Ein Archivbild von Sea-Eye vom Juli 2019 zeigt, wie Mitglieder der deutschen Seenotrettung Menschen helfen, aus einem überladenen Schlauchboot auszusteigen Ein Archivbild von Sea-Eye vom Juli 2019 zeigt, wie Mitglieder der deutschen Seenotrettung Menschen helfen, aus einem überladenen Schlauchboot auszusteigen 

Italien/D: Wenn's um Seenotrettung geht, ist Kirche mit im Boot

Die Flüchtlingshelfer des Rettungsschiffs „Ocean Viking“ haben 237 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. „Ocean Viking“ ist derzeit das einzige Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer. Auch deutsche Vereine sind aktiv in der Seenotrettung. Darunter ist der Verein Sea-Eye aus Regensburg. Kürzlich wurde der Verein erneut von katholischer Seite finanziell unterstützt. Unsere Kollegen von Radio Horeb sprachen mit dem Vorsitzenden des Vereins, Gorden Isler, über die Seenotrettung im Mittelmeer.

Für Schlagzeilen sorgte im letzten Jahr vor allem das Rettungsschiff „Open Arms“ des spanischen Seenotrettungsvereins Pro Activa Open Arms. Die „Open Arms“ ist aber nicht das einzige Schiff, das auf dem Mittelmeer Geflüchtete aufgreift und versucht, ihnen aus der Not zu helfen, auch wenn dies im Moment nicht möglich ist.

Zum Nachhören - das Interview mit Gordon Isler von Sea-Eye

Wenn es um die Seenotrettung geht, sind die deutschen Christen mit im Boot. Von evangelischer Seite ist schon länger bekannt, dass der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich-Bedford Strohm den Verein „Sea Watch“ unterstützt und sich für die Seenotrettung ausspricht – was nicht unkritisch gesehen wurde und wird. Kürzlich ist bekannt geworden, dass auch von katholischer Seite immer mehr finanzielle Unterstützung kommt. Mit insgesamt 125.000 Euro haben die katholischen Bistümer Trier, Paderborn und München-Freising den Regensburger Seenotrettungsverein Sey-Eye unterstützt, damit der Verein 2021 vielleicht sogar mit neuem Rettungsschiff Sea-Eye 4 auf volle Kraft voraus gehen kann. Nadja Neubauer hat mit dem Vereinsvorsitzenden Gorden Isler über die Seenotrettung gesprochen.

Rückenwind statt Gegenwind

Isler kämpft mit seinem Team um das Leben schiffbrüchiger Flüchtlinge auf dem Mittelmeer – und wünscht sich dabei mehr politischen Rückenwind statt Gegenwind. Seit fast vier Monaten wird Islers Rettungsschiff „Alan Kurdi“, das seit 2018 im Einsatz ist, von italienischen Behörden im Palermo festgehalten. Die Vorwürfe: gravierende Sicherheitsmängel am Schiff.

Isler: „Das Schiff gehört uns nach wie vor und es ist auch nicht beschlagnahmt, sondern es ist festgesetzt. Letztlich muss man sich aber klarmachen, dass diese Auslegung technischer Mängel genau das Gegenteil von dem ist, was die deutschen Behörden dem Schiff bescheinigen, nämlich dass das Schiff in Ordnung ist. Wir haben für jeden dieser italienischen Mängel von den deutschen Staatsbehörden und dem Verkehrsministerium eine Stellungnahme und ein Zertifikat bekommen, dass alles okay ist, und die Italiener nehmen da aber ganz bewusst total gegensätzliche Haltungen ein - und darum nehmen wir auch diesen Konflikt so wahr, dass das Schiff bewusst festgelegt wird. Wir müssen versuchen, uns juristisch aus dieser Klammer zu befreien.“

Nach offiziellen Zahlen starben im vergangenen Jahr mehr als 1.200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Mehr als hundert Minderjährige

Die jüngste Rettung betrifft Migranten, die auf zwei überfüllten Booten vor der Küste Libyens in Seenot geraten waren, wie die Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Donnerstag mitteilte. Unter den Geretteten seien mehr als hundert Minderjährige, die meisten von ihnen unbegleitet von Eltern oder Verwandten.

Nach ähnlichen Hilfseinsätzen hatte die „Ocean Viking“ zuletzt mehr als 370 Flüchtlinge nach Sizilien gebracht. Das Rettungsschiff ist laut SOS Méditerranée derzeit das einzige seiner Art im zentralen Mittelmeer. Die italienische Küstenwache hatte die „Ocean Viking“ bis Januar rund sechs Monate lang auf Sizilien festgesetzt und dies mit Sicherheitsmängeln begründet. SOS Méditerranée sprach dagegen von „behördlicher Schikane“.

(radio horeb/afp – mg)

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05. Februar 2021, 10:42