚House of One‘ gegründet haben. Sie gehe weit darüber hinaus und lade alle Anders- und Nichtglaubende zum Dialog ein.

Großteil des Baus finanziert

Vier Jahre sind für die Errichtung des ‚House of One‘ eingeplant. Die Kosten des Baus belaufen sich auf insgesamt 47 Millionen Euro. Im Dezember 2020 hatte der Deutsche Bundestag weitere 10 Millionen Euro für das Gebäude zugesagt. Insgesamt beträgt nun die Summe, die der Bund zum Bau des ‚House of One‘ beisteuert, 20 Millionen Euro. Weitere zehn Millionen Euro hatte das Land Berlin bereitgestellt.

Mit privaten Spenden und sonstigen Zuwendungen ist ein großer Teil der Baukosten inzwischen abgedeckt. Die verbleibende Lücke von knapp acht Millionen Euro soll über Spendenaufrufe, wie jetzt aktuell zu Ramadan und vor der Grundsteinlegung, geschlossen werden.

Letzte archäologische Grabungen

Vor der Grundsteinlegung sind die Archäologen unter Leitung von Grabungsleiterin Claudi Melisch noch einmal auf den Bauplatz zurückgekehrt. Ein kleines Terrain des Petriplatzes, der zu einem der ältesten Berlins zählt, konnte im Rahmen der mehrjährigen Grabungen noch nicht untersucht werden. Wo bis 2019 eine mächtige Platane stand, die baubedingt gefällt werden musste, rechnen die Forscher unter anderem mit weiteren Grabfunden im ehemaligen Kirchhof der Petrikirche. Fast 4000 Skelette hatten die Archäologen dort bereits in der ersten, Ausgrabungsphase geborgen.

Mit dem ‚House of One‘ entsteht im Zentrum Berlins ein Sakralbau in neuartiger Architekturtypologie mit einer Synagoge, einer Kirche und einer Moschee unter einem Dach – verbunden über einen für alle offenen Begegnungsraum im Zentrum des Gebäudes. Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen und Weltanschauungen sowie die säkulare Stadtgesellschaft werden durch diesen vierten Raum ausdrücklich eingeladen und einbezogen.

Interreligiöser Gottesdienst zur Einstimmung am Pfingstsonntag

Vier Tage vor der Grundsteinlegung des ‚House of One‘ kommen die drei Geistlichen Rabbiner Andreas Nachama, Gregor Hohberg und Kadir Sanci im Pfingstgottesdienst in der Marienkirche zusammen.

(house of one – sk)
 

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14. Mai 2021, 13:06