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D: Augsburger Bischof kritisiert Christmetten-Regelung

In Bayern hat es in diesen Tagen Diskussionen über die ab 21.00 Uhr geltende Ausgangssperre gegeben. Eigentlich sollte es für die traditionellen Christmetten am Heiligabend eine Ausnahmregelung in Kraft treten, doch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) teilte am Dienstag mit, es werde wegen der hohen Infektionszahlen keine Sonderregelung geben, auch nicht für Familien und Kirchen. Der Augsburger Bischof Bertram Meier ist enttäuscht über die Entscheidung der bayerischen Regierung.

Auch die evangelische Landeskirche sprach von einem „schmerzlichen Eingriff“, sagte aber zu, alle Feiern auf frühere Zeiten nach vorne zu verlegen. Die sieben katholischen Bistümer in Bayern protestierten zunächst gegen die Einschränkungen, werden sich nun aber an die Vorgaben halten – also müssen alle Kirchgänger um 21.00 Uhr wieder zu Hause sein. Die Christmetten müssen daher früher beginnen oder per Livestream ohne Besucher übertragen werden.

Zum Nachhören - was der Augsburger Bischof den Kollegen von Radio Horeb sagte

Der Programmdirektor von Radio Horeb, Pfarrer Richard Kocher, war dazu im Gespräch mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier und wollte wissen, ob denn die bayerischen Bischöfe darüber mit der Regierung in München im Austausch waren:

„In diesem Fall hat es ehrlich gesagt zumindest auf oberster Ebene der Bischöfe keinen Dialog gegeben. Wir haben erst aus der Pressekonferenz unseres Ministerpräsidenten Söder, der ein gläubiger evangelischer Christ ist, das Ganze erfahren und es steht außer Zweifel, dass Markus Söder eine klare Parole ausgegeben hat. Es wird auch für die Kirchen am Heiligabend keine Ausnahme geben. Das haben wir also erst dann erfahren und da sind wir hellhörig geworden. Es gab einen Austausch mit den Mitbrüdern im bayerischen Episkopat und haben uns dann ein bissl auf die Hinterbeine gestellt, um nachzuhören und es war dann auf einer kleineren Ebene zwischen Staatskanzlei und dem katholischen Büro – übrigens auch im ökumenischen Schulterschluss – wohl ein Gespräch geführt worden, aber de facto war selbst in diesem Gespräch die Sache schon entschieden. Die Würfel waren gefallen, es war wohl weniger so, dass man da nachjustieren konnte und wollte, sondern die Entscheidung stand.“

Danke an die Seelsorger

Der Bischof betonte, er bedaure die neuen Rahmenbedingungen sehr und danke allen, die sich seit Wochen für eine „sichere und würdige Feierkultur“ an Weihnachten eingesetzt hätten.

„Und deshalb war ich auch sehr deutlich in meiner ersten Reaktion, als ich davon sprach, dass wir förmlich überrumpelt wurden. Ich war selber sieben Jahre auf einem diplomatischen Posten und diplomatisch hätte ich eine andere Ansage gemacht, dann hätte ich gesagt, ich bin erstaunt und verwundert, aber ich wollte ein klares Signal setzen. Wir werden selbstverständlich jetzt die Regeln umsetzen. Der Generalvikar (von Augsburg, Anm. d. Red) hat noch in diesen Tagen für unsere Pfarreien und anderen Gemeinschaften die neuen Bedingungen, die manches vorschreiben und unverändert lassen, rausgeschickt, aber der Grund, aus dem ich das so deutlich kritisiert habe, ist: wir treten bald in das neuen Kalenderjahr ein, Corona wird uns wohl so schnell nicht verlassen, auch wenn es einen Impfstoff gibt, die Zahlen galoppieren mit 952 Toten, da kann ich nur von einer großen Sorge auch von mir als Mensch, als Christ, als Bischof sprechen. Das möchte ich nicht schmälern, aber es steht dann bald die Fastenzeit und der Osterfestkreis bevor und die Kar- und Osterwoche sind der eigentliche Höhepunkt des Kirchenjahres. Ich möchte als Bischof nicht mehr dazu einladen, dass Seelsorger – hauptberufliche oder ehrenamtliche Frauen und Männer – sich zusammensetzen, um kreativ nach Lösungen für die Karwoche zu suchen, um dann unter Umständen wieder 10 Tage zuvor hören zu müssen, wie toll sie sich zwar vorbereiten, aber dass sie das dann wieder aufgeben müssen. Mir geht's dann wirklich darum, klar zu sein und deshalb meine Bitte, dass wir in einen geordneten Dialog gehen, um auch für uns Kirchen eine Planungssicherheit zu haben. Es geht mir vor allem um Ehrlichkeit und um eine Entscheidungsfindung auf Augenhöhe.“

Die ursprünglich für 23.30 Uhr im Augsburger Dom geplante Christmette mit Bischof Bertram Meier wird bereits um 19 Uhr beginnen. Auch zu dieser geänderten Zeit wird der Gottesdienst live auf der Homepage des Bistums übertragen werden. Die bereits reservierten Zugangskarten für den Dom behalten ihre Gültigkeit, so der Bischof.

(radio horeb – mg)

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18. Dezember 2020, 05:51