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D: Hans Küng in Tübingen beigesetzt

Nach einem feierlichen Trauergottesdienst ist der Theologe Hans Küng am Freitagnachmittag auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt worden. Vor dem Altar der Sankt-Johannes-Kirche stand Küngs mit hellroten Rosen geschmückter Kirschholzsarg. Der gebürtige Schweizer war am Osterdienstag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Tübingen gestorben.

Der katholische Theologieprofessor hatte die Feier selbst geplant: Vorgetragen wurden von ihm formulierte Gebete, dargebracht Kantaten von Johann Sebastian Bach und Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wegen der Pandemie hatten nur wenige geladene Gäste Zutritt.

In seiner Predigt betonte Pfarrer Wolfgang Gramer, Papst Franziskus habe Küng Grüße und brüderliche Segenswünsche „in christlicher Gemeinschaft“ übermitteln lassen. Gramer war mit Küng freundschaftlich verbunden.

Großen geistigen Lehrer einer Generation

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte in seiner Ansprache nach dem Gottesdienst Küng als „einen der großen geistigen Lehrer meiner Generation“. Aus der Erschütterung des Entzugs der Lehrerlaubnis habe Küng einen Neubeginn gemacht. Der Wissenschaftler sei auch ein Seelsorger „in zentralen Sinnfragen des Lebens“ gewesen, so Kretschmann. Auch ihm selbst habe er geholfen, aus einer tiefen Glaubenskrise herauszufinden. Kretschmann betonte, das ganze Land nehme Anteil an Küngs Tod: „Wir werden ihn nicht vergessen.“ Küng Idee eines weltumspannenden Ethos' werde Bestand haben.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer bezeichnete Küng als „unbeugsam“. Bis zum Ende seines Lebens sei er im Dialog geblieben, auch mit seinen Kritikern. Das Weltethos-Institut werde in Tübingen fest verankert bleiben, so der Oberbürgermeister. Tübingen verabschiede sich „von einer der großen Persönlichkeiten unserer Zeit“, so Palmer.

Trauerbekundungen aus allen Teilen der Welt

In diesen Tagen gingen Trauerbekundungen aus allen Teilen der Welt in Tübingen ein. Menschen berichteten, wie Küngs „Samenkorn für eine friedliche Welt“ aufgehe. Seine letzte Ruhe fand Küng auf dem alten Stadtfriedhof. In unmittelbarer Nähe ist das Grab des Schriftstellers und Wissenschaftlers Walter Jens. Die Professoren waren über Jahrzehnte eng befreundet und hatten sich die Gräber reservieren lassen. Jens starb 2013.In den vergangenen 30 Jahren hatte sich Küng für den Dialog der Weltreligionen engagiert, insbesondere im „Projekt Weltethos“. Der Wissenschaftler, dessen Bücher in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden und Millionenauflagen erreichten, erhielt viele Preise, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden. Dem Schweizer Theologe Küng wurde 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

(kna – mg)

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17. April 2021, 15:51