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Hans Küng Hans Küng  

Deutschland/Schweiz: Der Theologe Hans Küng ist tot

Der in Tübingen lehrende Schweizer galt als einer der renommiertesten Theologen weltweit und war Begründer der Stiftung Weltethos. Er starb am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen.

Hans Küng hat die katholische Kirche maßgeblich mitgeprägt. Seine Bücher wie „Unfehlbar? Eine Anfrage", „Christ sein" oder „Existiert Gott?" wurden Bestseller, brachten ihn aber auch in Konflikt mit dem kirchlichen Lehramt: Kritisch gegenüber der päpstlichen Unfehlbarkeitslehre, wurde ihm 1979 die Lehrbefugnis für katholische Theologie entzogen. Im Jahr 2005 traf er Papst Benedikt XVI. in freundschaftlicher Atmosphäre. Beide hatten gemeinsam am Zweiten Vatikanischen Konzil teil genommen.  In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos".

Die Gründung eines entsprechenden Institutes an der Universität Tübingen 2011 bezeichnete er als Anerkennung dieser Arbeit. „Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird", sagte Küng damals. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, ohne Frieden unter den Religionen könne es keinen Frieden unter den Staaten geben.

Küng hatte 1990 das Buch „Projekt Weltethos" veröffentlicht und war darin in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants der Frage nach einer alle Menschen und alle Religionen verbindenden Wertehaltung nachgegangen. Küng erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

Küng wurde am 19. März 1928 in Sursee (Kanton Luzern) geboren und 1954 zum Priester geweiht. Im Jahr 1960 wurde er ordentlicher Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen und nahm später als Experte am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, wo er die Gelegenheit hatte, sich mit Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. auszutauschen. Er widmete sich nicht nur dem Studium der Religionsgeschichte, insbesondere der abrahamitischen Religionen, sondern war auch bekannt für seine Positionen auf theologischem und moralischem Gebiet, die oft kritisch gegenüber bestimmten Fragen der katholischen Lehre waren.

„Hartnäckige Lehrfragen zwischen Hans Küng und dem Lehramt der katholischen Kirche“

Insbesondere sprach Küng sich gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit aus, wie es das Erste Vatikanische Konzil verstanden hatte. 1979 entzog ihm die Glaubenskongregation die Lehrbefugnis als katholischer Theologe, aber er arbeitete weiter als emeritierter Professor für ökumenische Theologie an der Universität Tübingen.

Entzug der Lehrerlaubnis und Treffen mit Papst Benedikt XVI.

Als Papst Benedikt XVI. den Theologen 2005 in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Dabei ging es um das Weltethos-Projekt und das Verhältnis von Naturwissenschaft, Vernunft und Glaube, nicht um kirchliche Lehrfragen. Das vatikanische Presseamt teilte damals nach der Begegnung mit,  dass das Treffen „in einer freundschaftlichen Atmosphäre" stattfand. 

„Beide Seiten waren sich einig, dass es im Rahmen des Treffens keinen Sinn machte, in einen Streit über hartnäckige Lehrfragen zwischen Hans Küng und dem Lehramt der katholischen Kirche einzutreten." Benedikt XVI. habe seinerseits „das Bemühen von Professor Küng gewürdigt, durch den Dialog der Religionen und in der Begegnung mit der säkularen Vernunft zu einer erneuerten Anerkennung der wesentlichen moralischen Werte der Menschheit beizutragen". Zugleich bekräftigte Papst Benedikt XVI. sein Einverständnis mit Küngs Versuch, „den Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaften neu zu beleben und gegenüber dem wissenschaftlichen Denken die Vernünftigkeit und die Notwendigkeit der Gottesfrage zu behaupten". Küng - so das Kommuniqué abschließend - drückte „seine Zustimmung zu den Bemühungen des Papstes um den Dialog der Religionen und auch um die Begegnung mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der modernen Welt" aus.

Danach gab es einen Briefwechsel zwischen dem später zurückgetretenen Papst und Küng. Trotz dieses Treffens blieben die Positionen in vielen Fragen wie Priesterzölibat, Frauenpriestertum, Empfängnisverhütung, Euthanasie weit auseinander. Um eine erneute kirchliche Lehrerlaubnis hatte Küng nicht gebeten. 

Küng sah sich als „loyalen katholischen Theologen". Seine Bücher mit Millionenauflage wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 2015 begann der Herder Verlag eine auf 48 Bände angelegte Herausgabe seiner gesammelten Werke. Küng, der auch die Zeitschrift für Theologie „Concilium" mitbegründete, erhielt auch Ehrenbürgerwürden, das Bundesverdienstkreuz mit Stern und wissenschaftliche Preise.

In den letzten Jahren verlangsamte er seine öffentliche Tätigkeit und zog sich aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurück. Den letzten großen öffentlichen Auftritt hatte Küng im Frühjahr 2018. Die Stiftung Weltethos und die Universität hatten zu seinem 90. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium ausgerichtet, an dem unter anderen viele theologische Schüler Küngs teilnahmen und eine Bilanz seines Schaffens zogen.

(kap/kna/vatican news – sst) 

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06. April 2021, 17:41