Jüdischer Zuhörer bei einer Veranstaltung im Bundestag Jüdischer Zuhörer bei einer Veranstaltung im Bundestag 

D: „Antisemitismus ist keine Meinung“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ruft die Kirchen auf, sich klarer von der BDS-Bewegung und deren Boykottaufrufen gegen Israel zu distanzieren. Es gebe in dieser Hinsicht eine unklare Haltung zu Israel.

Die Haltung in Teilen der beiden großen Kirchen zu Israel sei „leider nicht eindeutig“, sagte Schuster am Wochenende bei den „Kölner Gesprächen“ des katholischen Kolpingwerkes: „In beiden Kirchen gibt es Haltungen zu Israel, die eindeutig über normale Kritik hinausgehen.“

Die international aktive BDS-Bewegung („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) ruft zu einem umfassenden Boykott Israels auf, um das Land zu einer Aufgabe seiner Besatzungspolitik in Palästina zu bewegen.

Der Bundestag hatte die Bewegung im Mai 2019 als antisemitisch verurteilt, auch wenn diese selbst betont, sie trete allen Formen des Rassismus entgegen, einschließlich Islamophobie und Antisemitismus.

„Palästinenser sind nicht nur Opfer“

Schuster äußerte sich auch zu Stimmen aus Kultur, Medien und Wissenschaft, die den Bundestagsbeschluss als „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ kritisiert hatten: „Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“

Natürlich sei „normale“ Kritik an Israels Regierung wie an allen anderen Regierungen legitim, aber eine Sichtweise, die Israel nur als Täter und die Palästinenser nur als Opfer sieht, gehe zu weit.

Abgesehen von einigen wenigen evangelischen und katholischen Verbänden mit der genannten „unklaren Haltung“ zu Israel sei das christlich-jüdische Verhältnis in Deutschland aber noch nie so gut gewesen wie heute, ergänzte der Zentralratspräsident.

Lob für Aufarbeitung der Schuld

Besonders lobte er die „in beiden Kirchen intensive Aufarbeitung der Schuld und der Fehler der Vergangenheit“. Hier gebe es auf katholischer und evangelischer Seite eine klare Abgrenzung zu den Verbrechen von früher: „Eine ähnlich klare Abgrenzung wäre auch im Missbrauchsskandal fällig.“

(kna – sk)
 

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15. März 2021, 10:09