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D: Einsichtnahme in Kölner Gutachten endet

382 Menschen - darunter Missbrauchsbetroffene, Journalisten und Kircheninteressierte - haben ein aus rechtlichen Gründen zurückgehaltenes Gutachten für das Erzbistum Köln eingesehen.

Am Donnerstag konnten die letzten Termine wahrgenommen werden, wie eine Sprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte. Damit lag das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) eine Woche und einen Tag unter Einschränkungen vor.

Die Untersuchung hätte eigentlich vor rund einem Jahr veröffentlicht werden sollen. Rechtsexperten bescheinigen dem Papier allerdings rechtlich anfechtbare Beschuldigungen gegen lebende Personen und methodische Mängel. Daher ließ der Auftraggeber, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, das Gutachten nicht veröffentlichen. Stattdessen beauftragte er Juristen um den Kölner Strafrechtler Björn Gercke mit einem zweiten Gutachten, das vor zwei Wochen vorgestellt wurde und seitdem auf den Onlineseiten des Erzbistums steht.

Für die je 90-minütigen Termine gab es Auflagen

Kritiker des Kardinals deuteten die Nicht-Veröffentlichung des WSW-Gutachtens als Vertuschungsversuch. Daraufhin entstand im Erzbistum eine Vertrauenskrise. Um einen Vergleich zwischen beiden Untersuchungen zu ermöglichen, ließ das Erzbistum ab dem 25. März Journalisten, Betroffene und weitere Interessierte die WSW-Ausarbeitung einsehen.

Kardinal Woelki von Köln
Kardinal Woelki von Köln

Für die je 90-minütigen Termine gab es Auflagen. Mobiltelefone waren im Leseraum nicht erlaubt, eine Veröffentlichung untersagt. Zur Begründung verwies das Erzbistum auf die äußerungsrechtlichen Bedenken. Das WSW-Team benennt ebenso wie später die Gercke-Gutachter namentlich hohe Amtsträger des Erzbistums Köln, die fehlerhaft mit Fällen von Missbrauch umgegangen sind, weil sie zum Beispiel einem Verdacht nicht konsequent genug nachgingen.

Zwei Bischöfe boten dem Papst ihren Rücktritt an

WSW listet hier sechs Personen auf, die alle auch in der Ausarbeitung von Gercke mit Namen vorkommen. Im Gercke-Report wird darüber hinaus die Rolle von zwei weiteren Amtsträgern beleuchtet - allerdings ohne ihre Namen zu nennen. Weihbischof Ansgar Puff (69) erklärte mittlerweile, einer dieser beiden Amtsträger zu sein.

Nach der Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens boten der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp - beide ehemalige Generalvikare in Köln - Papst Franziskus ihren Rücktritt an. Puff lässt seine Ämter ruhen und der Kölner Offizial Günter Assenmacher (69) wurde freigestellt.

(kna – sk)
 

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02. April 2021, 11:44