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Unser Buchtipp: Orlando Figes, Die Europäer Unser Buchtipp: Orlando Figes, Die Europäer 

Buchtipp: Die Europäer

Der britische Historiker Orlando Figes hat in seinem Buch „Die Europäer“ die Entstehung des kulturellen Selbstverständnisses des heutigen Europas aufgezeigt. Er zeichnet darin ein Panorama der für die heutige Gegenwart folgenreichste und vielleicht vergessene Epoche, nämlich der frühen Moderne, in der die Religion unsichtbar wurde.

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass das heutige vereinte Europa nach Ende des Zweiten Weltkriegs vom britischen Premierminister Winston Churchill in der Aula der Universität Zürich gewünscht wurde. Heute ist Großbritannien aus der EU ausgetreten und die Schweiz hält sich seit Jahren fern von dem politischen Integrationsprojekt. Vielleicht sind es aber gerade die Briten und die Schweizer, die Europa als „fremde Verwandte“ besser erklären können. Der britische Historiker Orlando Figes hat in seinem Werk „Die Europäer“, das auf Deutsch im Hanser-Verlag erschienen, unseren heutigen europäischen Zeitgeist anhand der Ereignissen und Kultur des 19. Jahrhunderts aufgezeigt.

Zum Nachhören - die Rezension zum Buch von Orlando Figes

Wie die damaligen beliebten Autoren Charles Dickens oder Émile Zola benützt Figes einen literarisch interessanten Stil der Darstellung der „Realität“ mit der Aufzählung von Details. Das Buch ist nämlich nicht einfach ein Sachbuch für Historiker oder ein Roman für Lesemäusen. Das über 560 Seitenstarke Werk geht auf die Dreiecksbeziehung zwischen der spanischstämmigen Sängerin Pauline Viardot, ihrem französischen Ehemann Louis und dem dritten Partner im Bunde, dem russischen Schriftsteller Iwan Turgenew. Europa ist also eine Vermischung von Sprachen, Kulturen und Einstellungen. Was sie zusammenhält, ist der gegenseitige Respekt und Hochachtung. Doch beim Lesen fragt man sich, was ist denn aus dem christlichen Europa passiert? Lässt sich die katholische Kirche in der damaligen Zeit nur auf das Erste Vatikanische Konzil von 1870 zusammenfassen und dem Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes? Beim Lesen des Buches hat man den Eindruck, dass sich die damaligen Europäer um andere Dinge kümmerten als die Frage nach Gott. Es war eine Zeit der Uniformität, oder wie wir es heute nennen würden: der Globalisierung. Figes Werk gibt dazu einen hervorragenden Einblick und ist für alle interessant, die die heutige Zeit besser verstehen wollen.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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02. Januar 2021, 11:32