P. Nikodemus Schnabel, hier bei einem Besuch in unserer Redaktion P. Nikodemus Schnabel, hier bei einem Besuch in unserer Redaktion 

Osterdatum-Debatte: Rabbiner reagieren unterschiedlich

Mit seinem Vorschlag, alle christlichen Kirchen könnten Ostern gemeinsam am Pessach-Sonntag feiern, hat Benediktiner Pater Nikodemus Schnabel eine Debatte ausgelöst. Die deutschen Rabbiner Walter Homolka und Andreas Nachama reagieren auf die Anregung, die Schnabel am Ostermontag in Radio Vatikan lancierte, unterschiedlich.

Auseinandersetzung mit jüdischen Wurzeln positiv

Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland, Andreas Nachama, sprach von einer in erster Linie innerchristlichen Debatte. „Ich finde es aber schön, wenn sich christliche Kirchen ihrer jüdischen Wurzeln bewusster werden“, erklärte Nachama gegenüber dem Internetauftritt katholisch.de.

Bereits in der Bibel werde beschrieben, wie Jesus mit seinen Jüngern das Pessachfest feiere. Durch die unterschiedliche Berechnung von Pessach und Ostern gebe es ohnehin immer wieder Jahre, in denen beide Feste auf die gleichen Tage fielen, so Nachama.

„Pessach und Ostern stehen am Scheidepunkt zwischen Judentum und Christentum“

Mögliche Missverständnisse

Kritisch äußerte sich hingegen Walter Homolka, der an der Uni Potsdam Jüdische Theologie lehrt. „Gerade das Pessachfest ist geprägt von der Abkehr des rabbinischen Judentums gegenüber einem sich formierenden Christentum“, sagte er zu katholisch.de. „Pessach und Ostern stehen damit am Scheidepunkt zwischen Judentum und Christentum.“

Was als Zeichen der Würdigung gedacht sei, könne deshalb „schnell als Signal der Vereinnahmung missverstanden werden“. Grundsätzlich erkenne er aber die Bemühungen innerhalb der Kirchen um einen gemeinsamen Ostertermin an.

Orthodoxe Juden in Jerusalem bei der Pessach-Feier
Orthodoxe Juden in Jerusalem bei der Pessach-Feier

„Eine Verneigung der gesamten Christenheit vor unserem gemeinsamen Fundament, dem Judentum“

In einem Interview mit Radio Vatikan / Vatican News hatte der Benediktiner und frühere Prior-Administrator der Jerusalemer Dormitio-Abtei, Pater Nikodemus Schnabel, in der Debatte um ein gemeinsames Osterdatum für alle Christen ein Zugehen auf das Judentum und ein gemeinsames Osterfest am Pessach-Sonntag vorgeschlagen.

„Das wäre ein starkes Zeichen, nicht nur ökumenisch. Es wäre irgendwie auch eine Verneigung der gesamten Christenheit vor unserem gemeinsamen Fundament, dem Judentum“, sagte Schnabel.

Orthodoxer Erzbischof stieß die Debatte an

Der Ständige Vertreter des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel beim Ökumenischen Rat der Kirchen, Erzbischof Job Getcha von Telmessos, hatte unlängst in einem Newsletter vorgeschlagen, das 2025 anstehende 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa zum Anlass zu nehmen, um die Bemühungen um ein künftiges gemeinsames christliches Osterfest voranzutreiben. Kurienkardinal Kurt Koch hatte den Vorschlag positiv aufgenommen.

(katholisch.de/vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. April 2021, 11:47