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D: Göttinger Friedenspreis an Mutter Mechtild Thürmer

Der Göttinger Friedenspreis geht in diesem Jahr an Mutter Mechthild Thürmer – Äbtissin des Klosters Maria Frieden in Kirchschletten bei Bamberg. Die Benediktinerin hatte in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht, weil sie sich geweigert hatte, einen Strafbefehl wegen der Gewährung von Kirchenasyl anzunehmen. Im Interview mit Radio Horeb geht die Ordensoberin auf den Fall und ihre Beweggründe ein.

Der Göttinger Friedenspreis würdigt in diesem Jahr den Einsatz der Ordensfrau für Flüchtlinge. Ihr Engagement sei ein starkes Signal angesichts der Kritik, der sie bisher ausgesetzt war und immer noch ist. Auf Äbtissin Mechtild Thürmer wartet immer noch ein Gerichtsverfahren. Ihr wird Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt in mehreren Fällen vorgeworfen. Sie hätte einen Strafbefehl annehmen und 2.500 Euro zahlen können, um den Fall abzuschließen, doch das wollte sie nicht.

Zum Nachhören - was Sr. Mechtild Thürmer zu ihrer Ehrung sagt

Keiner Schuld bewusst

„Ja, ich bin mir damals keinerlei Schuld oder fehlerhaften Verhaltens bewusst gewesen. Ich habe einer Frau in einer aussichtslosen Notlage versucht zu helfen. Sie hat erstens in der Heimat schlimmste Erfahrungen gemacht, sonst hätte sie ihre Heimat nicht verlassen. Unterwegs auf der Flucht kam es noch einmal zu gefährlichen Situationen für sie und ganz schlimm war es auch in Italien. Sie war ja asylsuchend, war aber unter Brücken untergebracht. Zu essen hat sie zwar was gekriegt, aber unter den Brücken. Dann war sie natürlich auch Männern ausgesetzt und hat auch Vergewaltigung erlitten, sowie furchtbare Angstzustände. In Italien kam sie an, dort wurde ihr Fingerabdruck registriert. Dann kam sie nach Deutschland, war so verzweifelt. Hier war sie in einer Asylunterkunft und als dann der Brief kam, dass sie zurück nach Italien soll, weil Italien ihr erstes EU-Ankunftsland Land war und dann der  dortige Staat dafür verantwortlich ist. Sie hat dann gesagt: Nein, das kann sie nicht machen und dazu hatte sie auch noch Alpträume und erzählte mir diese Sachen. Ein Helfer brachte sie dann zu uns. Sie selbst hätte ja nicht gewusst, wo das Kloster ist.“

Gerichtstermin steht noch aus

Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat gegen die Äbtissin Sr. Mechthild Thürmer vom Kloster Maria-Frieden in Kirchschletten bei Bamberg deswegen den Vorwurf der „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt von Asylsuchenden“ erhoben. Ein Gerichtstermin wurde bei Aufzeichnung des Interviews noch nicht genannt. Beobachter messen dem Prozess aber eine allgemeine Bedeutung bei. Seit Jahren warten Rechtsanwälte und kirchliche Unterstützer von Kirchenasyl-Gewährenden auf eine Grundsatzentscheidung der Justiz zur Strafbarkeit dieser Praxis. Demgegenüber steht die Verleihung des Göttinger Friedenspreises an die Benediktineroberin.

Mutter Mechthild Thürmer steht dem Kloster Maria-Frieden in Kirchschletten bei Bamberg vor und hofft auf einen guten Ausgang ihres bevorstehenden Gerichtsprozesses im Fall Kirchenasyl-Gewährung. Sie bittet ums Gebet der Hörergemeinschaft für einen guten Ausgang des Verfahrens.

Das Interview führte Nadja Neubauer.

(radio horeb – mg)

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04. März 2021, 12:29