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Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien 

Frauen im liturgischen Dienst: „Ein alter Wunsch“ wird wahr

Kardinal Christoph Schönborn begrüßt die formelle Öffnung für Frauen in liturgischen Diensten durch Papst Franziskus. Der Schritt echter Gleichstellung weiblicher Laien mit männlichen bei der Eucharistie war seit bald 50 Jahren ein Wunsch, erläutert der Wiener Erzbischof im Gespräch mit Radio Vatikan. Er selbst habe diesen Wunsch bei der Amazoniensynode 2019 eingebracht, erinnerte Schönborn.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Herr Kardinal, was bedeutet es, dass Papst Franziskus jetzt - über das Kirchenrecht - fest beauftragte Lektorinnen, Kommunionspenderinnen und Ministrantinnen offiziell zulässt?

Kardinal Schönborn: Es ist im Grund ein altes Thema, ein alter Wunsch, der schon 1972 geäußert wurde, als der heilige Papst Paul VI. sein Dokument Ministeria Quaedam veröffentlich hat, in dem er klar gestellt hat: Bei diesen Ämtern handelt es sich um Laienämter, im Unterschied zu den mit dem Weihesakrament verbundenen Ämtern des Diakons, Priesters und Bischofs. Er hat sie deutlich unterschieden gegenüber der früheren Praxis und Lehre von den sogenannten niederen Weihen. Es sind also nicht mehr niedere Weihen, die begonnen haben mit der Tonsur, der Zulassung zum Klerus, den vier niederen Weihen Ostiarier, Exorzist, Akolyth und Lektor und dann noch der Subdiakonat – die sogenannten niederen Weihen wurden auschließlich an künftige Kleriker gespendet. Paul VI. hat die niederen Weihen abgeschafft und sie ersetzt durch diese Laiendienste. Er hat aber damals in einem kleinen zusätzlichen Paragrafen verfügt, dass sie aus Respekt vor der Tradition Männern vorbehalten sein sollen. Schon damals gab es die Diskussion: Es sind doch Laienämter, und Laienämter sollten Männern und Frauen unterschiedslos offen stehen. Die Diskussion kam immer wieder.

Hier zum Hören:

„aus Respekt vor der Tradition Männern vorbehalten“

Soll man Frauen den Männern, soweit Laien, in den liturgischen Diensten gleichstellen - diese Frage war auch Gegenstand von mindestens zwei Bischofssynoden in Rom, jener für Neuevangelisierung 2012 und jener für Amazonien 2019.

Kardinal Schönborn: Ich habe miterlebt, dass auf der Amazoniensynode das Thema wieder sehr präsent war. Ich habe selber in meiner Wortmeldung in der Synode darauf hingewiesen, dass diese Klausel im Dokument von Papst Paul VI. wirklich nicht erforderlich ist und es wünschenwert wäre, dass sie einfach gestrichen wird. Und dass Laienämter für alle Laien, Männer und Frauen, offenstehen sollen. Diese Bitte der Amazoniensynode, aber auch früherer Synoden, hat Papst Franziskus mit seinem Motu Proprio jetzt verwirklicht.

„In den meisten Teilen der Weltkirche werden diese Dienste schon seit langem von Männern und Frauen ausgeübt“

Was bedeutet es aus Ihrer Sicht für kirchlich engagierte Frauen und Mädchen im deutschen Sprachraum, dass ihnen diese liturgischen Dienste nun auch amtlich offen stehen? In der Praxis haben sie sie ja längst ausgeübt. 

Kardinal Schönborn: Nicht nur bei uns, sondern in den meisten Teilen der Weltkirche werden diese Dienste schon seit langem von Männern und Frauen ausgeübt. Es ist eine Klarstellung dessen, was von der Taufe jedem Christen und jeder Christin grundsätzlich offensteht, nämlich dass der Dienst am Wort Gottes und der Dienst in der Liturgie nicht mit dem Weihesakrament verbunden ist, sondern ein genuiner, ursprünglicher Laiendienst ist. Das ist ein Wunsch, der seit inzwischen fast 50 Jahren in der Kirche immer wieder geäußert worden ist nach dem Konzil, und es ist schön, dass er durch Papst Franziskus auch die offizielle kirchenrechtliche Gestalt bekommt, die er in der Praxis der Kirche bereits hat.

Die katholische Kirche als Weltkirche ist vielgestaltig. Erwarten Sie, dass einige Ortskirchen die Öffnung der liturgischen Dienste für Frauen nur zögernd annehmen?

Kardinal Schönborn: Von der Amazoniensynode her kann ich sagen, dass das in dieser speziellen Region der Welt längst gelebte Praxis ist. Viele dieser weit entlegenen kleinen Gemeinden in den weiten Räumen des Amazonas-Waldes werden von Frauen de facto geleitet, das Leben der Gemeinde von ihnen betreut und geführt. Dort ist es sicher keine Neuigkeit, sondern eine Ermutigung und eine Bestärkung. In anderen Teilen der Kirche ist es eine Aufforderung und Ermutigung an alle Bischofskonferenzen, diese Möglichkeiten, wo noch nicht geschehen, auszubauen und auszugestalten. Wie das in Afrika, Asien oder Lateinamerika konkret aussieht, wage ich von unserer europäischen Perspektive her nicht zu sagen.

„Für uns ist es jedenfalls eine Freude, dass diese Dienste damit ihr Gewicht bekommen“

Für uns ist es jedenfalls eine Freude, dass diese Dienste damit ihr Gewicht bekommen und, was ganz wichtig ist, das sagt der Papst auch, die Vorbereitung darauf. In vielen Diözesen machen wir Schulungen des Lektorendienstes, Schulungen des Akolythendienstes, damit man sicht nicht einfach hinstellt und irgendwas macht, sondern dass es ein Dienst an der Verkündigung und am Leben der Kirche ist.

(vatican news)

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11. Januar 2021, 16:50