Suizidbeihilfe Suizidbeihilfe 

D: Bedford-Strohm gegen assistierten Suizid in Einrichtungen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat sich gegen assistierte Suizide in kirchlichen Einrichtungen ausgesprochen.

„Als Kirche begleiten wir Sterbende auf ihrem letzten Weg unabhängig davon, wie dieser aussieht“, sagte Bedford-Strohm vor der online tagenden EKD-Synode am Samstag. Der Beistand der Kirche dürfe nicht an Bedingungen geknüpft sein. „Eine kirchlich-diakonische Einrichtung sollte sich aber nicht selbst an der Organisation und Durchführung der Suizidassistenz beteiligen“, sagte der bayerische Landesbischof. Die Kirche müsse für die Ermöglichung des Lebens stehen. „Profilieren muss sie sich durch liebevolle Begleitung, optimale palliative Fürsorge und gute Seelsorge, nicht aber durch Sterbehilfe.“

Bedford-Strohm äußerte sich in seinem Ratsbericht auch zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche. Dass die Kirchen beim Thema Missbrauch besonders im Fokus stünden, sei angemessen. „Denn es gibt wahrscheinlich kaum eine andere gesellschaftliche Institution, bei der die moralische Fallhöhe so groß ist wie bei einer Institution, die schon vom Auftrag her das Eintreten für Nächstenliebe und die Anwaltschaft für die Schwachen und Verletzlichen in ihre DNA eingeschrieben weiß.“

Anhaltendes Misstrauen gegenüber der Kirche

Bedford-Strohm sagte, er bedauere, dass er anhaltendes Misstrauen gegenüber der Kirche erlebe in der Frage, ob sie es mit der Missbrauchsaufarbeitung ernst meine. „Den Vertrauensverlust, der darin zum Ausdruck kommt und der unabhängig von den jetzt handelnden und an einer Aufarbeitung ehrlich interessierten kirchenleitenden Personen da ist, können wir kurzfristig nicht überwinden.“ Vertrauen könne erst wieder wachsen, wenn in der evangelischen Kirche über lange Zeit unter Beweis gestellt werde, dass man es ernst meine.

Er signalisierte Offenheit für eine „Enquete-Kommission, die das Thema in seiner gesamten gesellschaftlichen Breite aufnimmt und neben den Kirchen auch den Sport, die Schulen, die verbandliche Jugendarbeit, Gewerkschaften, Parteien, Feuerwehren, Wohlfahrtsverbände und sexualisierte Gewalt in den Familien in den Blick nimmt“.

Zurückhaltend äußerte sich der Ratsvorsitzende zur Zukunft der Kirche: „Die Pandemie kommt zu einer Zeit, in der die Kirche ihren Ort in der Gesellschaft neu zu bestimmen hat“, sagte Bedford-Strohm. „Die Menschen sind heute nicht mehr zuerst aus Verpflichtung, aus Tradition, aus Konvention oder gar aus Zwang Mitglied der Kirche, sondern aus Freiheit.“

Dass die Zahl derjenigen, die unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen Mitglied der Kirche seien, geringer werde, sei klar, wenn auch schmerzhaft. „Dass diese Zahl auch ehrlicher wird, kommt in der Deutung dieser Entwicklung viel zu kurz“, sagte Bedford-Strohm. „Die Gefahr ist groß, einem großen Verfallsnarrativ auf den Leim zu gehen, der die massiven Veränderungen im gesellschaftlichen Kontext schlicht ignoriert und eine damit verbundene mentale Abwärtsbewegung zu induzieren droht, die eher lähmt als motiviert.“

(kna – mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

08. Mai 2021, 12:05