Beim Desinfizieren einer Kirche in Stuttgart Beim Desinfizieren einer Kirche in Stuttgart 

D: Altkatholiken wollen nicht unbedingt Einheit mit Rom

Die Einheit mit Rom ist für Altkatholiken „sicher nicht das Ziel“ der Ökumene. Das sagte die altkatholische Priesterin und Generalvikarin Anja Goller in einem Interview mit dem Internetauftritt katholisch.de.

„Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir mit den Katholiken im Dialog bleiben, aber kein festes Ziel mehr vor Augen haben“, so Goller. Und auf eine Nachfrage hin: „Nein, eine Vereinigung ist sicher nicht das Ziel. Ein gutes, akzeptiertes Miteinander wäre schon sehr viel wert.“

Es gebe derzeit „mehr Menschen, die uns beitreten“, sagte die Generalvikarin außerdem in dem Interview. Die Übertretenden kämen mehrheitlich aus der römisch-katholischen Kirche. Ihr Übertritt habe oft „Gründe, die in der jeweiligen Ortsgemeinde liegen“. Goller wörtlich: „Unsere Erfahrung ist, dass Menschen, die z.B. wegen des Missbrauchsskandals aus der katholischen Kirche austreten, alle Kirchen über einen Kamm scheren – also auch uns.“

Wenn Katholiken übertreten

Es sei also „nicht so, dass es etwa ein rückwärtsgewandtes Papier aus Rom gibt, das in Deutschland nicht gut angenommen wird und deshalb bei uns die Mitgliedszahlen ansteigen“.

„Wir Altkatholiken haben manchmal das Problem, dass die Wünsche, die andernorts unerfüllt blieben, auf unsere Kirche projiziert werden, und auch wir sie nicht erfüllen können.“

Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltungen von der römisch-katholischen Kirche. Dieser Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. In Deutschland gibt es rund 16.000 Altkatholiken, verteilt auf rund 100 Gemeinden. 

(katholisch.de – sk)
 

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18. Februar 2021, 12:15