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Der deutsche Vatikanbotschafter Michael Koch an diesem Mittwoch in unserem Interview Der deutsche Vatikanbotschafter Michael Koch an diesem Mittwoch in unserem Interview 

Deutscher Vatikanbotschafter wirbt für COVAX-Impfallianz

Rund um die Corona-Pandemie gibt es nicht nur schlechte Nachrichten: Eine internationale Initiative namens COVAX stellt unter dem Dach der Weltgesundheitsorganisation WHO Impfstoffe für ärmere Länder zur Verfügung.

Darauf macht jetzt der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Michael Koch, aufmerksam. In einem Interview mit Radio Vatikan warb der Diplomat an diesem Mittwoch in Rom für die Beteiligung von weiteren Staaten und NGOs an COVAX.

„Es reicht nicht aus, dass wir uns in Deutschland irgendwann durchgeimpft haben werden, denn wir wollen ja weiter mit dem Rest der Welt verkehren“, sagte Koch. „Das gilt so für jedes andere Land der Welt genauso.“

COVAX ist die Abkürzung für Covid-19 Vaccines Global Access und will einen weltweit gleichmäßigen und gerechten Zugang zu Corona-Impfstoffen gewährleisten. Bis zum Jahresende will die im April 2020 gegründete Initiative mindestens zwei Milliarden Impfstoff-Dosen bereitstellen – viele davon gratis. Das soll es auch Ländern wie Vietnam oder Südsudan möglich machen, ihre Einwohner gegen das tückische Virus zu immunisieren.

Dank Covax: Somalias Gesundheitsministerin erhält am Dienstag in Mogadischu eine erste Impfdosis
Dank Covax: Somalias Gesundheitsministerin erhält am Dienstag in Mogadischu eine erste Impfdosis

Interview mit Botschafter Koch

Deutschland ist derzeit größter Geldgeber der COVAX-Initiative – woraus besteht sie?

Koch: Der Kern der COVAX-Initiative ist die Überzeugung, dass wir Corona am Ende nur besiegen können, wenn ein Impfschutz für alle Menschen ermöglicht wird. Wir werden entweder alle gemeinsam bestehen, oder keiner wird bestehen! Das war im letzten Jahr der Ausgangspunkt für die Gründung von COVAX.

Das Ziel ist ein zweifaches: Zunächst einmal Staaten, denen es finanziell nicht so gut geht, dabei zu helfen, überhaupt an Impfstoff zu kommen, und zweitens ihnen diesen Impfstoff unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

„Der Plan ist, bis Ende nächsten Jahres zwanzig Prozent der Weltbevölkerung auf diese Weise Zugang zu Impfdosen zu verschaffen“

An welchem Punkt steht die Initiative denn derzeit?

Koch: Mit dem Beginn dieses Monats März sind die ersten beiden Länder - im subsaharischen Afrika - gestartet, mit Impfdosen, die aus der COVAX-Initiative bereitgestellt wurden. Insoweit ist die Initiative jetzt tatsächlich in ihre praktische Implementierung eingetreten: Das soll bis Ende März auf viele Dutzend Länder ausgeweitet werden – und dann sukzessive immer weiter. Der Plan ist, bis Ende nächsten Jahres zwanzig Prozent der Weltbevölkerung auf diese Weise Zugang zu Impfdosen zu verschaffen.

Wer ist denn derzeit Teil dieser Initiative, und was ist das Argument dafür, dass andere dazukommen sollten?

Koch: Das Argument, warum andere mitmachen sollten – um mit dem Letzteren zu beginnen – ist, weil dieser von mir eben geschilderte Ausgangsgedanke natürlich für alle gilt. Es reicht nicht aus, dass wir uns in Deutschland irgendwann durchgeimpft haben werden, denn wir wollen ja weiter mit dem Rest der Welt verkehren! Das gilt so für jedes andere Land der Welt genauso. Es gibt also ein, wenn man so will, ‚egoistisches‘ Interesse daran, dass wir erkennen sollten, dass alle geschützt werden.

Zum Nachhören: Der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Michael Koch, im Interview zur Covax-Impf-Initiative

Aber natürlich sollte ein Engagement auch aus einem ideellen Interesse resultieren: dass wir Verantwortung haben für die Menschheit im Ganzen. Im Moment ist es so, dass es COVAX-Teilnehmer nicht nur aus der Staatenwelt gibt, sondern auch private; die Bill-Gates-Stiftung ist ein besonders eindrückliches Beispiel. Insoweit ist das eine Initiative, die breit aufgestellt ist und möglichst viel von dem guten Willen einbeziehen möchte.

„Wir haben Verantwortung für die Menschheit im Ganzen“

Wie wird die Initiative denn in den Ländern, denen sie ein Angebot macht, aufgenommen?

Koch: Ich glaube, dass zumal in der jetzigen Lage, wo Impfstoff noch knapp ist (das ist ja das, was wir vor allem hier bei uns in Europa erleben), diese Initiative im Moment für viele Staaten der einzige Weg ist, um schon jetzt an Impfstoff zu kommen. Insofern wird das dort natürlich sehr geschätzt.

Ein Covax-Kühllastwagen mit Impfdosen an diesem Mittwoch in Ramallah (Palästina)
Ein Covax-Kühllastwagen mit Impfdosen an diesem Mittwoch in Ramallah (Palästina)

Der Impfstoff ist ja nicht nur knapp, sondern auch teuer. Inwieweit ist die Finanzierung sichergestellt?

Koch: Es gibt einen finanziellen Gesamtrahmen, der schon im letzten Jahr berechnet worden ist. Diesen Rahmen haben wir innerhalb der COVAX-Initiative nicht erreicht, aber doch einen sehr substanziellen Teil davon. Sie sagten es ja eingangs: Im Moment ist Deutschland der größte Geber. Jeder fünfte Euro, der dort zugesagt worden ist, kommt aus Deutschland; jeder dritte Euro kommt von der Europäischen Union. Aber auch da muss mehr passieren.

Und wir haben uns insbesondere gefreut, dass unter der neuen amerikanischen Regierung die USA jetzt auch beigetreten sind und ihrerseits schon einen sehr substanziellen Betrag geboten haben! Aber da muss noch mehr passieren, ja.

Es sind ja auch NGOs beteiligt – kann denn auch der einzelne Bürger helfen, dass diese Initiative vorangeht?

Koch: Das ist eine sehr gute Frage – die kann ich Ihnen so aus der Hand nicht beantworten… Wahrscheinlich wird es aber besser sein, wenn ein solcher Bürger sich an eine solche NGO wendet und dort seinen Obolus entrichtet. Es gibt ja viele davon, die auf diesem Feld tätig sind.

Mit Botschafter Michael Koch, der Deutschland seit August 2018 beim Heiligen Stuhl vertritt, sprach Christine Seuss.

(vatican news – cs/sk)
 

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17. März 2021, 13:32