Sabrina Bergeest arbeitet in einem Hospiz in Recklinghausen Sabrina Bergeest arbeitet in einem Hospiz in Recklinghausen 

Woche für das Leben: „Toll, dass du diese Arbeit im Hospiz machst“

Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die evangelische und katholische Kirche an diesem Samstag in Augsburg die Woche für das Leben eröffnet. Sie steht unter dem Motto „Leben im Sterben“. Aber wie ist es eigentlich, in einem Hospiz zu arbeiten?

Wenn Sabrina Bergeest erzählt, was sie beruflich tut, kommen zwei Reaktionen:

„Manche sagen, das könnte ich nicht. Nee, immer nur traurige Menschen und so viel Tod und Sterben, das könnte ich nicht. Und wieder andere sagen: Mensch toll. Toll, dass du diese Arbeit machst und toll, dass es Hospize und ambulante Hospizdienste gibt, weil sie werden einfach gebraucht.“

Zum Nachhören - wie die Woche für das Leben gestartet ist

Sabrina Bergeest bildet im Hospiz zum Heiligen Franziskus in Recklinghausen ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen und -begleiter aus. Gewissermaßen Fachleute für einen menschlichen, guten Umgang mit Trauer, Abschied und Tod. Dass das ganze Thema für viele furchtbar schwer ist, erlebt sie immer wieder.

„Ein Abschied ist nie was Schönes, aber Abschied nehmen gehört dazu“

„Wir erleben auch immer mal wieder, dass die Trauernden berichten, dass Menschen wirklich die Straßenseite wechseln oder, dass man sonst einen guten Kontakt mit den Nachbarn hatte und plötzlich – wenn man ins Treppenhaus kommt – geht schnell die Tür zu. Dass die Menschen nicht wissen, wie gehe ich mit einem Trauernden um oder gar mit einem Menschen, von dem ich weiß, der schwer krank ist und wahrscheinlich in den nächsten Wochen versterben wird. Ein Abschied ist nie was Schönes, aber Abschied nehmen gehört dazu.“

Aber, und das ist Sabrina Bergeest ganz wichtig: Es ist ja nicht alles todtraurig im Hospiz. Sicher, die Menschen dort bereiten sich auf ihren großen Abschied vor. Aber:

„Man erlebt ja auch trotzdem noch schöne Dinge und so soll es ja auch sein, es soll ja eine möglichst hohe Lebensqualität bis zum Ende sein. Da zählen kleine Ausflüge dazu, wenn es möglich ist oder auch einfach, dass wir sagen: So, wir schieben das Bett jetzt mal raus auf die Terrasse und Sie können mal den Wind um die Nase spüren oder die Sonnenstrahlen im Gesicht, das sind ja so kleine Highlights, die ganz viel mit einem Menschen machen können und das sind schöne Erlebnisse.“

Die Woche für das Leben widmet sich in diesem Jahr den seelsorglichen, ethischen und medizinischen Aspekten einer menschenwürdigen Sterbebegleitung sowie den Möglichkeiten der Hospiz- und Palliativversorgung.

„Wir denken an die vielen Verstorbenen der Pandemie weltweit und in unserem persönlichen Umfeld“

Eröffnung der Woche für das Leben

Beim Eröffnungsgottesdienst im Augsburger Dom erinnerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt an die Erfahrungen der Corona-Pandemie: „Wir denken an die vielen Verstorbenen der Pandemie weltweit und in unserem persönlichen Umfeld … Täglich sterben Menschen, auch unabhängig von Corona, und sie sind alle betroffen von den Einschränkungen auf den Palliativ- und Hospizstationen, in den Heimen und zu Hause“, so Bischof Bätzing.

Gesellschaftlich habe das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum assistierten Suizid die Debatte um ein selbstbestimmtes Sterben neu aufflammen lassen:

„Seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, entspricht nicht dem christlichen Menschenbild“

„Die Politik ist gefragt, ein neues Gesetz zu schaffen. Ich sehe dies mit großer Sorge, denn für mich ist hier ganz deutlich die Gefahr eines Dammbruchs gegeben, wenn eine Legalisierung der Beihilfe zur Selbsttötung möglich wird, denn der Druck auf alte und kranke Menschen wird mit der Zeit wachsen. Seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, entspricht nicht dem christlichen Menschenbild.“

Jeder Mensch behalte in jeder Phase des Lebens seine Würde, unabhängig von seiner Verfassung, seiner Schaffenskraft oder seiner Gesundheit, sagte Bätzing. Wer unheilbar krank sei, verdiene „die bestmögliche Fürsorge und Pflege“.

„Die Sorge um Schwerkranke und Sterbende geht uns alle an“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, betonte, das Thema „Leben im Sterben“ gehöre in die Mitte der Gesellschaft. „Die Sorge um Schwerkranke und Sterbende geht uns alle an. Auch als Kirchen möchten wir hierbei Verantwortung tragen.“ Die Kirchen würden mit diesem Thema einer Kernüberzeugung des christlichen Glaubens Ausdruck verleihen: „Der Mensch ist in jeder Phase seines Lebens von Gott angenommen. Weder Tod noch Leben kann uns trennen von der Liebe Gottes in Christus.“

Gemeinsam für den Schutz des Lebens

Die „Woche für das Leben“ ist eine gemeinsame Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland. Sie will für den Wert und die Würde menschlichen Lebens sensibilisieren. Die Aktion wurde 1991 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begründet. 1994 schloss sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an. An der Aktion beteiligen sich Hunderte Gemeinden, Einrichtungen und Verbände. Jedes Jahr behandelt die Aktion ein anderes Thema wie etwa den Schutz des ungeborenen Lebens, das Leben im Alter und menschenwürdige Pflege.

Das O-Ton-Material stammt vom Bistum Münster.

(pm – gs)

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17. April 2021, 11:07